Der Klimawandel ist in jeder Region der Welt zunehmend spürbar. Das zeigt der aktuelle Bericht des IPCC. Der Weltklimarat geht von einer Verschlimmerung der Lage aus, schnelles Handeln sei dringend notwendig.
Schon in früheren Berichten des Weltklimarats (IPCC) wird klar, dass der Klimawandel negative Folgen für die Welt hat. Seitdem sind die Belege dafür nur eindeutiger geworden: Unser Planet erwärmt sich und Extremwetter, Brände sowie andere katastrophale Umweltereignisse werden häufiger. Dies betrifft die ganze Welt und kein Gebiet der Erde bleibt davon ausgeschlossen – an Land und im Ozean sind die Auswirkungen des Klimawandels deutlich spürbar.
Es erstaunt deshalb wenig, dass die Wissenschaftler:innen des IPCC auch in diesem Jahr keine guten Nachrichten haben. Das Ausmaß und die Folgen des Klimawandels sind sogar größer als bislang angenommen. Hans-Otto Pörtner (Co-Leiter einer IPCC Arbeitsgruppe) erklärt: „Die wissenschaftlichen Beweise sind eindeutig: Klimawandel ist eine Gefahr für das menschliche Wohl und die Gesundheit des Planeten.“
Es klingt zunächst aussichtslos, doch konzentriert sich der aktuelle Bericht des IPCC auch auf Lösungen. Diese sind dringend nötig, um die Folgen des Klimawandels zu minimieren. Der Weltklimarat legt eine aktuelle Zusammenfassung für Gesetzgeber:innen vor, die insbesondere auf den Einfluss des Klimawandels, die Anpassungsfähigkeit von Natur und Menschen sowie auf die Verletzlichkeit von Ökosystemen eingeht. Anders gesagt: Die Wissenschaftler:innen beschäftigten sich mit den Ursachen, Auswirkungen und den Möglichkeiten, die wir angesichts des fortschreitenden Klimawandels haben. Der wichtigste Faktor dabei ist und bleibt Zeit, das wird im IPCC Bericht ebenfalls betont.
Weltklimarat warnt vor Konsequenzen der Untätigkeit
Es sind deutliche Worte, die Hoesung Lee, Vorsitzender des IPCC findet: „Dieser Bericht ist eine eindringliche Warnung vor den Konsequenzen von Untätigkeit.“ Ergänzend fügt er hinzu: „Es zeigt sich, dass der Klimawandel eine ernste und größer werdenden Gefahr für unser Wohlbefinden und für einen gesunden Planeten ist. Unsere heutigen Handlungen bestimmen, wie Menschen sich anpassen und wie die Natur auf den zunehmenden Klimawandel reagiert.“
Die Welt steht unausweichlich vor vielen Herausforderungen und Gefahren, die mit dem Klimawandel einhergehen. Über die nächsten zwei Jahrzehnte ist zudem von einem Temperaturanstieg von mindestens 1,5 Grad auszugehen. Selbst wenn dieser Temperaturanstieg nur vorübergehend wäre, sind ernste Folgen zu erwarten – viele davon irreversibel, so die Einschätzung des IPCC. Insgesamt wachsen die Risiken für die Menschheit; davon ebenfalls betroffen sind Infrastruktur und Siedlungen in niedrig gelegenen Küstenregionen.
Klima, Ökosystem und Menschheit: Alles hängt zusammen
Der neue IPCC-Report legt einen starken Fokus auf die Abhängigkeiten und Wechselwirkungen, die zwischen Klimawandel, Ökosystemen (inklusive Biodiversität) und Menschheit bestehen. Eine Veränderung in einem der Bereiche hat unweigerlich Auswirkungen auf mindestens einen der anderen Bereiche. Dadurch erhöht sich das Risiko, dass Klimawandel zur Zerstörung von Ökosystemen oder zum Verlust von Artenvielfalt führt. Gleichzeitig ergeben sich aber auch Chancen, zum Beispiel den menschengemachten Klimawandel durch menschliches Handeln einzudämmen. Über ein wichtiges Werkzeug dafür verfügen Menschen bereits: Anpassungsfähigkeit.
Veränderungen sind laut Weltklimarat vor allem in folgenden Bereichen erforderlich:
- Energie
- Landnutzung und Bodenschutz
- Ozean
- Küste
- Trinkwasser-Ökosysteme
Zudem müssen Maßnahmen in urbanen, ländlichen sowie infrastrukturellen Gebieten erfolgen. In der Gesellschaft sowie der Wirtschaft ist dem Bericht zufolge eine Transformation notwendig, um angemessen auf den Klimawandel zu reagieren und dessen negative Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.
Negative Folgen für Umwelt und Menschen
Beobachtungen der Wissenschaftler:innen zeigen, dass es zu einer Zunahme der Häufigkeit und Intensität bei Klima- und Wetterextremen kam. Diese haben aktuell bereits weitreichende Konsequenzen für Ökosysteme, Menschen, Siedlungen und Infrastruktur. Als eine der Ursachen erkennt der IPCC den menschengemachten Klimawandel an, der unter anderem zu einer vermehrten Baumsterblichkeit durch Trockenheit, zu häufigeren Korallenbleichen und vermehrtem Korallensterben führt. Weitere Folgen des Klimawandels sind zum Beispiel Waldbrände, Versauerung der Meere, ein Anstieg des Meeresspiegels oder weniger Niederschlag in bestimmten Regionen. Auf den Menschen hat der Klimawandel ebenfalls direkte Auswirkungen, zum Beispiel durch eine höhere Sterblichkeit aufgrund höherer Temperaturen.
Auch Europa ist stark betroffen vom Klimawandel
Viele Ökosysteme und Gesellschaften sind bereits vom Klimawandel betroffen, das bestätigt der Weltklimarat. Auch in Europa sind die Folgen des Klimawandels deutlich. „Europa erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt“, betont Daniela Schmidt (Leitautorin des Europa-Kapitels). Die damit verbundenen Risken reichen von Dürren, gesundheitsgefährdenden Hitzewellen, Hochwasser bis zu Mangel an Trinkwasser in bestimmten Regionen.
Einfluss auf das menschliche Leben
Der Klimawandel und dessen Schäden an Ökosystemen führen laut IPCC zu Gefahren für drei kritischen Faktoren menschlicher Systeme: Lebensmittelproduktion und Wasserversorgung, Gesundheit und Wohlbefinden, Infrastruktur und Städte/ Siedlungen
Insbesondere bei den Bereichen „Gesundheit und Wohlbefinden“ sowie „Infrastruktur und Städte/ Siedlungen“ erwartet der IPCC in allen Regionen der Welt fast ausschließlich negative Folgen. Einige dieser Auswirkungen sind zum Beispiel:
- Flucht und Vertreibung
- Infektionskrankheiten (und mögliche Pandemien),
- Fluten im Inland
- Sturmfluten am Meer
- infrastrukturelle Schäden
- schlechtere mentale Gesundheit (z.B. wegen Klimaangst)
Vor allem kleine Inselstaaten und indigene oder arme Bevölkerungsgruppen sind disproportional von den Auswirkungen betroffen, da sie weniger zum Klimawandel beitragen, aber ebenfalls in allen Bereichen mit negativen Folgen zu kämpfen haben.
Ökosysteme aktiv schützen – zum Schutz der Menschen
Doch die Menschheit kann handeln. Zu den verschiedenen Optionen gehören gemäß IPCC: Anpassung, Fehlanpassung oder den Klimawandel abschwächen. Dies betrifft sowohl Individuen als auch die gesamte Weltbevölkerung und deren Regierungen. Anpassung an den Klimawandel mit gleichzeitigen Maßnahmen zum Schutz des Ökosystems stehen im Zentrum der vom Weltklimarat empfohlenen Maßnahmen. Fehlanpassungen sollten möglichst vermieden werden, zum Beispiel in wirtschaftlich und strukturell schwächeren Regionen.
Ökosysteme können sich bis zu einem gewissen Maß ebenfalls anpassen, wohingegen Menschen Ökosysteme aktiv beeinflussen und diese zum Beispiel bewahren oder wiederherstellen können, so lautet die Einschätzung im Bericht. Insgesamt bedarf es laut Weltklimarat mehr Widerstandsfähigkeit seitens Menschheit und Ökosystem.
Für eine lebenswerte Zukunft braucht es eine gesunde Natur
Die Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass eine Anpassung an den Klimawandel grundsätzlich möglich ist. In ihrem Bericht zeigen sie zum Beispiel, welches Potenzial in der Natur stecke. Sie könne Risiken des Klimawandels minimieren oder gar das Leben der Menschen verbessern. Dabei gilt es, die Natur zu unterstützen, zum Beispiel indem man „geschwächte Ökosysteme wiederherstellt sowie effektiv und fair 30 bis 50 Prozent der weltweiten Landfläche, der Frischwasserreserven und Lebensräume im Ozean schützt“ meint Hans-Otto Pörtner.
Gesunde Ökosysteme seien resilienter gegenüber Klimawandel. Darüber hinaus stellen sie lebenswichtige Mittel zur Verfügung, zum Beispiel Nahrung oder frisches Wasser. Pörtner fügt zudem an, die „Gesellschaft kann von der Kapazität zur Aufnahme und zur Speicherung von CO2 der Natur profitieren, und wir können den Prozess in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung beschleunigen – doch ausreichende Finanzierung und politische Unterstützung sind essenziell.“
Städte: Schlüssel für (positive) Veränderung?
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten und die Tendenz ist steigend. Diese fortlaufende Urbanisierung stellt – in Verbindung mit dem Klimawandel – ein komplexes Risiko dar. Debra Roberts, Co-Vorsitzende einer Arbeitsgruppe des IPCC, sieht hier vor allem eine Gefahr für jene Städte, die planerisch schlecht auf das schnelle Wachstum eingestellt sind und ein hohes Maß an Armut und Arbeitslosigkeit haben. Auch der Mangel an Grundversorgung, zum Beispiel im Verkehrswesen, könne hier ein Risikofaktor sein, so die Wissenschaftlerin.
Dabei bieten urbane Räume auch Chancen für Klimaschutz. Roberts sieht hier vor allem „grüne Gebäude, verlässliche Trinkwasserversorgung und nachhaltige Verkehrsmittel, die Städte mit dem ländlichen Raum verbinden, als Mittel, die zu einer inklusiveren und faireren Gesellschaft führen können.”
Abgesehen von der Abhängigkeit zwischen Klima, Biodiversität und Menschen, unterstreicht der Bericht des Weltklimarats laut Hoesung Lee auch die natürlichen, sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhänge mehr als dies in früheren IPCC Reports der Fall war.
Schnelles Handeln dringend notwendig
In einer Sache sind sich die Verfasser:innen des Berichts einig und sehr deutlich: die Zeit für Gegenmaßnahmen wird knapp. „Jede weitere Verzögerung abgestimmter globaler Maßnahmen führt zum Verpassen eines kurzen und sich schnell schließenden Zeitfensters, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern“, so Pörtner.
Zentral für den Erfolg des Handelns ist laut Weltklimarat, dass die Rahmenbedingungen für eine schnelle, effektive und nachhaltige Anpassung der menschlichen Systeme und Ökosysteme gegeben sind. Diese beinhalten zum Beispiel:
- politisches Engagement
- verbindliche Richtlinien, Gesetze und Instrumente
- klare Ziele und Prioritäten
Außerdem fordert der IPCC mehr Wissen zu Auswirkungen und Lösungen angesichts des Klimawandels sowie mehr finanzielle Unterstützung (auch für wirtschaftlich schwächere Staaten), Nachverfolgung und Analyse seitens Politik und Regierung.
Alles in allem verdeutlicht der aktuelle Bericht, wie dringend unmittelbare und ambitionierte Handlungen für Klimaschutz nötig sind. „Halbe Sachen sind keine Option mehr“, so der Vorsitzende des IPCC.
Der gesamte Report ist auf der Seite des IPCC verfügbar.
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