Warum sollte Kosmetik vegan sein? Was steckt dahinter und woran kannst du dich orientieren? Informiere dich hier über die wichtigsten Fakten zu veganer Kosmetik.
Warum ist Kosmetik oft nicht vegan?
Vegan leben bedeutet nicht nur, auf tierische Produkte beim Essen zu verzichten. Wer vegan lebt, richtet sein komplettes Leben danach aus. So kommt auch die Frage auf, ob Kosmetik eigentlich vegan ist. Diese Frage können wir mit einem klaren Jein beantworten, denn auch in Kosmetik finden sich immer wieder tierische Produkte, selbst wenn es sich um Naturkosmetik handelt. So beispielsweise Lanolin (Wollfett), Honig oder Milch.
Zudem ist es leider so, dass es trotz Richtlinien noch immer Schlupflöcher für Tierversuche gibt. Vegane Kosmetik sollte nicht nur ohne tierische Inhaltsstoffe sein, sondern auch ohne Tierversuche hergestellt werden. Bestenfalls auch ohne Palmöl – der Umwelt zuliebe.
Vegane Kosmetik geht über Lippenstift und Co. hinaus
Zu veganer Kosmetik zählt nicht nur Make-up, Lippenstift oder Wimperntusche. Auch pflegende Produkte wie Duschgel, Hautcremes, Deos oder Haarkuren können im engeren Sinne zu Kosmetika gezählt werden. Sprich: Eigentlich alles, was du im Drogeriemarkt kaufen kannst und/oder täglich nutzt.
Übrigens: Auch Kondome sind nicht vegan. Warum? In Kondomen ist oft das Milchprotein Kasein enthalten. Doch keine Sorge, du kannst dich mit veganen Kondomen weiterhin schützen!
Vegane Kosmetik: Daran kannst du dich orientieren
Um sicherzugehen, dass Lippenstift, Shampoo und Co. vegan ist, kannst du dich an einigen Inhaltsstoffen orientieren, die der Tierschutzverein PETA in einem Überblick über tierische Inhaltsstoffe in Kosmetika zusammengefasst hat. Die häufigsten Vertreter sind:
- Lanolin: Wollfett
- Bienenwachs: oft die Grundlage von Cremes
- Kollagen: aus Fisch- oder Schweinehaut gewonnen, oft in Anti-Aging-Produkten zu finden.
- Elastin: aus Fasern von Sehnen und Gefäßen, in straffenden Cremes
- Kreatin: gemahlene Knochen, Hufe oder Federn
- Hyaluronsäure: aus Hahnenkämmen oder Hühnerfüßen
- Glykogen: aus den Muskeln toter Tiere
- Karminrot: roter Farbstoff aus zerquetschten Läusen, oft in Lippenstiften und Nagellacken enthalten
- Schelllack: Ausscheidungen der Schildlaus, in Nagellack oder Haarsprays
- Guanin: aus Fischschuppen gewonnen
- Retinol: aus Fischleber entnommen
- Benzosäure: im Harn von Wirbeltieren enthalten
- Biotin: kommt in lebenden Zellen vor
Einige der Inhaltsstoffe können auch aus pflanzlichen Quellen gewonnen werden.
Meist musst du hier nur den EAN-Code scannen und die App sagt dir, ob das Produkt vegan und tierversuchsfrei ist. Auch hier ist es wichtig, dass du darauf achtest, dass das Produkt nicht „nur“ ohne Tierversuche hergestellt wurde, sondern auch explizit als vegan ausgewiesen ist.
Erbse, Urheberin des veganen Beautyblogs Kosmetik-Vegan, aktualisiert ihre Liste über vegane Kosmetik kontinuierlich. Hier findest du auch weitere spannende Themen wie beispielsweise vegane Tattoos. Auch auf dem YouTube-Kanal von Riotschminke findest du einige Videos zum Thema veganer Kosmetik.
Neben Apps und Informationen aus diversen Blogs kannst du dich an den unterschiedlichen Siegeln orientieren. Die Veganblumeund das V-Label zeichnen vegane und tierversuchsfreie Produkte aus. Produkte ohne Tierversuche und teils auch vegan sind mit dem Siegel Leaping Bunny und dem Hasen mit der schützenden Hand ausgezeichnet.
Mehr dazu: So erkennst du Kosmetik ohne Tierversuche
Leider ist der Begriff „vegan“ nicht geschützt, was also noch immer einen kleinen Mehraufwand vor dem Kauf bedeutet: Informieren.
Falls du schon im Drogeriemarkt vor dem Regal und somit vor der Entscheidung stehst, ob du ein Produkt kaufen möchtest oder nicht, helfen dir diverse Apps. Nicht alle Apps zeigen an, ob das Produkt vegan ist, aber geben Hinweise auf die Verträglichkeit der Inhaltsstoffe:
Ist vegane Kosmetik besser und pflegender?
In veganen Produkten werden die tierischen Stoffe durch pflanzliche (oder teilweise auch synthetische) ersetzt. Wie Christof Kirkamm vom Hautzentrum Stuttgart gegenüber Utopia mitteilte, werden in veganer Kosmetik häufig natürliche Zutaten wie Pflanzenextrakte, Öle und Früchte eingesetzt. Diese Stoffe seien reich an Antioxidantien und Nährstoffen, die potenziell die Hautgesundheit fördern können. Dennoch ist es dem Dermatologen zufolge ein „Trugschluss zu glauben, dass diese Produkte im Allgemeinen besonders sanft oder verträglich sind“. Besonders ätherische Öle wie Bergamott-, Teebaum-, Eukalyptus- oder Zitronenöl zeigen nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) ein allergenes Potenzial.
Für Kosmetikhersteller ist vegane Kosmetik bisher oft weniger erschwinglich, so Kirkamm, als vergleichbare konventionelle Produkte. Außerdem werde in der Produktion häufig auf Konservierungsstoffe verzichtet, weshalb vegane Kosmetik teilweise geringer haltbar ist als konventionelle und kontaminiert sein kann.
Allgemein betrachtet, gibt es bisher keine Studien, die veganer Kosmetik Vor- oder Nachteile in ihrer Wirkung nachsagen. Es liegt also ganz bei dir, ob du auf tierische Inhaltsstoffe vermeiden möchtest und dich mit veganer Kosmetik wohler fühlst oder nicht. „Über die Qualität der Inhaltsstoffe sagt die Eigenschaft „vegan“ jedoch nichts aus“, erklärt Birgit Huber, Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel) gegenüber Utopia.
Zusammenfassend: Tierversuchsfreie Kosmetik ist nicht gleich vegan, ebenso wie Naturkosmetik nicht gleich vegan bedeutet.
Weiterlesen auf Utopia.de:
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Überarbeitet von Nora Braatz
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