Durch die momentanen Einschränkungen ist bei vielen Familien und Wohngemeinschaften ein Lagerkoller nah. Wie du trotz allem ruhig und besonnen bleiben kannst, erfährst du hier.
Das Coronavirus bringt zurzeit das öffentliche Leben zum Stillstand. Viele Menschen arbeiten von Zuhause aus, Veranstaltungen finden nicht statt, die Gastronomie ist geschlossen und es herrschen Kontaktbeschränkungen. Zusammen mit den kalten Temperaturen zwingt uns das dazu, einen Großteil des Tages im Haus oder der Wohnung zu verbringen. Dadurch verbringen einige plötzlich außergewöhnlich viel Zeit mit Familienmitgliedern und Mitbewohner*innen und es kommt immer wieder zu Reibereien und Konflikten.
Andere, die allein wohnen, fühlen womöglich von der Außenwelt und ihren sozialen Kontakten isoliert. So ist es völlig normal, dass uns diese Situation auch psychisch stark belastet. Verstärkt durch Langeweile, Lustlosigkeit und Enttäuschung liegt ein Lagerkoller nicht fern.
Wir geben dir Tipps, die dir dabei helfen können, mit der außergewöhnlichen Situation umzugehen und wieder zu mehr Ruhe, Gelassenheit und Optimismus zurückzufinden.
Gegen Lagerkoller: Beschäftigung und Struktur
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat auf die derzeitige Situation reagiert und Tipps veröffentlicht, wie du mit den Herausforderungen einer Quarantäne umgehen und so einem Lagerkoller vorbeugen kannst:
- Du hast jetzt plötzlich viel freie Zeit und weißt gar nicht, wie du diese am besten nutzen kannst? So kommt es schnell zu Langeweile und Frustration. Um dem vorzubeugen, solltest du dir Tätigkeiten überlegen, die dir Spaß machen und dich beschäftigen.
- Der Psychologie-Professor Stephan Mühlig rät dazu, nicht nur auf passive Unterhaltung (also Videospiele, Serien und so weiter) zurückzugreifen. Er empfiehlt, auch Tätigkeiten einzuplanen, die dich kognitiv fordern. Lässt du dich den ganzen Tag nur von Serien und Filmen berieseln, fühlst du dich am Ende des Tages schnell müde und lustlos und hast vielleicht nach ein paar Tagen das Gefühl, viel Zeit verschwendet zu haben. Der Lagerkoller ist damit vorprogrammiert.
- Beschäftige dich besser, indem du zum Beispiel neue Fertigkeiten erlernst. So hast du das Gefühl, die angeordnete Quarantäne auf positive Weise für dich zu nutzen. Es hilft zudem, wenn du dir immer wieder kleine (realistische) Ziele setzt, sodass du jeden Tag auf einen Erfolg hinarbeiten kannst. So kannst du zum Beispiel eine neue Sprache, ein Instrument, neue Mal-, Koch- oder Backtechniken lernen. Online-Plattformen, auf denen du kostenlos Kurse zu unterschiedlichen Themen machen kannst, findest du in diesem Artikel: 5 kostenlose Online-Weiterbildungen: So nutzt du die Zeit zuhause sinnvoll
- Plane deinen Tagesablauf und sorge dafür, dass jeder Tag möglichst nach dem gleichen Rhythmus abläuft. Lege also fest, wann du ungefähr aufstehst, ins Bett geht, in welchem Zeitraum du eventuell im Homeoffice arbeiten willst und wann du dir Zeit für Hobbys nimmst.
- Trotz sozialer Distanzierung solltest du regelmäßig deine sozialen Kontakte per Telefon oder Videoanruf pflegen. Rufe auch von dir aus alleinlebende Menschen an, schreibe Briefe oder schicke ein kleines Päckchen, um ihnen die einsame Zeit zu erleichtern.
Lagerkoller bekämpfen: Bewegung, Pausen und Regeln
Hier sind weitere Empfehlungen des Bundesamts, die dir dabei helfen, die Zeit sinnvoll zu nutzen und dabei möglichst ruhig und besonnen zu bleiben:
- Bleibe in Bewegung! Gegen Lagerkoller hilft am besten ein Spaziergang oder eine Joggingrunde an der frischen Luft. So bleibst du nicht nur körperlich aktiv, sondern hast auch einen kleinen Tapetenwechsel. Aber auch ohne das Haus zu verlassen kannst du dich fit halten. Mehr dazu erfährst du hier: Workout zuhause: Ideen für Sport in den eigenen vier Wänden
- Achte darauf, dir Pausen und Zeit für dich selbst zu nehmen. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um neue Entspannungs- und Atemübungen zu lernen oder mit einer täglichen Meditation zu beginnen. Dies gibt dir die Möglichkeit, deine Gefühle und Gedanken wahrzunehmen. Gerade in dieser Ausnahmesituation ist es wichtig, dass du nicht für negative Gefühle verurteilst, sondern diese einfach beobachtest und so akzeptierst, wie sie sind.
- Es kann auch hilfreich sein, deine Gedanken aufzuschreiben oder mit Familienmitgliedern und Freund*innen am Telefon zu besprechen.
- Informiere dich nur auf seriösen Seiten (zum Beispiel auf der Seite des Robert-Koch-Instituts oder der Bundesministerien) über die aktuelle Lage. Achte zudem darauf, deinen Medienkonsum generell einzuschränken. Vermeide es, ständig neue Nachrichten anzuklicken. Dies führt oft zu mehr Unsicherheit, Angst und Panik.
- Wenn du mit anderen Menschen in einem Haushalt wohnst, sollte jede Person einen Rückzugsort oder zumindest regelmäßig die Möglichkeit haben, Zeit allein zu verbringen.
- Sprecht euch über eure Pflichten im Haushalt ab und erstellt eventuell Regeln für die gemeinsame Quarantänezeit. (zum Beispiel einen Putzplan und Verhaltensregeln).
Fühlst du dich trotz Allem mit der Situation überfordert, solltest du auch jetzt nicht zögern, dir professionelle Hilfe zu suchen. Viele Psycholog*innen und Psychotherapeut*innen bieten Sprechstunden per Telefon oder Videoanruf an.
Lagerkoller bei Kindern: Tipps zur Prävention
Besonders für Kinder, die die Situation noch nicht in vollem Umfang verstehen und durch die Unsicherheit ihrer Eltern zusätzlich verängstigt sind, kann die Quarantäne eine große Belastung sein. Daher hat das BBK für die Quarantäne mit Kindern gesonderte Ratschläge veröffentlicht:
- Gerade für Kinder ist eine feste Tagesstruktur wichtig. Lege also (nach Möglichkeit in Absprache mit deinem Kind) fest, wann es etwa aufstehen sollte, in welchem Zeitraum die Schulaufgaben erledigt werden und wann Pausen für Entspannung und Spiele eingeplant sind. Achte dabei darauf, gewohnte Abläufe so gut wie möglich beizubehalten, um deinem Kind so Sicherheit und Halt zu geben.
- Gehe mit deinem Kind möglichst jeden Tag kurz an die frische Luft. Auch wenn Spielplätze und Toben mit anderen Kindern erst einmal tabu sind, könnt ihr zum Beispiel in den Wald, Park oder an den See gehen. So hat auch dein Kind die Möglichkeit, körperlich aktiv zu bleiben.
- Achte auf gesunde Mahlzeiten, die deinem Kind schmecken und gleichzeitig voller Nährstoffe stecken. Ideen und Tipps dafür gibt’s zum Beispiel hier: Essen für Kinder: 14 trickreiche Wege, es gesund zu gestalten.
- Erkläre deinem Kind auf altersgerechte Weise die Gründe für die Ausnahmesituation. Nimm wahr, wie dein Kind emotional darauf reagiert und vermittle ihm, dass du immer für weitere Fragen und Gespräche offen bist.
- Schütze dein Kind vor zu vielen negativen Nachrichten und Schlagzeilen, um einer psychischen Überlastung vorzubeugen.
- Ermögliche deinem Kind, regelmäßig mit anderen Bezugspersonen wie Großeltern oder Freund*innen per Telefon oder Videoanruf in Kontakt zu bleiben. Ihr könnt auch gemeinsam Briefe schreiben oder kleine Geschenke basteln, die ihr dann an Freund*innen und Verwandte verschickt.
- Du kannst Entspannungsübungen auch gemeinsam mit deinem Kind praktizieren, sodass ihr gemeinsam Strategien erlernt, um mit Stress und Unsicherheit umzugehen. Auch Meditation und Yoga kannst du kindgerecht gestalten. Mehr dazu erfährst du hier: Kinderyoga: So kannst du dein Kind für Yoga begeistern.
- Bewahre möglichst eine positive Grundhaltung. Bist du selbst ruhig, optimistisch und besonnen, so überträgt sich diese Stimmung auch auf dein Kind. Das heißt jedoch nicht, dass du negative Gefühle verstecken oder kaschieren musst. Nimm dir Zeit, deinem Kind ruhig zu erklären, warum auch du selbst teilweise emotional mit der Situation überfordert bist.
- Sieh die Situation positiv: Viele Eltern sind so sehr im Alltag gefangen, dass sie das Leben ihrer Kinder gar nicht mehr richtig mitbekommen und sich mehr Zeit für ihren Nachwuchs wünschen würden. Jetzt hast du die Möglichkeit, deinem Kind beim Lernen und Wachsen zuzusehen.
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