In Flaschen abgefülltes Vitaminwasser soll mit fruchtigen Aromen überzeugen und uns nebenbei mit wichtigen Nährstoffen versorgen. So gesund sind die Produkte tatsächlich.
Vitaminwasser werden immer populärer. Mittlerweile findest du sie in vielen Supermärkten und Drogerien. Auf Social Media kursieren zahlreiche Werbeclips, die versprechen, die Produkte würden uns gesünder, fitter und motivierter machen. Was steckt wirklich dahinter? Reicht es tatsächlich aus, Wasser mit zugesetzten Vitaminen zu trinken, um gesund zu sein?
Vitaminwasser: Nicht mehr als geschicktes Marketing?
Bei Vitaminwasser handelt es sich um Trinkwasser, dem je nach Produkt ein bestimmter Nährstoffmix sowie Aromen, Süßstoffe, Zucker und andere Stoffe zugesetzt wurden. Laut einer Reportage des NDR liegen die Preise für fünf untersuchte Vitaminwasser zwischen 1,18 Euro und 3,58 Euro pro Liter.
Jana Fischer von der Verbraucherzentrale äußert sich in der NDR-Dokumentation kritisch zum neuen Trend. Laut ihr lebt das Marketing in diesem Bereich vor allem vom Mythos, dass Menschen grundsätzlich erst einmal einen Mangel an Nährstoffen hätten. Vitaminwasser könnten diesen beheben und unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit verbessern. Laut Fischer sind Mangelerscheinungen jedoch nicht der Regelfall. Zudem ließen sie sich auch mit einfachen Nahrungsergänzungsmitteln beheben. Diese sind teilweise deutlich günstiger als Vitaminwasser.
Die Medizinerin Viola Andresen erklärt gegenüber dem NDR zudem, dass Vitaminzusätze nicht denselben gesundheitlichen Nutzen bringen wie Vitamine aus einer gesunden Ernährung. Auch laut Stiftung Warentest ist der Nutzen von isolierten Wirkstoffen wie Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen noch unklar.
Foodwatch kritisiert ebenfalls die irreführenden Werbeversprechen für Vitaminwasser. So sei der gesundheitliche Nutzen der Getränke äußerst fragwürdig. Foodwatch mahnte im August 2023 ein Unternehmen sogar für seine besonders dreisten Werbelügen ab. So erzeugten Werbungen des Herstellers „Hye“ den Eindruck das Vitaminwasser würde gegen Kopfschmerzen und Müdigkeit wirken. Foodwatch erklärt, dies sei ein offensichtlicher Verstoß gegen die europäische Health-Claims-Verordnung. Diese schützt Konsument:innen vor falschen Gesundheitsversprechen.
Vitaminwasser: Was bringen die Vitamine?
Laut der Verbraucherzentrale kann der Körper zunächst nicht zwischen synthetisch hergestellten und natürlichen Vitaminen unterscheiden, denn beide weisen dieselbe chemische Struktur auf. Unterschiede gibt es jedoch in der Bioverfügbarkeit, also der Aufnahmefähigkeit.
Synthetische Vitamine sind zwar besser verfügbar – damit steigt jedoch auch die Gefahr einer Überdosierung. So können einige Nährstoffe, wie Vitamin A oder Vitamin E, in hohen Dosen Schaden im Körper anrichten, warnt Stiftung Warentest. Zudem sind nicht nur die isolierten Wirkstoffen an sich wichtig für einen gesunden Körper: Laut der Verbraucherzentrale benötigen wir vor allem das komplexe Gesamtpaket aus Vitaminen, Mineralstoffen und den zahlreichen Begleitstoffen, die in natürlichen Lebensmitteln enthalten sind. Dazu gehören etwa sekundäre Pflanzenstoffe.
Laut Medizinerin Andresen ist die Verfügbarkeit von synthetischen Vitaminen zudem nicht immer unbedingt gegeben. So enthalten viele Vitaminwasser die Vitamine E und D, die zu den fettlöslichen Vitaminen gehören. Sind sie lediglich in Wasser gelöst und essen wir nicht gerade etwas Fetthaltiges zum Vitaminwasser, haben sie keinerlei gesundheitlichen Nutzen. Die Vitamine B6 und B12 sind zudem lichtempfindlich. Sind sie in Wasser gelöst und durchsichtigen Plastikflaschen verpackt, kann sich ihr Gehalt schnell reduzieren, so Andresen.
Andresen sieht deshalb eine große Gefahr im populären Trend der Vitaminwasser: Sie vermittelten den Eindruck, man könne sich auch völlig ungesund ernähren und es genüge, jeden Tag eine Flasche der vermeintlich gesunden Wasser zu trinken. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Kein Mix aus synthetischen Nährstoffen kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung ersetzen.
Viel Zucker und Aromen
Ein weiteres Problem von Vitaminwasser: In vielen Produkten stecken hohe Mengen Zucker. Das Vitaminwasser von Lidl zum Beispiel enthält laut dem NDR etwa acht Stück Würfelzucker. Nach Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten erwachsene Personen täglich nicht mehr als 50 Gramm, also 16 Stück Würfelzucker, aufnehmen. Besser wären nur 25 Gramm. Diese Menge würde man mit einem halben Liter Lidl-Vitaminwasser bereits ausschöpfen.
Andere Vitaminwasser sind zuckerfrei, enthalten dafür jedoch Süßungsmittel. Diese werden hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Folgen immer wieder kontrovers diskutiert. So gibt es laut der Verbraucherzentrale NRW Hinweise darauf, dass sie die Darmflora negativ beeinträchtigen und eine Insulinresistenz begünstigen. Wirklich gesünder als Zucker seien sie deshalb nicht.
Für den fruchtigen Geschmack werden Vitaminwassern in der Regel natürliche Aromen zugesetzt. Der Saftanteil ist oft nur sehr gering und reicht für den Geschmack nicht aus. Wie sich Aromen genau auf den Körper auswirken, ist bislang noch nicht ganz klar, so Medizinerin Andresen. Laut Stiftung Warentest stammen auch „natürliche Aromen“ zudem nicht zwingend aus den entsprechenden Früchten. Sie müssen nur aus natürlichen Quellen stammen, wie etwa aus Holz.
Besser als gekaufte Produkte: Selbstgemachte Vitaminwasser
Statt teuren Vitaminwassern mit zugesetzten Vitaminen, Zucker und Aromen ist einfaches Leitungswasser also deutlich gesünder. Wenn dir das zu langweilig ist, kannst du aus natürlichen und unverarbeiteten Zutaten dein eigenes Vitaminwasser herstellen. Rezepte und Inspirationen findest du hier:
Alternativ kannst du Leitungswasser auch mit ein paar Esslöffeln Saft, wie Apfel- oder Orangensaft, vermischen. So fügst du dem Wasser ebenfalls ein paar Vitamine und furchtige Geschmacksnoten hinzu. Am besten presst du den Saft selbst. Oder greife beim Kauf zu ungesüßtem Saft ohne weitere Zusatzstoffe.
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