Eine gesunde Scheidenflora aufzubauen ist wichtig, um Infektionen und Wunden im Intimbereich vorzubeugen. Hier erfährst du, was eine gesunde Vaginalflora auszeichnet und wie du diese selbst fördern kannst.
Die Vaginalflora beschreibt alle Bakterien, die sich auf der Schleimhaut der Vagina befinden. Diese Bakterien sind bei einer gesunden Flora jedoch keine Krankheitserreger. Im Gegenteil: Es handelt sich um nützliche Milchsäurebakterien, die Pilze, Viren und krankmachende Bakterien von deiner Vagina fernhalten und sie somit vor Erkrankungen schützt.
Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass die Vaginalflora manchmal aus dem Gleichgewicht gerät. Dann haben Keime leichtes Spiel. Dies kann zum Beispiel zu einer Pilzinfektion oder einer bakteriellen Vaginose führen. Beide Erkrankungen äußern sich unter anderem in Juckreiz, Rötungen und eventuell auch Schmerzen. Um dies zu vermeiden, kannst du im Alltag einige Tipps beachten, um eine gesunde Vaginalflora aufzubauen.
Ein Wort zu Vagina, Vulva und Scheide
Die Vagina ist das schlauchförmige Organ, das sich im Inneren des Körpers befindet. Der Begriff Vulva wird oft synonym verwendet, bezeichnet jedoch im Gegensatz dazu nur die Teile des Geschlechtsorgans, die von außen sichtbar sind (also unter anderem die Vulvalippen und den Venushügel).
Der ebenfalls bekannte Begriff „Scheide“ ist nicht nur unpräzise, sondern hat auch eine sexistische und patriarchale Herkunft, wie das feministische Magazin PinkStinks berichtet. So spielt das Wort auf die Scheide des Schwertes an. Laut dieser Ideologie sind Vagina und Vulva nichts weiter als ein Loch, in das der Penis als „Schwert“ gesteckt werden soll.
Deshalb findest du im Folgenden nicht den eher verbreiteten Begriff „Scheidenflora“, sondern den auch medizinisch präziseren Ausdruck „Vaginalflora“.
Übrigens: Oft wird die Vagina ausschließlich mit Frauen in Verbindung gebracht. Frauen und Menschen mit Vagina und Vulva sind jedoch keine identische Gruppe. Schließlich haben in etwa einige trans Frauen, aber auch manche cis Frauen keine Vagina, so wie auch Menschen, die keine Frauen sind, Vaginas haben können.
Der folgende Artikel richtet sich deshalb an alle Menschen mit Vagina, die eine gesunde Vaginalflora aufbauen möchten.
Vaginalflora aufbauen: Warum sie aus dem Gleichgewicht gerät
Laut dem Universitätsspital Zürich liegt der optimale ph-Wert einer gesunden Vaginalflora bei etwa 4,5. In der Vagina herrscht also ein saures Milieu. Ist dieses im Ungleichgewicht, können unterschiedliche Symptome auftreten. So erkennst du eine ungesunde Vaginalflora unter anderem an einem wunden Gefühl, Juckreiz, Brennen, geschwollenen Vulvalippen oder Schmerzen beim Sex.
Faktoren, die den ph-Wert der Vagina aus der Balance bringen können, sind unter anderem:
- Antibiotika
- intensive Intimhygiene (mit Duschgel, Cremes, etc.)
- ein Östrogenmangel
- Kondome mit Spermiziden
- Geschlechtskrankheiten (wie Chlamydien oder Gonokokken)
Stellst du also eins der oben aufgezählten Symptome bei dir fest, solltest du zunächst eine:n Gynäkolog:in aufsuchen und dich untersuchen lassen. So erfährst du im besten Fall die genaue Ursache und kannst dich zu eventuellen Medikamenten oder anderen Therapiemöglichkeiten beraten lassen.
Eine Vaginalflora, die sich nicht im Gleichgewicht befindet, mündet zudem oft in einer Pilzinfektion oder einer bakteriellen Vaginose. Gegen beide Erkrankungen gibt es spezielle Medikamente, mit Hausmitteln kommst du hier nicht weit. Um nach der Therapie die Vaginalflora wieder aufzubauen und Rückfällen vorzubeugen, gibt es jedoch einige Hinweise, die du im Alltag umsetzen kannst.
Vaginalflora aufbauen: Die Don’ts
Um eine gesunde Vaginalflora aufzubauen solltest du einige Gewohnheiten ablegen, die deinem Intimbereich und deinem hormonellen Gleichgewicht schaden. Das hilft:
- Keine übertriebene Intimhygiene: Laut dem Universitätsspital Zürich schaden herkömmliche Duschgels und Cremes der Vaginalflora, da sie zu basisch sind. Stattdessen ist es gesünder, den Intimbereich einmal am Tag mit warmem Wasser zu waschen. Auch auf Vaginalduschen solltest du verzichten. Denn diese spülen die Milchsäurebakterien aus und können somit bewirken, dass das Milieu in der Vagina kippt.
- Nicht rauchen: Die Gynäkologin Dr. Denise Tiringer der medizinischen Universität Wien sieht auch im Rauchen einen Risikofaktor für eine vaginale Infektion. So kann Rauchen die Wirkung des Hormons Östrogen reduzieren und somit die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen.
- Kein ungeschützter Sex: Kondome schützen dich vor sexuell übertragbaren Krankheiten, die deiner Vaginalflora ebenfalls schaden. Sie helfen auch dabei, einer bakteriellen Vaginose vorzubeugen. Diese Erkrankung entsteht laut der AOK nicht durch ansteckende Krankheitserreger, sondern durch ein Ungleichgewicht der Milchsäurebakterien. Studien aus dem Jahr 2007 und 2013 belegen, dass Kondome auch davor schützen. So belegt die Studie aus dem Jahr 2013, dass die Vaginalflora von Personen, die Kondome nutzten, nach dem Sex deutlich reicher an Milchsäurebakterien war als dies bei Personen der Fall war, die ohne Kondom Sex hatten.
Vaginalflora aufbauen: Die Do’s
Auch deine Ernährung, deine Kleidung und dein mentales Wohlbefinden spielen eine wichtige Rolle, um eine gesunde Vaginalflora aufzubauen:
- Gesunde Ernährung: Laut einer Metaanalyse aus dem Jahr 2020 steht eine gesunde Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist, in Zusammenhang mit einer gesunden Vagina. Denn diese Nährstoffe fördern die Bildung der gesunden Milchsäurebakterien. Als besonders wichtige Nährstoffe schätzen die Wissenschaftler:innen die Vitamine A, C, D und E, sowie Beta-Carotin und die Mineralstoffe Zink und Calcium ein. Eine nährstoffarme Ernährung, die reich an Zucker und ungesunden Fetten ist, könne den Aufbau einer gesunden Flora hingegen verhindern und eventuell die Entstehung einer bakteriellen Vaginose begünstigen.
- Baumwollunterwäsche: Das Universitätsspital Zürich empfiehlt, möglichst Baumwollunterwäsche zu tragen. Diese ist deutlich atmungsaktiver als Slips aus synthetischen Stoffen. In Synthetik-Unterwäsche schwitzt du im Intimbereich hingegen mehr. Die Feuchtigkeit sammelt sich dann an und kann die Flora aus dem Gleichgewicht bringen. Zudem haben Baumwollslips den Vorteil, dass du sie bei 60 Grad waschen kannst. Das ist besonders wichtig, wenn du gerade eine Infektion hattest und die Keime loswerden möchtest.
- Mehr Entspannung: Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2018 der University of Sheffield widmet sich genauer dem Zusammenhang zwischen Stress und der Gesundheit der Vaginalflora. Laut den Forschenden führt Stress dazu, dass sich die Anzahl der Milchsäurebakterien reduziert. Die Flora gerät also aus dem Gleichgewicht. Vaginale Infektionen können nun häufiger und stärker auftreten. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2021 belegt den Zusammenhang zwischen psychosozialem Stress und dem Gleichgewicht der vaginalen Flora. Die Forschenden vermuten, dass Stress dabei das Risiko einer bakteriellen Vaginose erhöhen könnte. Dies müsse jedoch noch weiter untersucht werden. Um deine Vaginalflora aufzubauen, ist es also auch hilfreich, Stress im Alltag entgegenzuwirken. Dafür kannst du beispielsweise Yoga, Meditationen, Atemübungen und andere Entspannungstechniken in deinen Tagesablauf integrieren.
Gesunde Vaginalflora mit Probiotika
Probiotische Lebensmittel enthalten eine Vielzahl an lebenden Milchsäurebakterien. Laut der Gynäkologin Dr. Sybille Görlitz-Novakovic kannst du eine gesunde Vaginalflora aufbauen, indem du diese regelmäßig in deine Ernährung einbaust. Denn sie fördern die Produktion von Milchsäure in der Vagina. Zu probiotischen Lebensmitteln zählen beispielsweise rohes Sauerkraut, Kefir, Joghurt und andere fermentierte Lebensmittel. Laut dem Universitätsspital Zürich ist eine probiotische Ernährung vor allem wichtig, um die Flora nach einer Infektion wieder zu stärken.
Probiotika, die speziell nützliche Bakterienstämme für die Vagina enthalten, findest du auch als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Pulver und Kapseln. Die Wirksamkeit von oral eingenommen Probiotika auf die Vaginalflora hat sich in verschiedenen Studien bestätigt. So könnten sie auch bei der Behandlung von einigen Formen der vaginalen Infektion helfen. Ob zusätzlich eingenommene Probiotika in deinem Fall sinnvoll sind, sprichst du am besten individuell mit deiner:deinem Gynäkolog:in ab.
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