Für manche ist es eine meditative Angelegenheit, sich mit kochendem Wasser selbst einen Filterkaffee zu brühen. Durch einen simplen Trick wird der Kaffee dabei stärker – so kannst du teures Kaffeepulver sparen. Dass die Preise steigen, hat übrigens einen ernsten Grund.
Kaffeepulver ist zuletzt immer teurer geworden – höchste Zeit also, möglichst sparsam damit umzugehen. Wie man bei handgebrühtem Filterkaffee ein starkes Getränk aus möglichst wenig Pulver bekommt, haben Physiker:innen ergründet. Ihr Tipp: das Wasser aus großer Höhe in einem durchgängigen Strahl auf das Pulver gießen.
Die richtige Technik macht Kaffee stärker und spart Pulver
Filterkaffee ist dem Deutschen Kaffeeverband zufolge die beliebteste Art, Kaffee zu genießen – zubereitet mit einer Maschine oder manuell mit einem Porzellan- oder Kunststofffilter, ausgelegt mit speziellem Filterpapier. Beim sogenannten Pour-over-Kaffee wird heißes Wasser langsam und kreisförmig über frisch gemahlenes Kaffeepulver in einen solchen Filter gegossen. Diese regional schon lange gebräuchliche Art der Zubereitung erfreut sich seit einiger Zeit wieder größerer Beliebtheit.
Ideal beim Pour-over-Verfahren sei der Wasserstrahl aus sogenannten Schwanenhals-Wasserkochern, um die erforderliche Höhe und Strömungsart zu erreichen, erklären die Forschenden im Fachjournal Physics of Fluids. Der Ausguss dieser Wasserkocher erinnert an die Form eines Schwanenhalses und soll möglichst präzises Ausgießen ermöglichen.
Ein starker, konzentrierter Wasserstrahl erzeugt demnach eine Art Lawine im Kaffeepulver: Das verdrängte Pulver zirkuliert, während sich das Wasser tiefer ins Kaffeebett gräbt. Das führe zu einer stärkeren Durchmischung von Wasser und Kaffeemehl – und damit zu einem stärkeren Kaffee.
“Wenn der Wasserstrahl zu dünn ist, neigt er dazu, in Tröpfchen zu zerfallen”, erklärte Mitautorin Margot Young von der University of Pennsylvania. Er könne das Kaffeemehl dann nicht effektiv mit dem heißen Wasser vermischen.
Sparpotenzial: Deutsche trinken 163 Liter Kaffee im Jahr
Das Team nutzte neben echtem Kaffeepulver ergänzend laserbeleuchtete transparente Partikel in einem Glastrichter, um die Mischdynamik verfolgen und analysieren zu können. Generell könne man in der Küche viel Physikalisches und Chemisches lernen, gab Mitautor Arnold Mathijssen von der University of Pennsylvania zu bedenken. “Es führt zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wo man sie nicht erwartet hat.”
Kaffee ist eines der beliebtesten Getränke in Deutschland: Der Pro-Kopf-Verbrauch lag dem Deutschen Kaffeeverband zufolge im vergangenen Jahr bei rund 163 Litern. Kaffeehandel ist ein Milliardengeschäft und für viele Länder weltweit eine wichtige Einnahmequelle. “Kaffee ist eines der bedeutendsten Welthandelsgüter”, heißt es beim Kaffeeverband.
Kaffeeanbau ist bedroht – mit Folgen
Jedes Jahr werden weltweit mehrere Milliarden Kilogramm Kaffee konsumiert, wie der US-Dachverband physikalischer Fachgesellschaften AIP erklärt. Der fortschreitende Klimawandel bedrohe den Anbau aber. Unter anderem gehen geeignete Anbauflächen verloren, Extremwetterereignisse verursachen Ernteausfälle. Zugleich steigt die globale Nachfrage, etwa in Asien. In den vergangenen Jahren ist Kaffee in der Folge bereits deutlich teurer geworden: Seit Anfang 2024 haben sich die Rohkaffeepreise verdoppelt.
Grund seien vor allem ungünstige klimatische Bedingungen während der letzten Blütezeit von August bis Oktober, erklärt WWF-Expertin Ulrike Hardner. Die erschwerten Anbaubedingungen führten zu Ernteeinbußen, vor allem bei der Sorte Arabica.
Wieso Kaffeepulver sparen? Preise stark gestiegen
Eine Auswertung der Preisvergleichsapp Smhaggle für die Deutsche Presse-Agentur zeigt: Die Regalpreise für gemahlenen Kaffee oder Kaffeepads von Jacobs, Mövenpick, Melitta oder Senseo liegen aktuell (zum 7. April) 9 bis 33 Prozent höher als zum Jahreswechsel. Bei Kaffeebohnen dieser Marken sind es sogar bis zu 43 Prozent. Die preisgünstigeren Eigenmarken der Lebensmittelhändler wie “Barissimo”, “Bellarom”, “Gut & Günstig” oder “Ja” kosten 28 bis 30 Prozent mehr als Anfang Januar. Tchibo hatte seine Preise im Februar ebenfalls erhöht – je nach Sorte zwischen 50 Cent und 1 Euro pro Pfund.
Kaffee war bereits in den vergangenen Jahren teurer geworden. Besonders stark fiel der Preisanstieg bei Eigenmarken aus. Die Packung Mahlkaffee kostet derzeit fast 84 Prozent mehr als im Januar 2022.
Wird Kaffee im Supermarkt bald wieder billiger?
Der Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank erwartet das nicht – selbst wenn die Rohkaffeepreise wieder etwas nachgeben sollten. “Es wäre ein deutlicher Preisrückgang über viele Monate nötig, damit die Preise im Einzelhandel wieder sinken.” Dass die Kund:innen im Laufe des Jahres noch tiefer in die Tasche greifen müssen, glaubt er eher nicht. Es sei unwahrscheinlich, dass Marken, die kürzlich eine Preiserhöhung durchgesetzt hätten, bald eine weitere fordern.
WWF-Expertin Hardner geht davon aus, dass die Kaffeepreise in den nächsten Jahren hoch bleiben, auch wenn sich die Ernten erholen. Extreme Wetterlagen würden künftig häufiger auftreten. Der Anbau der empfindlichen Arabica-Pflanze in höheren Lagen werde immer schwieriger.
Utopia-Tipp: Manchmal lohnt es sich, ein paar Cent mehr für deinen Kaffee auszugeben – wenn dafür bessere Bedingungen für die Menschen garantiert werden, die die Bohnen anbauen. Viele Kaffeemarken arbeiten hier intransparent, wie Tests von Stiftung Warentest und Öko-Test zeigen. Nur wenige Marken mit Bio- und „Gepa Fair+“-Siegel konnten überzeugen.
War dieser Artikel interessant?