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Midlife-Krise: Ursachen und Lösungen ganz ohne Konsumwahn

midlife krise
Foto: CC0 / Pixabay / dmytro_R

Die gefürchtete Midlife-Krise bezeichnet zugleich ein überspitztes Klischee als auch eine ernstzunehmende persönliche Herausforderung. Hier erfährst du, welche Ursachen die Krise herbeiführen und wie du konstruktiv mit ihr umgehen kannst.

Der Begriff „Midlife-Krise“ oder „Mid-Life Crisis“ weckt bei den meisten zunächst klischeehafte Assoziationen: Männer, die sich plötzlich viel zu teure Sportautos kaufen und Frauen, die ihr Selbstbild mithilfe ausgefallener Hobbies und neuer Kleidung völlig umkrempeln. Gerade popkulturelle Buch- und Film-Komödien treiben dieses Klischee immer wieder zur Unterhaltung des Publikums auf die Spitze. 

Die Midlife Crisis ist jedoch eine ernstzunehmende psychologische Krise, die für Betroffene sehr belastend sein kann. Sie tritt am häufigsten im Alter von 35 bis 55 Jahren auf und macht Männern tendenziell mehr zu schaffen als Frauen. Im Interview mit GEO erklärt die Psychologin Professor Pasqualina Perrig-Chiello, dass Frauen zwar genauso von einer Krise in der Lebensmitte betroffen sein können, dass sie auf Grund von geschlechtsspezifischer Sozialisierung im Gegensatz zu Männern jedoch eher Hilfe in Anspruch nähmen.

Midlife-Krise: Ursachen

Die Midlife-Krise geht of mit Zweifeln und Unzufriedenheit einher.
Die Midlife-Krise geht of mit Zweifeln und Unzufriedenheit einher.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Für eine Midlife-Krise kann es viele Auslöser geben. Zu den häufigsten gehören die folgenden:

  • das fehlende Gefühl von Sinn und Erfüllung im Job
  • der Auszug der eigenen Kinder von Zuhause 
  • gesundheitliche Probleme und chronische Krankheiten
  • Unzufriedenheit in der Partnerschaft und Ehe

Perrig-Chiello zufolge vereint die Ursachen einer Midlife-Krise dabei die große Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens. Diese Sinnfrage zeigt sich vor allem in drei Teilbereichen:

  1. Fühlt sich meine Arbeit noch sinnvoll an?
  2. Was ist der Sinn meiner Beziehung?
  3. Wer bin ich ohne meine tägliche Rolle als Elternteil?

Auch der Duden definiert die Midlife-Krise als Phase in der Mitte des Lebens, „in der jemand sein bisheriges Leben kritisch überdenkt“ und es „gefühlsmäßig in Zweifel zieht“, also nach seinem Sinn fragt. 

Auch nicht unerheblich ist die Tatsache, dass sich der Körper ab 40 Jahren immer stärker verändert: Bei Männern nimmt laut dem psychiatrischen Fachklinikverbund Oberberg beispielsweise der Testosteronspiegel ab, Frauen produzieren weniger Östrogen und kommen langsam in die Wechseljahre. Die Muskelmasse verringert sich und die Haut verliert an Elastizität. Aufgrund des jugendlichen Schönheitsideals in unserer Gesellschaft setzen diese körperlichen Veränderungen viele Menschen unter Druck. 

Symptome einer Midlife-Krise

Die Midlife-Krise führt oft zu depressiven Verstimmungen und Burnout-Symptomen.
Die Midlife-Krise führt oft zu depressiven Verstimmungen und Burnout-Symptomen.
(Foto: CC0 / Pixabay / 1388843)
  • Die Angst davor, das eigene Leben nicht „richtig“ gelebt und bis zum Tod dazu nicht mehr genug Zeit zu haben, ist für Menschen in der Midlife-Krise sehr belastend. Diese altersbedingte Unzufriedenheit und die Angstgefühle können laut Professor Perrig-Chiello in Burnout-Symptomen, depressiven Verstimmungen oder gar Depressionen gipfeln.
  • Menschen in der Midlife-Krise haben zudem das Bedürfnis, ihr bisheriges Leben radikal zu verändern, was oft zu Trennungen und Ehescheidungen von bisherigen Partner:innen führt.
  • Eine weitere und ökologisch bedenkliche Folge der Midlife-Krise kann der teilweise exzessive Kauf von nicht-lebensnotwendigen Konsumgütern sein, wie beispielsweise Autos, Luxuskosmetik oder Unterhaltungselektronik. Laut Psychology Today könnte es dafür folgenden Grund geben: Weil eine elementare Veränderung ihres Daseins vielen in der Midlife-Krise praktisch nicht umsetzbar erscheint, versuchen sie ihre Identität mithilfe von Konsumprodukten umzugestalten und damit Sinn zu kreieren. Zudem schüttet das Gehirn laut dem Gottfried Duttweiler Institute beim Kauf eines neues Produkts Dopamin aus – ein Botenstoff, der für ein Gefühl von Belohnung und Glück sorgt. Der kleine Dopaminrausch kann die mit der Midlife-Krise verbundenen Angstgefühle kurzfristig betäuben. 

1. Schritt im Umgang mit der Midlife-Krise: Was will ich?

Indem du deine Gedanken aufschreibst, kannst du Klarheit in die Midlife-Krise bringen.
Indem du deine Gedanken aufschreibst, kannst du Klarheit in die Midlife-Krise bringen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Pexels)

Die obengenannte Lebensphase und ihre Symptome kommen dir bekannt vor? Fühlst du dich häufig niedergeschlagen, unzufrieden und angespannt? Zweifelst du die Sinnhaftigkeit verschiedener Aspekte deines Lebens an? Dann ist es möglich, dass du gerade eine existenzielle Sinnkrise erlebst. 

Doch keine Sorge: Eine Krise kann auch eine Chance sein. Die Midlife-Krise bietet dir die Möglichkeit, dir grundsätzlich die Frage zu stellen, wie du leben möchtest – und diese Vision dann in die Tat umzusetzen. Die folgenden Anregungen können dich dabei unterstützen:

  • Nimm dir regelmäßige Auszeiten vom Alltag, in denen du reflektieren kannst, woher deine Unzufriedenheit kommt. Du kannst beispielsweise auf einem Blatt Papier, in einem Notizbuch oder beim Tagebuch schreiben deinen Gedanken freien Lauf lassen. Frage dich: Was passt für mich nicht? Und: Wie kann ich diese Bereiche zu etwas für mich Positivem umgestalten?
  • Die japanische Philosophie des Ikigai ist eine einfache Methode, mit der du Klarheit und Struktur in die Reflexion über deinen persönlichen Lebenssinn bringen kannst.
  • Auch Achtsamkeitsübungen und Meditation können dir dabei helfen, ein besseres Gefühl für deine Wünsche, Grenzen und Bedürfnisse zu bekommen. Sie tragen dazu bei, deinen Alltag zu entschleunigen und mehr Raum für deine Intuition entstehen zu lassen. 
  • Sollte es dir schwerfallen, den Dingen für dich allein auf den Grund zu gehen, dann sprich mit engen Bezugspersonen über deine Sorgen. Scheue dich nicht davor, professionelle Hilfe – zum Beispiel von einem/einer Therapeut:in oder Lebensberater:in – in Anspruch zu nehmen.

2. Schritt im Umgang mit der Midlife-Krise: Veränderung

Kommunikation hilft, mit der Midlife-Krise konstruktiv umzugehen.
Kommunikation hilft, mit der Midlife-Krise konstruktiv umzugehen.
(Foto: CC0 / Pixabay / Lars_Nissen)

Sobald du ein Gefühl dafür bekommen hast, was du in deinem Leben basierend auf deinen Erkenntnissen aus dem ersten Schritt verändern möchtest, kannst du deine Vision in Angriff nehmen:

  • Dir fehlt Erfüllung am Arbeitsplatz? Das heißt nicht, dass du direkt den Job kündigen musst. Vielleicht reicht schon ein offenes Gespräch mit deinem/deiner Chef:in, um positive Veränderung zu bewirken. Manchmal kann es jedoch auch die richtige Entscheidung sein, neue Bewerbungen zu schreiben und den Job zu wechseln. 
  • Solltest du in deiner Partnerschaft unzufrieden sein, bedeutet das genauso wenig, dass du dich trennen musst. Suche stattdessen das Gespräch mit deinem/deiner Partner:in und teile mit ihm/ihr mithilfe von gewaltfreier Kommunikation, welche Bereiche für dich nicht passen und welche Veränderungen du dir wünschst. Wichtig: Reflektiere dabei auch, welchen Anteil du an der Beziehungsdynamik hast. Dann könnt ihr gemeinsam überlegen, wie ihr als Paar wirklich glücklich werden könnt. 
  • Was immer unterstützend in Krisenzeiten wirkt: Zeit in der Natur und an der frischen Luft, regelmäßige Bewegung, ein guter Schlafrhythmus und eine gesunde, ausgewogene Ernährung

Generell gilt: Lasse dir mit wichtigen Entscheidungen Zeit, bis du dir wirklich sicher bist, auf dem richtigen Weg zu sein. 

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