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Steckt Plastik in deiner Kleidung? So findest du es raus

plastik kleidung
Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

In vielen Kleidungsstücken ist Plastik enthalten – wahrscheinlich auch bei Teilen in deinem Kleiderschrank. Wir zeigen, wie du das erkennst, was daran problematisch ist und was du dagegen tun kannst.

Kunstfasern haben einige Vorteile, weshalb sie so oft bei Kleidung verwendet werden: Sie sind billig in der Herstellung, wasserabweisend, leicht, einfach zu reinigen und zu trocknen. Laut einer Studie von Greenpeace bestehen heute weltweit etwa 60 Prozent der Textilien aus Polyester und sind damit erdölbasiert. In diese Zahl nicht miteinbezogen sind alle anderen Kunstfasern, die sich zum Teil als Mischgewebe in unseren Pullis und Hosen verstecken. Kleidung aus Plastik hat seine Schattenseiten und stellt uns vor viele Probleme.

Wir zeigen dir außerdem, wie du Kunststoffe in Kleidungsstücken ausfindig machen kannst und wie du aktiv etwas gegen weniger Plastik-Kleidung machen kannst

Negative Seiten von Plastik-Kleidung

Eine Ölbohrinsel fördert den Rohstoff für Plastik-Kleidung.
Eine Ölbohrinsel fördert den Rohstoff für Plastik-Kleidung.
(Foto: CC0 / Pixabay / tekila918)

Unangenehme Eigenschaften

Polyester stinkt schneller als zum Beispiel Baumwolle. Das liegt daran, dass sich geruchsbildende Bakterien darin besser vermehren können. Kleidung aus Plastikfasern kann durch die verwendeten Färbemittel Hautirritationen und allergische Reaktionen hervorrufen. Das liegt zum einen an der Art der Färbemittel, die für Kunstfasern verwendet werden und zum anderen daran, dass sich diese Mittel leichter aus der Oberfläche von glatten synthetischen Fasern im Gegensatz zu natürlichen Fasern. Die elektrostatische Aufladung durch synthetische Stoffe hast du vielleicht schon mal erfahren. Sie kann beim Tragen und Ausziehen unangenehm sein und führt dazu, dass das Kleidungsstück aus Plastik stärker Staub und Schmutz anzieht. Diesen Effekt kann man unter anderem bei einem Mikrofaser-Staubtuch beobachten.

Fossile Rohstoffe

Kunststoffkleidung wird aus Erdöl hergestellt. Rund 11,13 Milliarden Liter Erdöl werden schätzungsweise jährlich für die Produktion von Polyester verwendet. Im Zusammenhang mit der Erdölförderung stehen großflächige Umweltzerstörungen, wie zum Beispiel die Abholzung des Regenwaldes, da unter ihm Erdölvorkommen zu finden sind. Die nicht-erneuerbare Ressource ist endlich. Um die schwindenden Vorkommen zu erschließen, wird immer weiter in unberührte Natur vorgedrungen. Weitere Beispiele der verheerenden Umweltauswirkung: Viele Milliarden Liter giftiges Abwasser wurden ungeklärt in Gewässer entsorgt, durch zahlreiche Unglücke gelangten in der Vergangenheit bis heute Millionen Tonnen Öl ins Meer und beim Abfackeln von austretendem Erdgas bei der Förderung gelangt sehr viel CO2 in die Atmosphäre.

Die Leiden der Menschen, die Plastik-Kleidung herstellen

Die ausbeuterischen und gesundheitsgefährenden Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind ein weiterer Punkt. Diese gelten natürlich nicht nur für Kunststoff-Kleidung. Da diese, aber den Hauptteil der verarbeiteten Textilien ausmacht, ist es wichtig dieses Thema mit aufzuführen. Über 90 Prozent der in Deutschland verkauften Kleidungsstücke kommen aus Asien. Die Pro­duk­ti­ons- und Ar­beits­be­din­gun­gen sind ausbeuterisch und menschenunwürdig. Hungerlöhne, 16-Stunden-Schichten, und Gewalt gehören zur Tagesordnung. Es gibt auch keine Versicherung bei Krankheit oder in der Schwangerschaft. In der Produktionskette werden viele giftige Chemikalien von den Arbeiter:innen meistens ohne den nötigen Arbeitsschutz genutzt.

Das große Problem von Plastik-Kleidung: Mikroplastik

Bis zu fünf Gramm Mikroplastik nimmt ein Mensch pro Woche auf – das ist so viel wie eine Kreditkarte wiegt.
Bis zu fünf Gramm Mikroplastik nimmt ein Mensch pro Woche auf – das ist so viel wie eine Kreditkarte wiegt.
(Foto: CC0 / Pixabay / jarmoluk)

Winzig kleine Partikel aus dem nicht abbaubaren Material lösen sich stetig aus synthetischer Kleidung und Mischgeweben mit Plastikfasern. Bei der Herstellung und vor allem beim Waschen entsteht Mikroplastik. Bei jedem Waschgang gelangen im Durchschnitt 2000 winzige Fasern ins Abwasser, über die Kläranlagen in das Grundwasser. Von da aus verteilen sie sich in den Weltmeeren und der restlichen Umwelt. Wieso das so problematisch ist? Laut einer WWF-Studie vom November 2020 nimmt jeder Mensch auf der Erde im Durchschnitt pro Woche bis zu fünf Gramm Mikroplastik zu sich – das ist so viel, wie eine Kreditkarte wiegt.

Mittlerweile hat fast jedes Lebewesen Mikroplastik im Körper. Es wurde bereits nachgewiesen, dass Tiere deshalb unter Entwicklungsstörungen leiden. Das Ausmaß des Schadens für die Gesundheit und das ökologische Gleichgewicht ist langfristig noch nicht abzusehen, aber es ist immens und schwer rückgängig zu machen. Deshalb sollten wir neues Mikroplastik möglichst vermeiden – und da gehört unsere Plastik-Kleidung auch mit dazu. Besonders Fleece-Pullover verlieren beim Waschen viele Plastikpartikel, da ihre Oberfläche nicht glatt ist.

Welche Stoffe bestehen aus Plastik?

Viele Pullover bestehen heute aus Polyacryl.
Viele Pullover bestehen heute aus Polyacryl.
(Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap)

Es gibt einige Plastikfasern, die für die Textilindustrie von Bedeutung sind. Folgende bedenkliche Fasern könntest du in deinem Kleiderschrank finden:

  1. Polyester… macht mit 60% den größten Anteil der verwendeten Kunstfasern aus. PET gehört zur Familie der Polyester. Das ist auch der Grund, warum aus PET-Flaschen Recycling-Kleidung hergestellt werden kann.
  2. Polyamid /Nylon/ Perlon (PA)… wird zum Großteil wegen seiner robusten Eigenschaften in der Automobilindustrie verwendet. Es ist Polyester sehr ähnlich. Allerdings findet es auch als Textil Anwendung, vor allem in Sportkleidung, bei Outdoor-Sachen und als wasserfestes Material bei Regenschirmen.
  3. Polyacryl / Acryl… hat im Gegensatz zu den oberen beiden Kandidaten keine glatte Oberfläche, sondern ist wollartig. Dieses Plastik wird für flauschige Socken oder Pullover genutzt. Es hat viele kleine Fasern. Hierbei entsteht sehr leicht Mikroplastik.
  4. Elastan /Lycra… ist in nahezu jeder Leggings, jeder Socke und Unterhose mit ein bis fünf Prozent verwoben. Kleidung wird mithilfe dieses Plastiks hautanliegender und elastischer. Wenn du deine Sachen schon oft gewaschen hast, kannst du manchmal erkennen, wie sich einzelne Fäden des Plastikstoffs zwischen dem anderen Material herauslösen.

Daneben gibt es auch halbsynthetische Stoffe, auch Regenerantfasern genannt. Diese haben einen natürlichen Ursprung, werden aber in der Regal stark chemisch verarbeitet. So enthalten solche Kleidungsstücke oft chemische Rückstände von der Produktion. Partikel, die beim Waschen herausgelöst werden, sind biologisch abbaubar. Wenn du folgende Stoffe in deinen Sachen findest, handelt es sich nicht um Plastik-Kleidung.

  1. Acetatist eine synthetische Chemiefaser mit den Grundmaterialien Baumwolle oder Buchenholz. Du findest es vor allem in feiner Abendkleidung, da es sehr leicht, weich und glänzend ist. 
  2. Viskoseauch bekannt als Kunstseide oder Rayon, wird unter chemischer Bearbeitung aus dem nachwachsenden Rohstoff Cellulose gewonnen. Besonders gern werden Kleider und Blusen damit hergestellt. Cellulose kann von unterschiedlichen Bäumen gewonnen werden. Die nachfolgenden Stoffe zählen auch zum Sammelbegriff Viskose.
  3. Modalist eine Viskoseart mit dem Grundmaterial Buchenholz. Es verhält sich ähnlich wie Baumwolle und kann gut bei körperanliegenden Kleidungsstücken verwendet werden.
  4. Lyocell/Tencelgilt als ein im Verhältnis sehr nachhaltiger Stoff. Tencel ist der Markenname der Firma Lenzing AG, ist aber das selbe wie Lyocell. Die verwendete Cellulose wird aus Bambus gewonnen. Modal und Lyocell sind die nachhaltigere neue Generation der Viskose, da sie keine giftigen Lösungsmittel benötigen im Gegensatz zur herkömmlichen Kunstseide.

Wie finde ich heraus, dass Plastik in meiner Kleidung ist?

Im Etikett erkennst du, ob deine Kleidung Plastik enthält.
Im Etikett erkennst du, ob deine Kleidung Plastik enthält.
(Foto: CC0 / Pixabay / adonyig)

In jedem Kleidungsstück ist normalerweise innen ein Schild mit den wichtigsten Angaben eingenäht. Manchmal musst du ein bisschen suchen, um es zu finden. Auch die Schrift auf dem Etikett ist nicht sonderlich groß. Nimm dir eventuell eine Lupe zu Hand und suche nach den oben genannten Begriffen.

Das Schild wurde bereits herausgeschnitten oder die Schrift ist verwaschen? Dann sind gute Stoffkenntnisse und Kreativität gefragt:

  • Suche nach der Marke und dem Produkt im Internet, um gegebenenfalls Angaben zum Material zu finden.
  • Du könntest auch in ein Bekleidungsgeschäft gehen und dort ein wenig Materialkunde betreiben. Schaue auf die Schilder und beobachte die Beschaffenheit der Stoffe. Wenn man sich ein bisschen damit beschäftigt, kann man irgendwann sehr gut unterscheiden, um was für einen Stoff es sich handelt. Baumwolle zum Beispiel verhält sich ganz anders als Polyester.
  • Mit einer sogenannten „Brennprobe“ kannst du auch herausfinden, aus welchem Stoff dein Kleidungsstück besteht. Hierbei ist aber Vorsicht geboten, da sich manche Stoffe leicht entzünden können! Nutze diese Variante nur, wenn du es unbedingt für nötig hältst. An den Nähten findest du vielleicht ein kleines Stück vom Stoff, welches du abschneiden kannst, ohne dass du deine Sachen kaputt machst. Lege es in eine feuerfeste Schale und entflamme es mit einem Feuerzeug. Plastikstoffe schmelzen zu glänzenden, schwarzen Kügelchen zusammen und es riecht, je nach Plastikart, nach verbranntem Gummi.

Was kann man dagegen Plastik-Kleidung tun?

Wähle beim nächsten Einkauf eine Alternative ohne Plastik.
Wähle beim nächsten Einkauf eine Alternative ohne Plastik.
(Foto: CC0 / Pixabay / Free-Photos)
  • Am besten kaufst du dir keine neue Kleidung, bei der du weißt, dass es sich um ein oben genanntes Kunststoffmaterial handelt.
  • Sehr fusselige Plastiksachen solltest du aussortieren. Wäge für dich selbst ab, was damit geschehen sollte. Für den Müll ist es dir zu schade? Wenn du es in die Kleiderspende gibst, verbreitet eine andere Person damit aber auch weiter Mikroplastik.
  • Kaufe Kleidung generell auch mal „Second–Hand„, weil dann weniger chemische Rückstände vorhanden sind – sie wurde ja schon häufig gewaschen. Wenn es denn mal Kunststoffkleidung sein muss (zum Beispiel für regenfeste Outdoorjacken), dann suche dir auch gebrauchte Varianten.
  • Du kannst für deine vorhandene Kleidung aus Plastik auch spezielle Wäschebeutel („Guppyfriend„) verwenden, die das Mikroplastik auffangen. Sie lassen zwar ganz kleine Partikel durch, fangen aber das meiste ab. Sie lösen das Problem nicht, reduzieren es aber. Wasche deine Kleidung nicht öfter als wirklich nötig.
  • Weniger waschen! Gewohnheitsgemäß waschen viele Menschen ihre Kleidung viel zu oft. Nach dem ersten Tragen und wenn sonst keine Verschmutzung vorliegt genügt meist ein Auslüften, damit deine Sachen wieder frisch sind. Gerade weniger waschen schont alle deine Kleidungsstücke. Beim selteneren Waschen von Kunststofftextilien produziert man auch weniger Mikroplastik.
  • Ersetze nach und nach deine Kleidung durch nachhaltige und plastikfreie Materialien. Investiere lieber in Produkte aus Bio-Baumwolle, in nachhaltige Wolle oder schaue zum Beispiel nach dem IVN– und dem GOTS–Siegel. Auch Hanf, Leinen und die oben genannten Regenerantfasern sind Alternativen zu Plastik-Kleidung.

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