Mikrowellen sind schädlich und ungesund? Ob sich das beweisen lässt und warum die Geräte auch aus anderen Gründen keine so gute Idee sind, erfährst du hier.
Die Mikrowelle ist eigentlich praktisch, aber es gibt Zweifel
Einfach die Mahlzeit in die Mikrowelle stellen und nach wenigen Minuten kommt sie fertig auf den Tisch – aber viele Menschen wollen aus unterschiedlichen Gründen mit einem Mikrowellengerät nichts zu tun haben. Zu den häufigsten Sorgen gehört, dass Lebensmittel aus der Mikrowelle schädlich sein könnten oder die Strahlung der Geräte sich negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Laut Statistischem Bundesamt stehen in fast Dreiviertel der deutschen Haushalte Mikrowellen. Aus der laufenden Wirtschaftsrechnung (LWR) für die deutschen Haushalte geht hervor, dass 73,8 Prozent mit einem solchen Gerät ausgestattet sind – das ist eine hohe Verbreitung.
Was sagt die Wissenschaft zu der Annahme, dass Mikrowellen schädlich sein können? Wie ungesund Mikrowellengeräte tatsächlich sind oder wie sie sich auf die restliche Umwelt auswirken, liest du im Folgenden.
Hinweis: In diesem Artikel geht es um die reine Mikrowellenfunktion. Kombigeräte, die zusätzlich über Backofen- oder Grillfunktionen verfügen, haben wir nicht speziell berücksichtigt.
Die Mikrowelle: Wie schädlich ist sie für die Gesundheit?
Anders als herkömmliche Herde oder Öfen, die Wärme von außen erzeugen, arbeitet die Mikrowelle mit einem elektromagnetischen Feld. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) erklärt, dass Mikrowellengeräte in ihrem Inneren hochfrequente Felder erzeugen. Die Plattform Wissenschaft im Dialog führt aus, dass durch das Magnetfeld die Wassermoleküle in den Lebensmitteln in Schwingung kommen. Durch die Bewegung entsteht Wärme. Aus diesem Grund gehören übrigens rohe Eier nicht in die Mikrowelle: Solche und andere Lebensmittel mit hohem Flüssigkeitsgehalt können durch die plötzliche Erhitzung explodieren.
Das Bundesamt für Strahlenschutz hat mögliche Auswirkungen der Mikrowelle auf die Gesundheit untersucht und kann die beiden häufigsten Bedenken entkräften:
- Ist die Garmethode der Mikrowelle ungesund? Das BfS hält die Zubereitung von Speisen in der Mikrowelle für nicht schädlicher als herkömmliche Methoden. Allerdings weist das Amt darauf hin, dass die speziellen Garvorschriften für das Mikrowellengerät zu beachten sind. Neben rohen Eiern gibt es noch andere Nahrungsmittel, die nicht in die Mikrowelle gehören, beispielsweise Spinat oder rohes Hähnchenfleisch. Bleiben die Speisen nicht lange genug in der Mikrowelle, sind möglicherweise noch nicht alle Keime wie Salmonellen abgetötet. Die Speisen erhitzen sich in der Mikrowelle außerdem nicht immer gleichmäßig. Es bleiben dann kalte Stellen, an denen sich die krankmachenden Keime halten können.
- Ist die Strahlung der Mikrowelle schädlich? Laut BfS gewährleistet die Abschirmung der Geräte, dass nur eine minimale Strahlung entweichen kann. Diese nimmt schon mit wenigen Zentimetern Abstand zum Gerät rapide ab. Bei technisch einwandfreien Geräten sieht das BfS daher keine gesundheitlichen Gefahren. Normalerweise kann im Bereich der Türen und der Sichtblende immer etwas Strahlung nach außen dringen. Das BfS spricht dabei von Leckstrahlung. Umfangreiche Messungen ergaben aber, dass diese Leckstrahlung im Mittel bei etwa einem Prozent des Grenzwertes liegt. Bei 30 Zentimetern Abstand beträgt sie nur noch fünf bis zehn Prozent der Intensität, die direkt am Gerät zu messen ist.
Das Öko-Institut weist sogar auf positive Aspekte der Mikrowelle hin:
- Nährstoffe – Sie bleiben bei der Garmethode besser erhalten. Die Mikrowelle gart ohne zusätzliches Wasser, dadurch schüttest du wasserlösliche Nährstoffe nicht mit dem Kochwasser weg.
- Keine PAK-Verbindungen – Sollte doch einmal etwas in der Mikrowelle anbrennen, bildet sich in den schwarzen Krusten kein Benzo[a]pyren. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt, dass schon die kleinsten Mengen von Benzo[a]pyren krebserregend sein können. Diese Substanzen sind beispielsweise ein Risiko bei der Zubereitung auf dem Holzkohlegrill. In den angebrannten Rändern kann sich das Benzo[a]pyren bilden. Der Stoff gehört zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK-Verbindungen.
Ist die Mikrowelle schädlich durch ihren Stromverbrauch?
Mikrowellen werden mit Strom betrieben, daher ist der Energieverbrauch der Geräte interessant. Als Stromfresser im Haushalt kann sich eine Mikrowelle schädlich auf das Klima auswirken. Energieeffiziente Geräte helfen dagegen, den Stromverbrauch in den Haushalten zu senken. Damit könnte der Umstieg auf erneuerbare Quellen zur Energieversorgung rascher gelingen. Klimaschädliche Kraftwerke, die fossile Brennstoffe zu Strom verarbeiten und somit Treibhausgase produzieren, könnten früher vom Netz gehen.
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass es für Mikrowellen keine Energieverbrauchskennzeichnung gibt. Dennoch können sich die Geräte teilweise stark in ihrer Energieeffizienz unterscheiden. Der Stromverbrauch kann bei einem energieeffizienten Gerät zwischen 30 und 40 Prozent unter dem einer ineffizient arbeitenden Mikrowelle liegen.
Das Umweltbundesamt gibt Tipps, woran effizient arbeitende Mikrowellen zu erkennen sind:
- Die Mikrowelle sollte über einen Energiesparmodus verfügen. Damit kannst du zum Beispiel die Anzeige der Uhrzeit ausschalten, wenn das Gerät nicht in Gebrauch ist.
- An den Mikrowellen-Symbolen erkennst du die Leistung des Gerätes in Watt. Die unterschiedliche Anzahl der Wellen, sagt dir, mit wieviel Watt das Gerät arbeitet.
- Stand-by-Funktionen sollten sich abschalten lassen. Wenn das nicht möglich ist, kannst du immer noch den Stecker ziehen.
- Weniger ist mehr – Displays mit Uhr sind Stromfresser, ebenso das Licht bei geöffneter Tür.
Im Vergleich zu einem herkömmlichen Herd oder Ofen kann eine energieeffiziente Mikrowelle unter bestimmten Voraussetzungen sogar im Vorteil sein. Laut Umweltbundesamt verbraucht die Mikrowelle weniger Strom, um kleinen Mengen zu erhitzen. Ab einer Portionsgröße von 250 Millilitern ist jedoch die Herdplatte oder ein Backofen im Vorteil.
Ist die Mikrowelle schädlich für die Umwelt?
Die Auswirkungen einer Mikrowelle auf die Umwelt lässt sich aus ihrer Ökobilanz ablesen. Die Ökobilanz gibt Auskunft, welche Umweltschäden die Geräte durch die Herstellung, den Betrieb und schließlich auch ihre Entsorgung verursachen.
Eine Studie der University of Manchester kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: Alle Mikrowellen in der EU zusammengenommen produzieren über ihren Lebenszyklus hinweg so viele Treibhausgase, dass dabei pro Jahr im Schnitt etwa 7,7 Millionen Tonnen davon anfallen. Das entspricht ungefähr den CO2-Emissionen von 6,8 Millionen Autos. Diese Unmengen an Emission durch Mikrowellengeräte kommen hauptsächlich durch den Energieverbrauch bei der Produktion und Nutzung zusammen.
- Herstellung – Die Studie errechnet, dass gleich der Beginn des Lebenszyklus 20 Prozent des gesamten Verbrauchs an Energie und Rohstoffen ausmacht. Laut Öko-Institut besteht die typische Mikrowelle hauptsächlich aus Stahlblech oder Edelstahl, Kupfer und Glas. All diese Materialien verbrauchen natürliche Rohstoffe und lassen sich nur unter hohem Energieaufwand herstellen.
- Nutzung – Die Studie stellt fest, dass jede Mikrowelle etwa 573 Kilowatt Stunden Strom verbraucht. Dabei hebt sie hervor, dass die Geräte mehr als 90 Prozent ihrer Nutzungsdauer auf Stand-by sind. Die Mikrowelle teilt das Schicksal vieler Elektrogeräte – Fortschritte in der Technik und sinkende Preise verkürzen die Nutzungsdauer zusehends. Nach nur sechs bis acht Jahren hat die Mikrowelle im Durchschnitt ausgedient.
- Entsorgung – Die Mikrowelle gehört wie alle Elektrogeräte nicht in den Hausmüll, sondern ist Elektroschrott. Du kannst sie dort wieder abgeben, wo du sie gekauft hast – in den meisten Fällen besteht eine Rücknahmepflicht. Alternativ entsorgst du Elektrogeräte auf dem nächstgelegenen Wertstoffhof. Auch fachgerecht entsorgt tragen die Geräte aber zu einem weltweit wachsenden Berg an Elektroschrott bei. Das Europäische Parlament weist generell auf das Problem hin. In der EU liegt die Recyclingrate bislang erst bei 40 Prozent. Recycling ist jedoch wichtig, um mögliche giftige Stoffe aus dem Schrott zu entfernen und um Rohstoffe wie Metall oder seltene Erden zurückzugewinnen.
Fazit: Wie schädlich ist die Mikrowelle denn nun wirklich?
Die Zubereitung von Speisen in der Mikrowelle ist nach den genannten Einschätzungen der Wissenschaft nicht mehr oder weniger ungesund als herkömmliche Methoden. Allerdings kommt es auf die genaue Einhaltung der Garvorschriften an.
Zwar tritt etwas Leckstrahlung aus. Laut den genannten Messungen des Bundesamtes für Strahlenschutz ist diese jedoch bei einwandfrei funktionierenden Geräten vollkommen ungefährlich. Mit etwas Abstand von einigen Zentimetern, wenn die Mikrowelle in Betrieb ist, reduzierst du das Risiko für diese Reststrahlung fast vollständig. Das Umweltbundesamt rät zum Beispiel Kindern, vorsichtshalber nicht zu nah an die arbeitende Mikrowelle heranzugehen.
Energieeffiziente Mikrowellen könnten bei kleinen Portionen (bis 250 Milliliter) sogar helfen, Strom zu sparen. So ließen sich beispielsweise größere Mengen vorkochen und diese dann portionsweise in der Mikrowelle erhitzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist jedoch darauf hin, dass die Mikrowelle ein zusätzliches Elektrogerät im Haushalt ist. Sie könne einen traditionellen Herd nicht ersetzen.
Gegen so ein zusätzliches Elektrogerät spricht eindeutig die miserable Ökobilanz der Mikrowelle. Dies sind die größten Negativpunkte der Mikrowelle:
- hoher Ressourcenverbrauch bei der Herstellung
- oft Stand-by-Funktion und aufwendige Features, die Strom verbrauchen, aber wenig Mehrwert bieten
- keine Energieverbrauchskennzeichnung.
- kurze Lebensspanne – danach vergrößern die ausgedienten Mikrowellen das Elektroschrott-Problem
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