Eine nachhaltige Landwirtschaft wird von vielen unterschiedlichen Stimmen gefordert. Warum und was nachhaltige Landwirtschaft alles erfüllen muss, erfährst du in diesem Artikel.
Was ist nachhaltige Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft in Deutschland ist seit Mitte des 20. Jahrhunderts von Intensivierung geprägt. Die Produktion wurde gesteigert, es kamen mehr Maschinen, Pflanzenschutzmittel und Dünger zum Einsatz. Dabei wurde nicht immer ausreichend Rücksicht auf die Natur und die Umwelt genommen. Beispielsweise wurden Böden durch chemisch-synthetische Pestizide belastet und die Anzahl an Insekten und Wildpflanzen hat abgenommen.
Deshalb wird der Ruf nach einer nachhaltigeren Landwirtschaft immer lauter. Nachhaltig bedeutet, dass beispielsweise nur so viel Holz gefällt wird, wie nachwachsen kann. Anders gesagt, dass mit Ressourcen Bedürfnisse befriedigt werden, aber gleichzeitig die natürliche Regenerationsfähigkeit erhalten bleibt. Oder wirtschaftlich betrachtet, dass Gewinne sozial– und umwelterträglich erwirtschaftet werden.
Damit du dir mehr unter nachhaltiger Landwirtschaft vorstellen kannst, haben wir einige Merkmale für dich aufgelistet:
- Eine nachhaltige Landwirtschaft vermeidet schädliche Auswirkungen auf Klima, Boden, Wasser und Luft.
- Sie versucht, die Artenvielfalt, das Tierwohl und die Gesundheit der Menschen zu schützen.
- Außerdem garantiert sie, dass grundlegende Bedürfnisse an landwirtschaftlichen Rohstoffen und Nahrung für jetzige und kommende Generationen befriedigt werden. Sowohl in Qualität, als auch in Quantität.
- Des Weiteren verzichtet nachhaltige Landwirtschaft so weit es geht auf fossile Brennstoffe wie Erdöl.
- Sie wirtschaftet hauptsächlich regional.
- Alle beschäftigten Menschen erhalten gleichberechtigte Arbeitsbedingungen, ein angemessenes Gehalt und langfristige Beschäftigungsverhältnisse.
- Neben diesen Punkten wird nachhaltige Landwirtschaft weniger von Klimaveränderungen und Preisschwankungen beeinflusst als konventionelle Landwirtschaft.
All diese Punkte zeigen, weshalb es eine nachhaltige Landwirtschaft braucht: Weil sie die Umwelt weniger belastet, sozial verträglich ist und gleichzeitig produktiv.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gibt es in Deutschland?
Grundsätzlich gibt es in der Landwirtschaft und der Agrarpolitik viele rechtliche Rahmenbedingungen.
Zum einen gibt es bezüglich Düngemitteln laut dem Umweltbundesamt das Düngegesetz und die dazugehörigen Düngemittelverordnung und Düngeverordnung. Sie behandeln das Herstellen, Inverkehrbringen und die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Pflanzenmitteln und Substraten. Außerdem werden Ausbringungszeitpunkte und Abstandsregelungen zu Gewässern beachtet. Grundsätzlich wird gedüngt, damit der Boden die Nährstoffe zurückerhält, die ihm bei der Ernte der Pflanzen entzogen wird. Gefahren beim Düngen sind beispielsweise, dass die Bodenfruchtbarkeit oder Wasserqualität unter dem Einsatz synthetischer Düngemittel leidet. Synthetischer Dünger, also nicht Gülle oder Stallmist, sind außerdem energieaufwenig, brauchen viele Ressourcen und stoßen zusätzliche Emissionen aus. Das soll mit den Düngeverordnungen verhindert werden. Organische Düngemittel entsprechen eher dem Gedanken einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Im Jahr 2000 ist eine Wasserrichtlinie in Kraft getreten. Auf diese folgten 2009 und 2016 noch das Wasserhaushaltsgesetz und das Landeswassergesetz. Im Vordergrund steht dabei, dass das Grundwasser und oberirdische Gewässer in einem guten ökologischen Zustand sein sollen. Außerdem sollen Gewässer als Lebensraum für Tiere und Lebensgrundlage für Menschen geschützt werden und so einer nachhaltigen Landwirtschaft näher kommen.
Für die Preise von Produkten in der Landwirtschaft existieren laut der Bundeszentrale für politische Bildung ebenfalls Regelungen. Durch eine Reihe von Agrarmarktordnungen hat die EU gemeinsam feste Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse geschaffen. Diese liegen höher, als sie es bei freier Marktbildung täten. Sie sollen Personen ihr Einkommen sichern und die Bevölkerung mit guten und preislich erschwinglichen Lebensmitteln versorgen. Sinken die Preise unter eine bestimmte Marke, werden die Produkte von staatlichen Stellen zu sogenannten Interventionspreisen aufgekauft und eingelagert.
Die Tierhaltung betreffend, gibt es seit 2016 ein europäisches Abkommen zur Reduzierung von Ammoniakemmisisionen. Laut dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) sollen bis 2030 die Emmissionen um 29 Prozent gemindert werden. Dazu gibt es das sogenannte Luftreinhalteprogramm, das Maßnahmen zur Düngeverordnung, zur Einarbeitung von Flüssigdüngern oder auch Stallabluftfiltern enthält.
Betrachtet man die Tierhaltung, soll diese tierfreundlich, umweltschonend und trotzdem wettbewerbsfähig sein. Also ebenfalls nachhaltig. Festgelegt ist zum Beispiel, dass die Tiere ausreichend mit Frischluft und Licht versorgt werden sollen. Mindestens einmal pro Tag muss ihr Befinden überprüft werden. Lärm soll vermieden und letzlich sollten sie ausreichend mit Futter und Wasser versorgt werden. In folgender Verordnung des Bundesamts für Justiz findest du weitere ausführliche Informationen zur Nutztierhaltungsverordnung.
Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus?
Die Landwirtschaft der Zukunft ist eine nachhaltige Landwirtschaft, denn in der Vergangenheit sind mit der konventionellen Landwirtschaft und der Intensivierung der Produktion viele Probleme entstanden. Neben dem Rückgang von Insekten und Wildpflanzen, der Schädigung von Böden oder Verschmutzung des Grundwassers, leiden auch Nutztiere unter den Bedingungen der Tierhaltung.
Daran muss sich in Zukunft etwas ändern. Das KTBL stellt beispielsweise viele nötige Anforderungen an die bisher weniger nachhaltige und ökologische Tierhaltung. Am Beispiel der Schweinehaltung sind die Forderungen zum Beispiel:
- Stallmodelle mit erweitertem Platzangebot, Liegeflächen und Auslaufmöglichkeiten
- Lösungen zur Fütterungs–, Entmistungs– und Stallklimatechnik
- organisches Material zur Beschäftigung oder Sättigung
- Beurteilung von fütterungspsychologisch geeigneten Futtermitteln, die keine negativen Effekte haben und gut für die Tiergesundheit sind.
Außerdem beinhaltet die Landwirtschaft der Zukunft ökologische Aspekte zusätzlich zur nachhaltigen Landwirtschaft.
Im Folgenden sind für dich die Grundlagen der ökologischen Landwirtschaft aufgelistet:
- Synthetische Pflanzenschutzmittel, Mineraldünger und Gentechnik werden vermieden.
- Geschmacksverstärker, künstliche Aromen oder Farb– und Konservierungsstoffe dürfen nicht in BIO–Endprodukten enthalten sein.
- Antibiotika und Tiermehl ist als Futtermittel verboten.
- Generell sollte Tierfutter am selben Hof produziert werden, an dem die Tiere gehalten werden.
Wenn du mehr über die ökologische Landwirtschaft wissen möchtest, ist dieser Artikel interessant für dich:
Übrigens: Ökologisch bedeutet nicht immer gleich nachhaltig. Beispielsweise benötigt ein Ökolandbau im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft mehr Ackerfläche, um geringere Erträge zu erwirtschaften. Es gibt außerdem konventionelle Landwirt:innen, die nachhaltiger wirtschaften als ökologische. Viel hängt hier allerdings vom individuellen Einsatz der Landwirt:innen ab. Jedoch ist die ökologische Landwirtschaft allein keine mögliche Lösung für die Zukunft.
Im Zusammenhang mit der Landwirtschaft der Zukunft fällt außerdem häufig der Begriff der Agrarökologie. Sie verfolgt grundsätzlich die gleichen Ziele wie die ökologische Landwirtschaft. Daneben beschäftigt sie sich allerdings vor allem mit lokalen Gemeinden und unabhängigen Kleinbäuer:innen, ihrem Wissen und ihrem soziokulturellen Hintergrund.
In Zukunft braucht es eine Mischung aus nachhaltiger Landwirtschaft, die ökologische und agrarökologische Aspekte einschließt. Zusätzlich wird es wichtig sein weniger Lebensmittel wegzuschmeißen und weniger Fleisch zu essen.
Gehört Tierhaltung zu nachhaltigerer Landwirtschaft?
Wie oben schon angerissen, ist die Tierhaltung ein viel diskutiertes Thema in der Landwirtschaft. Aber gehört sie überhaupt zu einer nachhaltigen Landwirtschaft?
Realistisch gesehen wird die Nutztierhaltung auch in Zukunft ein Teil der Landwirtschaft sein – und somit auch der nachhaltigen Landwirtschaft. Grund dafür ist, dass die Tierhaltung einen großen Teil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft ausmacht. In Bayern liegt der Wert beispielsweise bei fast 70 Prozent. Betrachtet man ganz Deutschland, entfallen laut einem Gutachten des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft 50 Prozent der Verkaufserlöse der Landwirtschaft auf Nutztierhaltung.
Umso wichtiger also, dass die Tierhaltung so artgerecht und nachhaltig wie möglich ist. Artgerechte Tierhaltung wird laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft so definiert, dass sie möglichst den natürlichen Lebensbedingungen entsprechen soll. Was genau das bedeutet, ist hier allerdings nicht konkret gesetzlich festgelegt. Fest steht nur, dass die Haltungsbedingungen in Deutschland meist nicht artgerecht sind. Neben betäubungslosen Kastrieren von Ferkeln oder Überzüchtung gibt es noch einige weitere traurige Beispiele für nicht artgerechte Nutztierhaltung. Mehr Informationen dazu findest du in folgendem Artikel: Artgerechte Tierhaltung: Definition und Situation in Deutschland.
Der Einsatz für Tierwohl ist ein wichtiger Bestandteil der nachhaltiger Landwirtschaft. Viele derzeitige Haltungsbedingungen sind also nicht vereinbar mit einer nachhaltigen Landwirtschaft. Damit man von einer nachhaltigen Landwirtschaft sprechen kann, müssten also Veränderungen her in der Nutztierhaltung.
So erkennst du nachhaltig produzierte Lebensmittel
Auch mit deinem täglichen Einkauf kannst du ein Zeichen für nachhaltige Landwirtschaft setzen. Es gibt viele Siegel, die Produkte als nachhaltig kennzeichnen. Empfehlenswerte Siegel für einen nachhaltigeren Einkauf sind die folgenden:
- Suche nach dem EU–BIO–Logo oder dem staatlichen BIO–Siegel. Die Worte „BIO“ und „Öko“ sind gesetzlich geschützt. Das bedeutet, dass Produkte, die so ausgezeichnet auf den Markt kommen, strengen Vorschriften unterliegen. Du bewegst dich beim Kauf von BIO–Produkten also auf jeden Fall schon einmal in die richtige Richtung.
- Neben den zwei BIO–Siegeln gibt es noch viele Weitere. Der folgende Artikel gibt dir einen guten Überblick über sie Bio-Siegel: Was haben die Tiere davon?.
- Strengere Richtlinien als das EU–Siegel haben beispielsweise Demeter, Bioland und Naturland. Man kann hier auch von Premium–BIO sprechen, denn die drei Verbände setzen sich noch stärker für Tierwohl und Umwelt ein. Das sieht man zum Beispiel daran, dass sie hauptsächlich ökologisch arbeiten, weniger Tiere auf größeren Flächen halten oder komplett auf synthetische Düngemittel verzichten.
- Achte darauf, dass deine Produkte aus der Region kommen. So kannst du lange Transportwege vermeiden. Eine gute Option sind hier Wochen– oder Bauernmärkte.
- Außerdem solltest du Obst und Gemüse der Saison kaufen. Wirf dazu einen Blick in den Utopia-Saisonkalender.
- Wenn du Bio-Produkte wie Kaffee, Bananen oder Kakao kaufst, die bei uns nicht wachsen, wähle Produkte mit dem Fairtrade– oder Gepa–Siegel. So stellst du sicher, dass dein Produkt fair gehandelt wurde.
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- Konventionelle Landwirtschaft: Kennzeichen und Nachteile
- Fairtrade-Produkte & Bio-Lebensmittel – Marken und Shops
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