Gelatine ist nicht nur in Gummibärchen, sondern auch vielen anderen alltäglichen Produkten enthalten. Was das Geliermittel Gelatine so problematisch macht, erfährst du in diesem Artikel.
Im Supermarkt findest du Gelatine in Pulverform oder als dünne Blätter. Zudem befindet sich das tierische Geliermittel in einer Reihe von unterschiedlichen Fertigprodukten. Für Vegetarier:innen und Veganer:innen fallen diese damit raus. Gelatine wird nämlich aus tierischem Bindegewebe gewonnen und geht dadurch mit denselben ökologischen Problemen einher wie andere Produkte tierischen Ursprungs.
Worin Gelatine steckt
In der Regel kommt Gelatine als Geliermittel (z.B. bei Gummibärchen) zum Einsatz. Unternehmen nutzen Gelatine jedoch auch, um das Volumen oder die Textur von Lebensmitteln zu verbessern. Dies ist insbesondere bei fettreduzierten Diätprodukten der Fall.
Du findest Gelatine unter anderem in diesen Produkten:
- Cremes, Joghurt- und Quarkspeisen
- Tortenguss
- Süßigkeiten (wie Marshmallows, Lakritz oder Schokoküsse)
- Müsliriegel
- Sülze und Aspik
- Tierprodukte
- Kapseln für Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel
- Kosmetikprodukte (wie Duschgel, Gesichtscreme oder -masken)
Als Hilfsmittel setzt die Lebensmittelindustrie Gelatine auch zur Klärung von Saft, Wein, Apfelwein, Essig und Limonaden ein. Auch in ausländischem Bier kann das tierische Stoffgemisch enthalten sein. In diesen Fällen muss der tierische Stoff nicht auf der Zutatenliste angegeben werden.
Schließlich findet sich Gelatine undeklariert auch in weiteren Produkten, wo man sie nicht vermuten würde. So ist sie zum Beispiel Bestandteil von Filmrollen, beschichtetem Druckerpapier oder Streichholzköpfen.
Gelatine: Herstellung aus tierischen Stoffen
Bei Gelatine handelt es sich um ein Stoffgemisch aus Proteinen tierischen Ursprungs. In der Regel stammen die Stoffe aus dem Bindegewebe geschlachteter Tiere. Für die Herstellung werden Schlachtabfälle (wie Häute, Knochen, Sehnen, Knorpel oder Bänder) in Wasser ausgekocht. Das Endprodukt Gelatine besteht dann
- zu 84 bis 90 Prozent aus tierischem Eiweiß,
- zu ein bis zwei Prozent aus mineralischen Salzen,
- zu einem winzigen Anteil aus Wasser.
Der Großteil der Gelatine in Europa stammt laut Hersteller:innen von Schweinen. Ein kleiner Teil wird aber auch aus den Kadavern von Rindern und Fischen hergestellt. Unternehmen müssen in der Regel nicht angeben, von welchem Tier die Gelatine stammt, so die Verbraucherzentrale. Nur bei der seltenen Fischgelatine ist eine Angabe verpflichtend.
Gelatine in der Kritik: Problematische Haltung der Tiere
Da Gelatine aus den Resten getöteter Tiere hergestellt wird, ist sie äußerst problematisch:
- Haltung der Tiere: Besonders die Massentierhaltung sowie eine mangelnde artgerechte Tierhaltung sorgen für Kritik. Dies ist vor allem bei Gelatine aus konventioneller Tierhaltung der Fall, in der die Bedürfnisse der Tiere oft komplett ignoriert werden. Oft liegen verletzte oder sogar tote Tiere mitten im Stall zwischen den anderen Tieren. Auch ein Bio-Siegel auf Gummibärchen mit Gelatine ist nicht unbedingt ein Garant für das Wohlbefinden der Tiere. Mehr zu diesem Thema erfährst du hier: Was haben die Tiere von Bio-Tierhaltung? Bei Gelatine kommt das Problem hinzu, dass Hersteller:innen das Gemisch aus verschiedenen Schlachtabfällen produzieren. Du weißt also nie ganz sicher, aus welcher Region oder von welchem Hof das Geliermittel stammt.
- Transport: Für die Schlachtung müssen die Tiere zudem teilweise lange Transportwege bis zum nächsten Schlachthof zurücklegen. Dabei pfercht man die Tiere auf kleinstem Raum zusammen, wo sie stunden- oder sogar tagelang ausharren müssen. Verletzungen, Dehydrierung, Stress oder Überhitzung kommen bei den Tiertransporten immer wieder vor. Oft sterben Tiere während oder direkt nach dem Transport.
- Schlachthof: Beim Schlachten betäuben Arbeiter:innen oder Maschinen die Tiere zum Beispiel durch Gase. Tierschützer:innen kritisieren, dass die Tiere dabei unter großer Atemnot leiden und langsam und qualvoll das Bewusstsein verlieren. Zudem werden nicht alle Tiere ausreichend betäubt, sodass einige bei vollem Bewusstsein sind, wenn die Schlachtmaschinen ihnen die Schlagader durchschneiden oder sie ins heiße Brühbad tauchen. Mangelnde Kontrollen und Tierschutzverstöße werden immer wieder aufgedeckt.
Weitere Nachteile von Gelatine: Öko-Bilanz, Wasserverbrauch & Co.
Die Herstellung tierischer Produkte wie Gelatine bringt noch weitere ökologische Probleme mit sich:
- Für den Anbau von Futtermitteln sind große Flächen nötig, auf denen direkt Nahrung für Menschen gepflanzt werden könnten.
- Da immer mehr Boden für Futtermittel nötig ist, rodet der Mensch immer mehr Wälder, zerstört wilde Gras- und Waldflächen und vertreibt Tiere aus ihrem Lebensraum.
- Aufgrund von Tiertransporten und Import von Futtermitteln hat Gelatine zudem eine sehr schlechte Ökobilanz, da es im Herstellungsprozess zu hohen Mengen an CO2-Emissionen kommt. Die Massentierhaltung ist damit maßgeblich an der fortschreitenden globalen Erwärmung beteiligt.
- Für den Anbau von Futtermitteln und die Versorgung der Schlachttiere verbraucht die Landwirtschaft zudem viel Wasser. Dies ist eine weitere wichtige Ressource, die immer knapper wird (mehr zu Wasserknappheit).
Gelatine ersetzen: So geht's
Wenn du auf Gelatine verzichtest, kannst du also wertvolle Ressourcen sparen und Tierleid vermeiden. Zu typischen veganen Gelatine-Ersatzprodukten zählen zum Beispiel:
- Agar-Agar
- Pektin
- Speisestärke
- Kartoffelmehl
- Johannisbrotkernmehl
- Guarkernmehl
In diesem Artikel erklären wir dir genauer, welche pflanzlichen Alternativen sich für welche Zwecke eignen: https://utopia.de/ratgeber/gelatine-ersatz-vegane-alternativen-auf-pflanzlicher-basis/
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Gummibärchen selber machen – bio, vegan und lecker
- Agar Agar: Was du über das pflanzliche Geliermittel wissen musst
- Diese 10 Produkte sind nicht vegan oder vegetarisch
Überarbeitet von Paula Boslau
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?