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Strommix: Deutschland und Europa im Vergleich

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Foto: CC0 / Pixabay / andreas160578

Der Strommix in Deutschland und Europa zeigt, wie ernst es Stromerzeugern und Politikern wirklich mit der Energiewende ist. Wir erklären dir, aus welchen Energien sich der Strommix zusammensetzt und was seine Entwicklung bedeutet.

Der Strommix in Deutschland ändert sich in jeder Sekunde, da eine Vielzahl unterschiedlicher Energie-Erzeugungsarten und Energieträger zusammenkommen – vor allem diese:

Da der Strom aus bestimmten Erzeugungsarten nicht zuverlässig zur Verfügung steht (zum Beispiel Solarenergie, Windenergie), schwankt der Strommix in seiner Zusammensetzung ständig.

Strommix Deutschland: Solarenergie boomt im Sommer

Strommix Deutschland (KW 32/2020)
Strommix Deutschland (KW 32/2020)
(Foto: Screenshot / Fraunhofer Institut)

Wie stark der Strommix in Deutschland Schwankungen unterliegt, zeigt ein Blick auf die Stromproduktion in der 32. Kalenderwoche 2020, in der dieser Artikel entstanden ist.

Der Monitor des Fraunhofer Instituts zeigt zu diesem Zeitpunkt in Echtzeit, dass an der Spitze Solaranlagen so viel Strom erzeugen, wie alle anderen Erzeugungsarten zusammen. (Es handelte sich um eine sehr sonnige, warme Woche mit vielen Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes.)

Allerdings ist auch zu erkennen, dass am Abend kein Solarstrom mehr eingespeist wird – die Sonne ist schließlich untergegangen und andere Erzeugungsarten werden nötig. In dieser Zeit liefern verstärkt Pumpspeicherkraftwerke (hellblau) und oft auch Windkraftanlagen (olivgrün) den Strom. Ebenso steigt die Verstromung von Gas (orange) leicht an.

Strommix Deutschland 2019: Grafik und Entwicklung

Strommix Deutschland 2019
Strommix Deutschland 2019
(Foto: Fraunhofer Institut)

Der Strommix in Deutschland bestand 2019 fast zur Hälfte (46,1 Prozent) aus erneuerbaren Energien. Den größten Anteil macht Windkraft aus – nicht nur unter den erneuerbaren Energien, sondern auch insgesamt. Das war 2019 Rekord.

  • Fast ein Viertel des gesamten Strommixes stammte aus Windkraftanlagen.
  • Dann folgen bei den erneuerbaren Energien Solarenergie, Biomasse und Wasserkraft.
  • Beim Strom aus nicht-erneuerbaren Energie macht Strom aus Braun- und Steinkohle knapp 30 Prozent des Strommixes aus (Tipp: Hier erfährst du mehr über Grünstrom und Graustrom).

Doch auch wenn abends und nachts keine Photovoltaikanlagen Solarstrom produzieren, ist der Gesamtanteil an Solarstrom von Frühling bis Herbst sehr hoch. „Von März bis September 2019 war die monatliche Stromerzeugung von PV-Anlagen höher als die von Steinkohlekraftwerken“, erklärt das Fraunhofer Institut.

Die Entwicklung: Der Anteil an Solarstrom steigt jedes Jahr leicht an, laut Fraunhofer Institut beispielsweise von 2018 auf 2019 um 1,7 Prozent. Im Jahr 2019 betrug die Höchstmenge an Solarenergie zu einem Zeitpunkt einmal 33 Gigawatt – ein Rekord.

Im Jahr 2020 wurde dieser Rekord mehrmals gebrochen. Allein in der heißen und sonnigen Kalenderwoche 32 (siehe Bild oben) lag die Solarenergieproduktion bei über 35 Gigawatt. Neben Windkraft ist auch der Stromanteil aus Wasserkraft im Jahr 2019 stark angestiegen. Strom aus Biomasse ist dagegen etwas rückläufig. Neue Zahlen zeigen, dass in der ersten Jahreshälfte 2020 die erneuerbaren Energie mit 55 Prozent mehr als die Hälfte des Stroms ausgemacht haben.

Kohlestrom im Strommix nimmt ab – dank Solar- und Windenergie

Braunkohlekraftwerke rentieren sich nicht mehr.
Braunkohlekraftwerke rentieren sich nicht mehr.
(Foto: CC0 / Pixabay / jplenio)

Der Strommix von 2019 in Deutschland zeigt im Vergleich zu den Vorjahren, dass der Anteil an Braunkohle und Steinkohle immer weiter abnimmt. Die Nettostromproduktion ist bei beiden Kohlestromarten um mehr als 20 Prozent gesunken. Das hat laut Fraunhofer Institut mehrere Gründe:

  1. Der große Anstieg an Strom aus Windkraft 2019 hat dafür gesorgt, dass die Kohle-Verstromung zurückgefahren werden musste.
  2. Die Preise für CO₂-Zertifikate sind 2019 stark angestiegen, sodass die Kohlestrom-Produktion nicht mehr sehr rentabel ist.
  3. Hinzu kommt, dass der Strompreis an der Börse aufgrund der hohen Menge erneuerbarer Energien 2019 stark gesunken ist. Steigen gleichzeitig die Preise für CO₂-Zertifikate, wird Kohlestrom nochmals unrentabler.
  4. Außerdem sind die Gaspreise so stark gesunken, dass es rentabler war, Strom aus Gas zu erzeugen und nicht aus Kohle.

Die abnehmende Bedeutung vom Kohlestrom macht sich auch im Ausland bemerkbar: Braunkohlekraftwerke konnten nicht mit der günstigen Gas-Verstromung konkurrieren und die Nachfrage nach Kohlestrom im Ausland brach ein. Für die anderen Länder war es günstiger, mit den eigenen Gaskraftwerken Strom zu erzeugen, als Braunkohlestrom in Deutschland zu kaufen.

Strommix im europäischen Vergleich

Neue Rekord bei Windenergie im Strommix.
Neue Rekord bei Windenergie im Strommix.
(Foto: CC0 / Pixabay / Al3xanderD)

Der europäische Strommix weist ähnliche Tendenzen auf wie der Strommix von Deutschland:

  • Der Kohlestrom-Anteil ist 2019 massiv eingebrochen, während erneuerbare Energien neue Rekorde verzeichnen konnten, so der Thinktank Agora.
  • Der Anteil an erneuerbaren Energien betrug 2019 demnach ca. 35 Prozent. Wind- und Solarenergie haben gemeinsam einen höheren Anteil als Kohlestrom.
  • Auffällig ist, dass vor allem Westeuropa auf erneuerbare Energien setzt. Polen und Griechenland haben inzwischen ebenfalls angefangen, erneuerbare Energien auszubauen – andere Länder hinken noch deutlich hinterher, so die Agora Energieexperten.

In anderen Ländern gibt es aber auch völlig andere Schwerpunkte:

  • Frankreich allein produziert so viel Atomstrom wie halb Europa.
  • Italien, Spanien, die Niederlande und Großbritannien sind sehr stark von Gas abhängig.
  • Dänemark setzt fast ausschließlich auf Windenergie und Biomasse.

Was hat der Strommix mit mir zu tun?

Mit der Wahl deines Stromanbieters und Stromtarifs hast du es in der Hand: Soll dein Strom aus erneuerbaren Energien kommen oder aus Kohle, Kernkraft und Gas? Achte bei der Wahl des Stromanbieters darauf, dass es sich auch um einen „echten“ grünen Ökostrom-Anbieter handelt.

Denn es gibt viele Strom-Anbieter, die zwar einen Ökostrom-Tarif im Portfolio haben, aber kaum selbst Ökostrom produzieren. Sie kaufen stattdessen einfach den grünen Strom ein, den du verbrauchst. Im Prinzip steigt dadurch zwar auch die Nachfrage nach Ökostrom, doch die Gewinne streicht ein konventioneller Stromanbieter ein. Daher empfehlen wir dir einen richtigen Ökostrom-Anbieter, der seine Gewinne auch in den Bau neuer Anlagen für erneuerbare Energien investiert. Wie du zu Ökostrom wechseln kannst, zeigen wir in 5 einfachen Schritten.

Du kannst außerdem dafür sorgen, dass grundsätzlich weniger Strom produziert werden muss. Es gibt viele unnötige Stromschlucker, wie zum Beispiel Standby-Geräte. Aber auch intelligente Steckdosen, einfache Kniffe beim Kochen und ein Bewusstsein für bestimmte Faktoren beim Kauf neuer Geräte können helfen. Dies und mehr zeigen wir in unserer Strom-sparen-Bildergalerie.

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