Fisch gilt als gesund, doch dass Thunfisch auch Quecksilber enthält, ist vielen bekannt. Weniger bekannt ist, wie hoch der Quecksilbergehalt von Thunfischprodukten tatsächlich ist und welche gesundheitliche Gefahr er für uns Menschen darstellt. Utopia.de hat alle Einzelheiten.
Thunfisch kannst du in unterschiedlichen Variationen in der Dose oder auch frisch kaufen. Als Pizzabelag, Salattopping, Zutat für Nudelsaucen oder als Thunfischsteak mit Beilagen kommt der Fisch auf unterschiedliche Weise in der Küche zum Einsatz.
Aufgrund seines hohen Proteingehalts und der enthaltenen Omega-3-Fettsäuren ist Thunfisch beliebt. Mögliche Schadstoffe, die der Fisch in seiner Lebenszeit aufnimmt, machen ihn aber besonders für bestimmte Personengruppen weniger gesund.
Ein weiteres Problem: Etwa 60 Prozent aller Thunfischbestände gelten laut dem WWF als überfischt. Somit ist Thunfischkonsum nicht zuletzt aus ökologischer Sicht problematisch. Mehr dazu erfährst du auch im Artikel: Nachhaltiger Thunfisch – geht das überhaupt?
Quecksilber-Ausstoß verringert sich, aber nicht der Gehalt in Thunfisch
Obwohl die Quecksilber-Emissionen in Europa, Nordamerika und ehemaligen Sowjetländern seit den 1970er Jahren deutlich zurückgegangen sind, ist die Quecksilberkonzentration in Thunfisch weitgehend konstant geblieben. Das liegt daran, dass große Mengen Quecksilber in Tiefen von über 50 Metern im Ozean abgelagert sind und kontinuierlich in die Nahrungskette gelangen, wie eine Studie der American Chemical Society 2024 herausfand.
Die Forschenden um Anaïs Médieu von der Université de Bretagne Occidentale fordern deshalb verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des weltweiten Quecksilber-Ausstoßes. Dafür besteht eigentlich bereits seit 2017 das internationale Minamata-Übereinkommen, das von 137 Staaten ratifiziert wurde.
Woher kommt Quecksilber und wie gefährlich ist es?
Quecksilber kommt in der Natur vor, entsteht aber auch durch die industrielle Verbrennung von Kohle und Müll. Die entstehenden, quecksilberhaltigen Dämpfe sinken ins Meer ab. Bestimmte Bakterien wandeln es in Methylquecksilber um, Wasserorganismen wie Plankton nehmen es auf. Plankton wiederum wird von bestimmten Fischarten gefressen. Größere Raubfische wie der Thunfisch fressen schließlich die kleinen planktonfressenden Fische und können so im Lauf ihres Lebens einen relativ hohen Quecksilbergehalt im Körper ansammeln – hauptsächlich in Form des hochgiftigen Methylquecksilbers.
Laut dem Umweltbundesamt (UBA) schadet Quecksilber dem Nervensystem der Tiere und kann bestimmte Verhaltensänderungen hervorrufen. Zudem seien Tiere mit einem hohen Quecksilbergehalt eventuell weniger fortpflanzungsfähig.
Auch für Menschen kann Quecksilber fatale Folgen haben, so das UBA. Denn auch im menschlichen Körper gelangt der Schadstoff ins zentrale Nervensystem und kann dort großen Schaden anrichten. Auch das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) mahnt, dass ungeborene Kinder und Säuglinge durch Methylquecksilber gesundheitlich beeinträchtigt werden: Methylquecksilber kann die neurologische Entwicklung stören. Schwangere und Stillende sollten Quecksilber deshalb meiden.
Studien bestätigen, dass sich Schädigungen des Nervensystems durch Quecksilber etwa in Müdigkeit, Verhaltensänderungen, Kopfschmerzen, kognitiven Einschränkungen, Hörverlust und Halluzinationen äußern. Auch könne Quecksilber die Funktion des Herz-Kreislauf-Systems einschränken.
Thunfisch und Quecksilber: Wie riskant ist der Fisch?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) legte eine tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) für Methylquecksilber fest. Er liegt bei 1,3 Mikrogramm (µg) Methylquecksilber pro Kilogramm Körpergewicht und Woche. Demnach entstehen keine gesundheitlichen Nachteile, wenn man den TWI nicht überschreitet.
Um Gesundheitsgefahren durch Quecksilber vorzubeugen, gelten in der EU festgelegte Höchstgehalte für Quecksilber in Fischen und Fischereiprodukten. Er liegt bei Thunfisch bei einem Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Fisch.
Wie viel des Schadstoffs steckt wirklich in Thunfisch und wie gesund ist der Fisch?
Doch werden diese Grenzwerte auch bei allen Thunfischprodukten eingehalten?
Die Studie von 2024 gibt Grund zur Besorgnis: Im Durchschnitt lag die Quecksilber-Konzentration bei rund einem Mikrogramm (Millionstel Gramm) pro Gramm Fisch – was umgerechnet genau dem Grenzwert der EU entspricht.
Das BfR kam 2024 nach der Auswertung einer Verzehrstudie zum Schluss, dass für die meisten Menschen in Deutschland „keine nennenswerten gesundheitlichen Risiken durch die Methylquecksilberaufnahme über den Verzehr von Fisch beziehungsweise Meeresfrüchten“ bestehe. Würde man Thunfisch und Co. durchschnittlich oft verzehren, liege die aufgenommene Menge an Methylquecksilber in allen Altersgruppen unterhalb der TWI.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung stuft Thunfisch prinzipiell als gesundes Lebensmittel ein. Bei ein bis zwei Portionen wöchentlich müssten sich Konsument:innen keine Sorgen um den Quecksilbergehalt machen. Nur Schwangere und Stillende sollten den Thunfischkonsum stärker einschränken oder ganz meiden.
Übrigens: Wirklichen Bio-Thunfisch (mit EU-Bio-Siegel) gibt es bisher nicht oft, da er so gut wie immer aus Wildfang stammt, den dieses Siegel nicht abdecken kann. Andere Siegel wie das Naturland-Siegel für nachhaltige Fischerei garantieren weniger Tierleid und mehr Umweltbewusstsein, jedoch nicht unbedingt niedrigere Quecksilberwerte. Und schließlich findet sich auch in Thunfisch aus Aquakulturen Quecksilber. Denn auch in dieser Haltungsform werden die Raubfische mit Fischmehl und Fischöl gefüttert, die von gefangenen Fischen aus dem Meer stammen.
Überarbeitet von Lena Rauschecker
Fazit: Wie viel Thunfisch soll es sein?
Mehr als ein bis zwei Portionen (Thun-)Fisch in der Woche sollten es laut der DGE ohnehin nicht sein. Die neuesten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Thunfisch zu essen unserer Gesundheit insgesamt vielleicht sogar mehr schaden als nutzen könnte.
Auch aus ökologischer und sozialer Sicht ist es durchaus sinnvoll, ganz auf Fisch zu verzichten. Die Gründe dafür reichen von Überfischung, grausamen Fangmethoden und getötetem Beifang bis hin zu illegalem Fischfang, der auf kriminellen Praktiken und massiven Verletzungen der Menschenrechte beruht.
Soll doch einmal Meeresfisch auf den Tisch kommen, empfehlen wir Fisch aus der Guter-Fisch-Liste von WWF, Nabu, DUH und der Verbraucherzentralen. Diese Liste gibt an, welche Fischbestände noch nicht überfischt sind – sie wird allerdings von Jahr zu Jahr kürzer. Echter Bonito, ein kleinerer Thunfisch, steht auf der aktuellen Guter-Fisch-Liste.
Eine Alternative ist Bio-Fisch. Siegel wie Naturland schreiben strengere Richtlinien vor als beispielsweise das MSC– oder das ASC-Siegel. Mehr dazu erfährst du hier:
Überarbeitet von Denise Schmucker
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