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Keine Schadstoffe mitessen: Diese Verpackungen sind gut für Lebensmittel

Schadstoffe in Verpackungen
Foto: CC0 / Pixabay / MMT

Viele Lebensmittel sind (fast) nur verpackt erhältlich. So kommen sie unter Umständen auch mit Schadstoffen in Berührung. Denn einige Chemikalien können sich aus Plastik, Papier und Dose lösen. 

Verpackungen können Lebensmittel vor äußeren Einflüssen schützen, sie transportfähig und für längere Zeit haltbar machen. Oft sind Verpackungen allerdings überflüssig – viele Lebensmittel kommen von Natur aus bereits mit einer „Verpackung“ in Form ihrer Schale – und können wegen der sogenannten Migration auch problematisch werden. Als Migration bezeichnen Expert:innen es, wenn Inhaltsstoffe aus Verpackungen und Behältnissen in Lebensmittel übergehen.

Daher erklärt Kerstin Effers, Expertin für Umwelt und Gesundheitsschutz der Verbraucherzentrale NRW: „Wichtig ist, dass […] Behältnisse verwendet werden, die für den Kontakt mit Lebensmitteln hergestellt wurden. Erkennbar ist das oft an einem Glas-Gabel-Symbol. Aber nicht jedes Material ist für die verschiedenen Lebensmittel und Zwecke gleich gut geeignet“. 

Schadstoffübergange vermeiden mit den richtigen Verpackungen

Der leere Joghurtbecher, um Lebensmittel einzufrieren? Das solltest du vermeiden.
Der leere Joghurtbecher, um Lebensmittel einzufrieren? Das solltest du vermeiden.
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)

Mit den richtigen Verpackungen und Behältnissen für Lebensmittel lässt sich die Migration unerwünschter Stoffe vermeiden oder zumindest reduzieren. Grundsätzlich ist es wichtig, dass du bestimmte Verpackungen nicht zweckentfremdest, zum Beispiel solche, die nur für den Einmalgebrauch vorgesehen sind. Die Verbraucherzentrale NRW gibt folgende Tipps: 

Verpackungen nicht zweckentfremden

  • Um Ressourcen zu schonen, ist es in der Regel empfehlenswert, Dinge so oft es geht zu gebrauchen, bevor man sie entsorgt. Bei Einmalverpackungen und Kunststoff-Joghurtbechern mit Deckel sieht das anders aus.
  • Sind sie leer, solltest du sie nicht für Lebensmittel weiterverwenden. Denn wenn du sie zum Beispiel mit heißen Speisen befüllst, obwohl sie dafür nicht hergestellt wurden, können sich Chemikalien aus der Kunststoffverpackung lösen und in das eingefüllte Lebensmittel übergehen. 

Für Fetthaltiges Edelstahl, Glas oder Porzellan wählen

  • Mayonnaise oder Kräuterbutter rührst du immer in der Plastikschüssel an und bewahrst sie gleich darin auf? Besser nicht, denn solch fetthaltige Lebensmittel lösen viele Chemikalien besonders leicht aus Plastikbehältern heraus.
  • Greife stattdessen zu Behältern aus Glas, Porzellan oder Edelstahl.
  • Diese Materialien sind außerdem langlebiger als Kunststoff, können sich nicht verfärben, nicht so leicht zerkratzen, geben kein Mikroplastik ab, sind geschmacksneutral und hygienisch, weil du sie heiß spülen kannst.

Hohe Temperaturen: Keinen Kunststoff verwenden

  • Vermeide die Verwendung von Kunststoffgeschirr, zum Beispiel Pfannenwender aus Melaminharz, bei hohen Temperaturen, da sich chemische Substanzen leichter lösen. Melaminharz kann sich zum Beispiel in seine gesundheitsschädlichen Bausteine Melamin und Formaldehyd zerlegen.
  • Nutze für die Mikrowelle Porzellan oder Glas und fülle Lebensmittel erst in Kunststoffbehälter, wenn sie abgekühlt sind. 

Alufolie: Nicht für Saures und Salziges

  • Alufolie ist schon alleine aufgrund ihrer umweltschädlichen Herstellung problematisch. Aber auch aus gesundheitlichen Gründen solltest du auf Alufolie verzichten.
  • Packst du saure oder salzige Lebensmittel darin ein, kann sich Aluminium lösen und in die Nahrung übergehen.

Frischhaltefolie vs. Bienenwachstuch

  • Anstelle von Alufolie greifen viele zur Frischhaltefolie oder zum Bienenwachstuch. Während erstere viel unnötigen Kunststoffmüll verursacht, ist das Bienenwachstuch zwar plastikfrei, hat aber einen hygienischen Nachteil, weil du es nicht heiß spülen kannst.
  • Oft sind Folie und Tuch aber auch gar nicht nötig: Decke Schüssel mit Tellern ab und packe Lebensmittel für unterwegs in geeignete Behälter aus Glas oder Edelstahl.

Schraubgläser als umweltfreundliche Alternative

    Problematische Stoffe in Lebensmittelverpackungen: Klebstoffe

    In Verpackungen gibt es laut der Verbraucherzentrale eine Reihe von Substanzen, die in Lebensmittel migrieren können. Dazu zählen:

    • Klebstoffe
    • Bisphenol A (BPA)
    • Weichmacher (Phthalate)
    • Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS)
    • Mineralöle

    Klebstoffe

    Wiederverschließbare Verpackungen sind praktisch: Du kannst das Lebensmittel nicht nur darin transportieren, sondern auch lagern, da sich die Packung nach dem Öffnen wieder schließen lässt. Diese Funktion findest du zum Beispiel häufig bei Wurst- und Käsewaren. Der Verbraucherzentrale zufolge können von solchen Verpackungen mehr Stoffe ins Lebensmittel übergehen als von nicht wiederverschließbaren Verpackungen. Aber auch die meisten anderen Verpackungen und Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, werden immerhin unter Verwendung von Klebstoffen hergestellt. 

    Bei nicht fachgerechter Verarbeitung von Klebstoffen können aromatische Amine entstehen, die bereits in geringen Mengen als krebserregend gelten. Laut Verbraucherzentrale gibt es derzeit, auch auf nationaler Ebene, keine für Klebstoffe spezifischen rechtlichen Regelungen, was die Grenzwerte angeht, die migrieren dürfen.

    Bisphenol A (BPA)

    Konservendosen sind mit einer BPA-haltigen Schicht ausgekleidet.
    Konservendosen sind mit einer BPA-haltigen Schicht ausgekleidet.
    (Foto: CC0 / Pixabay / PublicDomainPictures)

    Bisphenol A (BPA) ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Chemikalien im Zusammenhang mit Lebensmittelverpackungen und -materialien. Sie wird bei der Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat und von Epoxid-Kunstharzen verwendet. In vielen Produkten des täglichen Gebrauchs ist BPA enthalten: 

    • Plastikflaschen
    • Thermopapier
    • Auskleidung von Konserven- und Getränkedosen
    • Mikrowellengeschirr 
    • Mehrweg-Plastikgeschirr

    Aus all diesen Gegenständen und Verpackungsmaterialien kann sich BPA lösen und in die Nahrungsmittel übergehen, weswegen dieser hormonähnlich wirkende Schadstoff bereits weitverbreitet ist und in erheblichen Konzentrationen im menschlichen Organismen nachgewiesen werden konnte. Wie viel BPA ein Mensch täglich ohne gesundheitliche Konsequenzen aufnehmen darf, ist seit Jahren Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Mehr dazu kannst du hier nachlesen: Bisphenol S: Was du über den Ersatzstoff wissen musst

    Gut zu wissen: Viele Produkte für Säuglinge und Kleinkinder (z.B. Schnuller und Babyflaschen) sind mittlerweile per Gesetz BPA-frei.

    Weichmacher (Phthalate)

    Wie der Name bereits vermuten lässt, dienen Weichmacher dazu, Kunststoffe weicher und biegsamer zu machen – Eigenschaften, die vor allem Lebensmittelverpackungen häufig aufweisen müssen. Eine Quelle von Weichmachern sind beispielsweise die unscheinbaren PVC-Dichtungsringe von Gläsern. Allerdings sind Phthalate auch in Kanistern und Schläuchen enthalten, weswegen sie bereits während der Produktion in die Lebensmittel migrieren können, erklärt Ökotest. So ließen sich Weichmacher schon in zahllosen Lebensmitteln feststellen, zum Beispiel in Pesto oder in Nüssen. 

    Zu den Weichmachern gehört eine ganze Gruppe von Stoffen. Einige davon gelten als fortpflanzungsgefährdend. Andere stehen im Verdacht, die Leber zu schädigen oder die Gesundheit durch eine Veränderung des Hormonsystems zu schädigen.

    Tipp: Dichtungsringe ohne Weichmacher erkennst du an der blauen Farbe.

    Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS)

    Die sogenannten Ewigkeitschemikalien lösen sich zum Beispiel aus Fastfood-Verpackungen.
    Die sogenannten Ewigkeitschemikalien lösen sich zum Beispiel aus Fastfood-Verpackungen.
    (Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

    Sie sind auch als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt, weil sie kaum abbaubar sind: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Die Stoffe konnten daher als Chemiecocktail mittlerweile im Menschen, in der Nahrungskette und in der Umwelt nachgewiesen werden. 

    Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung nehmen Menschen PFAS vorwiegend mit dem Trinkwasser und mit Lebensmitteln auf. Dorthin gelangen sie zum Beispiel über

    • antihaft-beschichtete Pfannen,
    • Folien,
    • Fastfood-Verpackungen,
    • Tüten für Mikrowellen-Popcorn,
    • Backpapier,
    • Muffin-Förmchen und
    • Beschichtungen von Küchengegenständen wie Tellern, Tassen oder Aufbewahrungsboxen,

    in denen PFAS wegen ihrer vorteilhaften wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften häufig Verwendung finden. 

    Laut der Verbraucherzentrale vermutet die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), dass einzelne PFAS in Verbindung mit verminderten Impfwirkungen, geringerem Geburtsgewicht, erhöhtem Cholesterinspiegel und Infekten wie Darmentzündungen stehen. Allerdings sind viele der 4.700 Stoffe noch kaum untersucht.

    Mineralöle

    Lebensmittel können einerseits in der Produktion mit Mineralölen in Kontakt kommen, da sie als Schmieröl zum Beispiel in Erntefahrzeugen oder anderen Maschinen eingesetzt werden. Doch auch über bedruckte Verpackungen gelangen Mineralöle in die Nahrung. Das trifft insbesondere auf Pappe und Recyclingpapier zu, erklärt Ökotest. Denn dieses enthält oft mit mineralölhaltigen Farben bedrucktes Zeitungspapier. 

    Ökotest hat Mineralöl bereits in etlichen Lebensmitteln nachweisen können, unter anderem in Butter, Babynahrung, Olivenöl, Nudeln, Mehl und Wurst. 

    MOSH und MOAH sind zwei Mineralölbestandteile. MOSH kann sich laut der Verbraucherzentrale im Körper anreichern; über MOAH ist hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen nur klar, dass sie „in jedem Fall hochbedenklich sind und einige dieser Verbindungen Krebs erregen können“, so Ökotest. 

    Fazit: Weniger Verpackung ist besser

    Gläser sind eine gesundheitlich unbedenklichere Wahl als Lebensmittelverpackung.
    Gläser sind eine gesundheitlich unbedenklichere Wahl als Lebensmittelverpackung.
    (Foto: CC0 / Pixabay / Filmbetrachter)

    Ob Plastik, Pappe, Papier oder Dosen: In so gut wie allen gängigen Verpackungsmaterialien sind unerwünschte Stoffe enthalten, die in Lebensmittel übergehen können. In vielen Fällen sind diese Stoffe bereits im menschlichen Organismen nachgewiesen worden – was hinsichtlich ihrer möglichen gesundheitlichen Auswirkungen bedenklich ist. Oft fehlen allerdings noch gesicherte Erkenntnisse zu den genauen Folgen einiger Chemikalien für die Gesundheit. 

    Das heißt: Um sicherzugehen, solltest du versuchen, weniger verpackte Lebensmittel zu kaufen und darauf zu achten, Lebensmittel nur in geeigneten Behältnissen aufzubewahren. Diese Tipps können dabei helfen:

    • Gerade Lebensmittel, die durch ihre Schale bereits von Natur aus verpackt sind, lassen sich leicht auch ohne Verpackung finden, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt oder in Hofläden
    • An der Wurst- und Käsetheke findest du unverpackte Waren. Noch besser für Klima, Umwelt und Tierwohl ist es allerdings, wenn du den Konsum solcher Lebensmittel grundsätzlich reduzierst. 
    • In Unverpackt-Läden findest du lose Lebensmittel wie Nudeln, Haferflocken, Nüsse und Trockenfrüchte ohne Verpackung. 
    • Greife, wo es geht, zu Lebensmitteln in Gläsern. Sogar pflanzliche Drinks und Joghurts sind in gut sortierten (Bio-)Supermärkten bereits erhältlich. Idealerweise haben diese Lebensmittel einen blauen Dichtungsring, in dem keine Weichmacher enthalten sind. Dann sind Gläser eine gesundheitlich unbedenkliche Wahl. Wichtig ist: Verwende Mehrweggläser, um die Klimabilanz zu verbessern. Mehr dazu hier: Einweg oder Mehrweg, Glas- oder Plastikflaschen: Was ist umweltfreundlicher?
    • Verwende nur solche Behältnisse, um Lebensmittel aufzubewahren, zu erhitzen oder einzufrieren, die dafür auch gedacht sind. 

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