Vlies ist ein faseriges textiles Material, das sich für viele Zwecke verwenden lässt. Bei Tapeten, zum Abschminken und in Stoffwindeln kommt Vlies häufig vor. Mehr zu Vliesstoff findest du in diesem Artikel.
In einem Vlies bilden Fasern einen Stoff, obwohl sie nicht verwebt sind. Die Fasern halten durch chemische, mechanische oder thermische Verbindungen:
- Bei der thermischen Verbindung werden die Faser durch Hitze quasi miteinander verschweißt.
- Beim mechanischen Verfahren stechen beispielsweise Nadeln wie beim Trockenfilzen in die Faserschicht ein, sodass die Fasern sich umeinander schlingen und ein stoffartiges Material bilden.
- Chemisch verbundene Vliese halten durch chemische Zusätze zusammen.
Auch die verwendeten Fasern selbst sind vielfältig. Es gibt Vlies aus natürlichen Fasern wie (Bio-)Baumwolle oder tierischer Wolle sowie aus synthetischen Fasern und Recycling-Fasern.
Aber Vorsicht: Vlies ist nicht das gleiche wie Fleece, auch wenn beide Wörter gleich ausgesprochen werden. Auch die Wolle eines Schafes wird oft als „Vlies“ bezeichnet. Das textile Material Vlies, um das es hier geht, findet in verschiedenen Lebensbereichen Anwendung.
Vlies: Verwendung als Hygieneprodukt
Windelvlies ergänzt Stoffwindeln: Der Windelinhalt lässt sich bei Bedarf mit dem Vlies leicht entsorgen, ohne dass Eltern die Stoffwindel gleich waschen müssen. Das Vlies selbst lässt sich auch waschen und mehrfach verwenden. Achte beim Kauf auf biologisch abbaubares Material.
Auch Abschminktücher und feuchtes Toilettenpapier bestehen oft aus Vliesstoff. Die Stiftung Warentest warnt, dass diese Einwegprodukte aus Vlies nicht in der Toilette entsorgt werden dürfen. Denn sie lösen sich nicht auf und können daher das Abwassersystem verstopfen. Wenn du Vliesprodukte entsorgen musst, wirf sie daher in den Restmüll. Abgesehen davon sind Einwegprodukte in der Regel eine Verschwendung von Ressourcen und Energie, für die es gute Alternativen gibt. Du kannst zum Beispiel wiederverwendbare Abschminkpads oder eine Podusche verwenden und so dein Bad zu einem Zero-Waste-Badezimmer machen.
Auch der typische Mund-Nasen-Schutz (Einweg) besteht aus Vliesstoff.
Vlies im Haus- und Baubereich
Vliestapeten bestehen aus Vlies und einer Dekorschicht. Das Vlies ist dabei das sogenannte Trägermaterial. Im Gegensatz zu Papier ist es stabiler gegenüber Feuchtigkeit. Doch Vorsicht: Mehr als die Hälfte von 14 getesteten Vliestapeten sind bei Ökotest wegen des Weichmachers Diisononylphthalat (DINP) und anderer Schadstoffe durchgefallen. DINP steht laut Ökotest im Verdacht, den Hormonhaushalt beeinflussen zu können.
Auch der graue Tapezierteppich, der den Boden beim Tapezieren und Streichen schützt, besteht aus Vliesstoff (das sogenannte Malervlies). Dieses Malervlies besteht oft aus recycelten Fasern.
Zudem nutzt man Vliesstoff in Gebäuden
- um Dächer gegen Nässe zu isolieren,
- zur Wärmedämmung und
- um unterirdische Bauteile zu schützen.
Vlies im Garten und auf dem Feld
Das Umweltbundesamt beschreibt, dass im Frühling und im Herbst ein Vlies die Insekten von gepflanztem Gemüse fern halten kann. Es kann also unter Umständen einen Teil der Pestizide überflüssig machen. Außerdem kann das Vlies die Pflanzen gegen Kälte isolieren, was den Anbauzeitraum verlängern kann.
Auch gegen Unkraut kannst du Vlies einsetzen. Gegen unerwünschte Pflanzen im Beet helfen sogenannte Unkrautvliese. Diese gibt es sowohl aus Plastik als auch als biologisch abbaubare Variante, zum Beispiel aus Bioplastik.
Wäge genau ab, ob du ein solches Vlies wirklich brauchst. Plastikplanen gehen früher oder später kaputt, danach kannst du sie nur noch entsorgen. Und auch Planen aus biobasiertem Kunststoff können die Umwelt belasten. Mehr Informationen dazu findest du im nächsten Abschnitt.
Im Zweifel kannst du auch mit selbstgemachten Unkrautvernichter gegen unerwünschte Pflanzen vorgehen. Oder die vermeintlichen Unkraut-Pflanzen essen.
Vlies – ist das nachhaltig?
Da Vlies so vielfältig ist, lässt sich keine pauschale Aussage über die Nachhaltigkeit von Vlies treffen. Je nach Einsatz muss das Vlies unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Grundsätzlich gilt aber:
- Kunststoff-Vlies basiert oft auf Erdöl und damit auf einem problematischen Rohstoff für Umwelt und Klima. Alternativen sind je nach Anwendungsbereich Vlies auf Basis von Holz oder anderer Biomasse.
- Versuche ein Vliesprodukt möglichst häufig zu verwenden, ehe du es entsorgst. Denn Einweg-Vlies geht mit einer großen Verschwendung von Ressourcen einher. Insbesondere im Hygiene-Bereich (z.B. Abschminktücher) sind Mehrweg-Produkte sinnvoller. Manche Produkte (wie Malervlies) kannst du dir eventuell bei Nachbarn leihen – dann musst du sie dir nicht selbst kaufen.
- Vliese aus Bioplastik werden oft als biologisch abbaubar angepriesen. Dennoch ist ihre Entsorgung nicht immer einfach, da viele Entsorgungsanlagen nicht auf diese Materialien eingestellt sind. Außerdem können auch Bio-Kunststoffe viele Jahre brauchen, bis sie sich vollständig zersetzt haben. Daher gilt auch hier: Produkte möglichst lange verwenden, statt sofort neu kaufen.
Weiterlesen bei Utopia:
- Tapeten entsorgen: Wohin mit den gebrauchten Tapeten?
- Stoffwindeln: Vor- und Nachteile und worauf du beim Kauf achten solltest
- Tencel: Das ist das Besondere an diesem Stoff
- Unkraut jäten: Tipps und was du beachten solltest
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