Vanlife bedeutet, im Camper zu leben. Wir verraten dir, welche attraktiven Vorteile gegenüber einer klassischen Wohnung Vanlife hat und was du über den ungewöhnlichen Lebensstil wissen solltest.
Früher noch eine Randerscheinung aus Aussteigern und Hippies – heute stößt das Leben im Camper auch bei Abenteuerlustigen auf immer mehr Interesse. Neben dem Hashtag #vanlife gehört auch #homeiswhereyouparkit („zuhause ist, wo du ihn/es parkst“) mittlerweile zu den beliebtesten Schlagwörtern unter Reisenden. Letzterer trifft den Lebensstil der Vanlebenden auf den Punkt: Heute hier, morgen dort – aber überall zuhause.
Dabei haben die „Vanlifer:innen“ unterschiedliche Motivationen, das Leben in einer festen Wohnung hinter sich zu lassen. Viele suchen die Freiheit und Langzeitreisende wollen mehr Komfort, als mit dem Backpack möglich ist. Immer wieder sind Menschen aber auch wegen den hohen Mietpreisen dazu gezwungen, nach Alternativen zu suchen.
Tatsächlich heißt Leben im Van auch nicht zwangsläufig, ein Dauerreisender zu sein. Oft dient das Heim auf vier Rädern schlichtweg als alternativer Wohnplatz in Städten, wo sich die Vanlifer zum Beispiel zu sogenannten „Wagenburgen“ zusammentun.
Die Vorteile vom Camperleben
Auch wenn die Vor- und Nachteile sehr individuell sind, entscheiden sich viele Menschen für das Vanlife aus folgenden Gründen:
- Frei statt ortsgebunden: Sei es Abenteuerlust, der Wunsch nach Spontanität oder Langeweile in der Heimat – Reisen wird immer beliebter. Viele Vanlifer:innen entfliehen dem kalten Winter, finden Inspiration in fernen Kulturen oder nutzen die Ortsunabhängigkeit, um in anderen Regionen nach Arbeit zu suchen.
- Komfort auf Reisen: Im Gegensatz zu Backpacking oder Radreisen ist das Leben im Van meist deutlich komfortabler. Ein richtiges Bett mit Matratze, eine Küche mit Gasherd, Stromversorgung durch Solar und Standheizung – manche Wohnmobile haben sogar eine feste Toilette und Dusche. Als Vanlifer:in hast du deine Wohnung immer dabei.
- Weniger ist mehr: Beim Leben im Camper schwingt immer auch der Minimalismus–Gedanke mit. In einem Van finden im Vergleich zur Wohnung nur wenige Dinge Platz. Dass dies zu einem simpleren, fokussierteren Leben führen kann und erfinderischer macht, schätzen viele Vanlifer:innen.
- Günstige Lebenshaltungskosten: Während die Mietkosten vor allem in Städten für viele immer schwerer zu stemmen sind, fallen die regelmäßigen Kosten beim Vanlife mit dem Camper vergleichsweise gering aus. Häufig belaufen sich Steuern, Versicherung und regelmäßiger TÜV gerade einmal auf 50 bis 200 Euro pro Monat. Aber Achtung: Natürlich weißt du nie, welche zusätzlichen Kosten in Bezug auf Reparaturen auch spontan auf dich zukommen können!
Einstieg ins Vanlife – was du bedenken solltest
Du findest den Gedanken toll, deine Wohnung aufzugeben und stattdessen in einem Camper zu leben? Folgende Tipps können dir dabei helfen:
Nichts überstürzen: So sehr wie dich die Reiselust gerade packen mag, überlege dir den Schritt zum Vanlife gut.
- Informiere dich umfassend, werde dir klar über deine Wünsche und Ziele und gehe dann deinen koordinierten Plan Schritt für Schritt an.
- Anstatt gleich die Wohnung zu kündigen und dein gesamtes Hab und Gut zu verkaufen, kannst du das Camperleben auch erst einmal für eine gewisse Zeit ausprobieren. Hierzu könntest du vorerst auch ein Wohnmobil von privat mieten.
Finde den richtigen Van: Die Suche nach dem passenden Fahrzeug ist eine der größten Herausforderungen. Die Auswahl ist groß, die Nachfrage nach guten Vans aber ebenso. Grenze dein Suchfeld zunächst ein, indem du dir die passenden Fragen stellst:
- Wie viel Platz brauchst du für dein Vanlife?
- Welche Länder möchtest du bereisen (offroad, Ersatzteile, Reparaturen)?
- Möchtest du deinen Van selber ausbauen oder lieber ein bereits ausgebautes Wohnmobil kaufen?
Außerdem solltest du auf den Zustand des Grundfahrzeugs achten und weitere Faktoren bedenken, wie die Steuerklasse und Versicherungsart. Für viele kommen aufgrund der Führerscheinklasse nur Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen in Frage – hier ist die Nachfrage deshalb besonders groß und auch der Preis. Schwerere Vans fallen im Gegenzug meist deutlich günstiger aus.
Sei realistisch: Vor allem die inszenierten #Vanlife-Bilder auf Instagram erzeugen häufig eine verzerrte Vorstellung vom Leben im Camper. Sei dir bewusst, dass nicht immer die Sonne scheint…
- Gerade wenn du eine große Wohnung gewöhnt bist, könnte die Komforteinbuße beim Vanlife eine große Herausforderung darstellen. Es gibt weniger Platz, nachts kann es richtig kalten werden – und je nach Ausstattung musst du sogar auf eine regelmäßige Dusche oder einen Kühlschrank verzichten.
- Das Leben als Reisende:r läuft nicht immer entspannt und reibungslos ab. Früher oder später erlebt jede:r Vanlifer:in eine Panne, kommt in Schwierigkeiten mit der Polizei oder ist im schlimmsten Falle sogar mit Einbruch/Diebstahl in’s eigene Wohnmobil konfrontiert.
- Bedenke zudem, dass irgendwann aus jedem Lebensstil Alltag wird. Vanlife bedeutet nicht nur Abenteuer und Relaxen am Strand. Auch mit „normalen“ Problemen, wie Jobsuche oder bürokratischen Hürden, und alltäglichen Aufgaben, wie Wäschewaschen oder Einkaufen hast du weiterhin zu tun.
Hinterlasse deine Standorte sauber und müllfrei: Leider kommt es häufig vor, dass Camper:innen Müll, Klopapierfahnen und sonstige Hinterlassenschaften zurücklassen. Gehe respektvoll mit der Natur und auch potentiell nahewohnenden Mitmenschen um.
Vernetze dich: Vor dir haben bereits viele Menschen den Umstieg zum Vanlife gewagt und auch gemeistert. Davon kannst du profitieren, indem du in Foren und auf Facebook nach passenden Gruppen suchst. Hier berichten viele von ihren Selbstausbauten, Hürden beim Camperleben und Tricks für den Vanlife-Alltag. Um dich zu vernetzen, ist die deutsche Vanlife-Community eine gute Anlaufstelle.
Vanlife ist nicht alles: Alternativen zum Camper
Im Wohnmobil oder selbst im ausgebauten Van zu leben, wird beliebter. Trotzdem ist der Trend-Lifestyle nicht für jede:n geeignet. Alternativen zu Vanlife gibt es zum Glück verschiedene:
- Backpacking: Obwohl deutlich umweltfreundlicher als Reisen mit dem Kreuzfahrtschiff, ist auch das Reisen mit einem Auto nicht nachhaltig. Deutlich umweltbewusster bist du zu Fuß unterwegs: Mit unserer Backpacking-Packliste kannst du direkt die erste Rucksackreise starten. Lange Strecken kannst du sogar beim Trampen per Anhalter zurücklegen.
- Radreisen: Ebenfalls besonders umweltfreundlich ist das Reisen per Fahrrad. Mit unseren Tipps für Fahrradurlaub in Deutschland und fünf Empfehlungen für Fahrradtouren quer durch Europa steht dem Abenteuer mit dem Drahtesel nichts mehr im Wege. Übrigens: Mit einem Fahrrad-Wohnwagen hast du sogar eine Miniwohnung dabei.
- Tiny Houses: Wenn dir der Minimalismusaspekt vom Vanlife gefällt, du aber eher sesshaft bleiben willst, ist ein Tiny House vielleicht das Richtige für dich. Mit Projekten wie dem Wohnwagon kannst du sogar energieautark leben. Vielleicht werden in Zukunft Projekte wie das Mini-Haus für gerade einmal 100 Euro monatlicher Miete populärer.
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