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Alternative zur Klimaanlage? Wie die Wärmepumpe das Haus kühlen kann

Mit Wärmepumpe das Haus kühlen? Meistens geht das.
Foto: © stock.adobe.com / Hermann

Die Sommerhitze hat Europa im Griff – und heizt Schlafzimmer und Büros oft unerträglich auf. Die Nachfrage nach Klimaanlagen ist hoch. Doch es gibt eine Alternative, von der viele gar nicht wissen, was sie kann: die Wärmepumpe. Im besten Fall kann sie das Haus günstig kühlen.

Wie hält man bei großer Hitze Haus oder Wohnung am effektivsten kühl? Dazu gibt es viele Ideen und Meinungen. Eher aufwändige technische Lösungen wie Klimaanlagen sind derzeit in Deutschland noch vergleichsweise selten. Doch zunehmend leiden wir auch hierzulande unter anhaltend hohen Temperaturen, so dass sich das bald ändern könnte. Betriebe, die Klimaanlagen einbauen, berichten bereits von einer hohen Nachfrage.

Dabei ist eine Technologie zur Kühlung von Gebäuden sowieso schon auf dem Vormarsch: Wärmepumpen – die viel gerühmten Heizungen der Zukunft – können Wohnräume oft nicht nur wärmen, sondern auch effizient kühlen.

Kühlen mit der Wärmepumpe: Darauf kommt es an

Dabei kommt es auf die Art der Wärmepumpe und das Heizsystem an: Kühlen können im Prinzip fast alle Wärmepumpen, doch besonders energiesparend sind hier Erdwärmepumpen, Grundwasserwärmepumpen oder Solewärmepumpen. Also solche Geräte, die sich mittels tiefer Bohrungen die Temperaturen unter der Erde zunutze machen.

Vereinfacht gesagt transportieren sie im Winter Wärme aus tieferen Erdschichten in das Heizsystem des Hauses. Im Sommer können sie diesen Prozess umdrehen und Wärme aus den Wohnräumen abtransportieren, während Kälte aus der Tiefe abgegeben wird.

Der Energieexperte Reinhard Loch, Leiter des Bereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW, erklärt: „Das macht Sinn, wenn man die geeigneten Rahmenbedingungen dafür hat.“ Was er damit meint: Man braucht Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen, damit die Kühlung funktioniert. „Die Wärmepumpe kann man dann zum Kühlen einsetzen, wenn man große Flächen hat.“

Klassische Heizkörper eignen sich nicht, weil man diese, um einen kühlenden Effekt zu haben, so stark herunterkühlen müsste, dass die Feuchtigkeit aus der Raumluft kondensiert – der Heizkörper würde anfangen zu tropfen.

Wärmepumpe: Die „passive Kühlung“ braucht wenig Energie

Unter geeigneten Bedingungen aber – etwa eine Erdwärmepumpe in Kombination mit Fußbodenheizungen – kann man mit der Wärmepumpe sehr energieeffizient und kostengünstig kühlen. Denn für die oben beschriebene Funktionsweise muss im Gegensatz zum Heizbetrieb im Winter kein sogenannter Verdichter, sondern nur eine kleine Umwälzpumpe laufen, die nicht viel Strom benötigt. Die sogenannte passive Kühlung benötigt nicht die Wärmepumpe als solche, „sie setzt nur den Kreislauf in Gang zwischen kühlem Erdreich und dem warmen Raum“, so Loch. Allerdings ist die Kühlung auf diese Weise etwas weniger effektiv als mittels aktiver Kühlung oder der klassischen Klimaanlage (s. unten).

Dennoch: Wenn alles zusammen passt – die Art der Wärmepumpe, das eingebaute Heizungssystem und auch der Dämmstandard des Gebäudes – können Wärmepumpen mit geringem Stromverbrauch die ersehnte Kühlung für heiße Sommertage liefern.

In Wien gibt es sogar ein Pilotprojekt, das mittels passiver Kühlung die Temperatur des Straßenasphalts senken will.

Wann die Klimaanlage effizienter ist

Allerdings: Erdwärmepumpen sind vergleichsweise teuer und aufwändig zu installieren, die Mehrzahl der neu eingebauten Wärmepumpen sind heute so genannte Luft-Wasser-Wärmepumpen. Diese können Wohn- oder Büroräume ebenfalls kühlen, brauchen hierfür aber etwa so viel Energie wie fürs Heizen im Winter.

Denn im Gegensatz zur beschriebenen passiven läuft bei der sogenannten aktiven Kühlung die Wärmepumpe mit ihrer gesamten Technik, nur die Richtung der Wärmekreislaufs ist im Verhältnis zur Heizfunktion umgekehrt.

Klimaanlagen
Klimaanlagen können einzelne Räume effektiv herunterkühlen – wärmen dabei aber die Außenluft noch stärker auf. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Pier Luigi Valente)

Bei der aktiven Kühlung können daher klassische Split-Klimaanlagen effizienter und kostengünstiger ein. Im Prinzip handelt es sich auch hier um eine (Luft-Luft-)Wärmepumpe, die mithilfe je eines Moduls außerhalb und innerhalb des Hauses warme Außenluft kühlt und in den Raum bläst. „Wenn es darum geht einen Raum möglichst schnell und für einen bestimmten Zeitraum herunterzukühlen, sind klassische Klimaanlagen effektiver“, erklärt Energieexperte Loch.

Sie können relativ günstig und flexibel nachgerüstet werden. Strom brauchen sie aber natürlich ebenfalls. Ein Nachteil: Klassische Klimaanlagen können in der Regel nur einen Raum richtig kühlen. „Luft kann man nicht so gut in der ganzen Wohnung verteilen, darum werden größere Heizsysteme mit Wasser als Wämreträger betrieben“, so Loch.

Klimaanlagen bzw. Luft-Luft-Wärmepumpen stehen zudem mitunter in der Kritik, weil sie gerade in dicht bebauten Städten den Hitze-Insel-Effekt verstärken können, weil sie warme Luft an die Umgebung abgeben.

Braucht keinen Strom: Richtig Verdunkeln und lüften

Die günstigsten und umweltschonendsten Methoden, das Zuhause im Sommer zu kühlen sind immer noch die althergebrachten Low Tech-Maßnahmen: Tagsüber Fensterläden, Rollos und Vorhänge geschlossen halten. Außen liegende Beschattungen sind dabei effektiver als innen liegende. Genauso wichtig ist cleveres Lüften: Am frühen Morgen und am späteren Abend sowie in der Nacht sollte man kräftig durchlüften, sobald die Temperaturen steigen aber besser die Fenster besser geschlossen halten.

Und wenn das nicht mehr ausreicht, sind energieeffiziente Ventilatoren noch deutlich günstiger und brauchen weniger Strom als Klimaanlagen. Und: Sie heizen die Außenluft nicht zusätzlich auf.

Dennoch: „Wenn jemand eine neue Wärmepumpe einbaut, dann ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass man eine Wärmepumpe wählt, die auch kühlen kann“, sagt Loch.

Der Experte geht davon aus, dass man diese Zusatzfunktion in Zukunft gerade bei Neubauten immer stärker mitdenken wird und sich die Wärmepumpe auch als Kühlsystem durchsetzen könnte.

Mit immer heißeren Sommern und länger anhaltenden Hitzewellen müssen wir längst rechnen – besser, wir bereiten uns jetzt schon darauf vor.

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