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Mario Barth stänkert gegen Diesel-Fahrverbote – und liegt damit völlig daneben

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Foto: Sven Mandel [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons, Pixabay/ CC0/ webandi

Mario Barth beschäftigt sich in der neuen Folge seiner Show „Mario Barth deckt auf!“ mit dem EU-Grenzwert für Dieselabgase.  Mit seinen Aussagen liegt der Comedian aber komplett daneben: Sie sind entweder veraltet, falsch oder aus dem Zusammenhang gerissen.

In seiner Investigativ-Sendung „Mario Barth deckt auf!“ zeigt der gleichnamige deutsche Comedian, was angeblich wirklich mit unseren Steuergeldern passiert: So geht es zum Beispiel um kostspielige Projekte, die seiner Ansicht nach wenig Sinn ergeben oder bei denen die Kosten aus dem Ruder liefen. Auch Stuttgart 21 widmete Barth bereits einen Beitrag.

EU-Grenzwert für Stickoxid komme „einfach so“ zustande

In der Sendung vom vergangenen Mittwoch ging es um die Fahrverbote für Dieselautos, die derzeit in vielen deutschen Großstädten gelten. Dabei zog Mario Barth Wissenschaftler, sogenannte „Super-Experten“, zu Rat, die ihn über die Gesundheitsgefahr durch Stickoxide aufklären sollen. Konkret: Barth wollte wissen, ob der von der EU festgelegte Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeter überhaupt Sinn ergebe. Seine Antwort: Nein. Mit seinen Beweisen liegt Barth dabei allerdings daneben, wie bento recherchiert hat.

Demnach behauptet der Physiker und „Super-Experte“ Michael Schreckenberg in der Show, der Wert komme einfach so zustande. Diese Aussage ist allerdings falsch. Der von der EU festgelegte Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickoxid pro Kubikmeterbasiert basiert auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Adventskranz
Überschreitet ein Adventskranz die gesetzlichen Schadstoffwerte? (Foto: Colourbox.de)

Unseriöses Experiment: Kerze schlimmer als Diesel

Barth will beweisen, dass der Wert keinen Sinn ergibt, indem er testet, wie vielen Stickoxiden wir im Alltag ausgesetzt sind. Dazu führt er vor laufender Kamera selbst Experimente durch, die die Grenzwerte der EU in Zweifel ziehen sollen.

Mit einem Messgerät  überprüft er, welche Mengen die Kerzen auf einem Adventskranz ausstoßen – und kommt auf 75 Mikrogramm Stickoxid. Beim Gasherd zeigt das Messgerät 118 Mikrogramm, der Rauch einer Zigarre enthält sogar 400 Mikroramm. Zehnmal so viel wie der Grenzwert.

Barth und seine Super-Experten haben aber eines nicht bedacht: Der EU-Grenzwert legt fest, wie viel Mikrogramm Stickoxide in einem Kubikmeter Luft enthalten sein dürfen. Einmal ausgestoßen, verteilen sich die Gase in ihrer Umgebung. Für eine korrekte Messung müsste man also den gesamten Raum in die Rechnung mit einbeziehen. Die Belastung durch einen Adventskranz, einen Herd oder eine Zigarre in einem großen Studio ist also relativ gering und sprengt keinesfalls den gesetzlichen Rahmen.

Argument bereits widerlegt: Luftverschmutzung nicht so schlimm wie Zigarettenrauch

Lungenfacharzt Justus de Zeeuw behauptet in der Show, man könne das Zehntausendfache des Stickoxid-Grenzwertes einatmen und es würde nichts passieren. Denn starke Raucher würden in nur sieben Monaten so viele Stickoxide aufnehmen, wie ein Mensch, der 80 Jahre an einer stark befahrenen Straße gelebt habe.

Der Mediziner benutzt damit das selbe Argument wie der Lungenarzt Dieter Köhler einige Monate zuvor. Seine Stellungnahme zu Stickoxid-Grenzwerten hatten über 100 weitere Lungenärzte unterschrieben. Die taz fand im Februar allerdings heraus, dass sich in die Rechnung einige Fehler eingeschlichen hatten. In Wirklichkeit entspreche die Menge an Stickoxiden, der man an einer vielbefahrenen Straße ausgesetzt ist, eher dem, was ein Raucher in 6,4 bis 32 Jahren aufnimmt. Auch zahlreiche andere Wissenschaftler bewerteten Köhlers Arbeit als unseriös.

Recherche-Panne: Mario Barth liegt nicht zum ersten Mal daneben

Mit seinen Aussagen zum Abgas-Grenzwert liegt Mario Barth nicht zum ersten mal falsch. 2016 deckte der Comedian in seinem Format vermeintlich auf, dass die Demonstrationen vor dem Trump Tower in New York eine Erfindung der Medien seien. Dafür reiste Barth selbst in die Großstadt. Er besuchte mit einem Kamerateam vormittags den Platz vor dem Hochhaus in der New Yorker Fifth Avenue – und fand diesen leer vor. Für seinen Beitrag erntete Barth jedoch harsche Kritik – denn die Demonstrationen anlässlich des Wahlsiegs von Donald Trump fanden nicht vormittags sondern abends statt.

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