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Baumärkte erleben Run auf alternative Heizquellen – Experte warnt davor

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Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ schauhi (bearbeitet)

Unsicherheiten bei der Gasversorgung treiben die Menschen scheinbar in die Baumärkte. Viele Märkte berichten von einem anhaltenden Ansturm auf elektrische Heizgeräte, Brennholz und andere Heizquellen.

Der russische Konzern Gazprom hat am Montag angekündigt, ab Mittwoch die Gaslieferungen nach Deutschland über die Pipeline Nord Stream 1 erneut zu drosseln. Insgesamt sollen so nur noch 20 Prozent des ursprünglich geplanten Umfangs geliefert werden – also nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas täglich. Die Befürchtungen für einen kalten Winter in Europa sind damit erneut angefacht.

Die angespannte Situation hat Auswirkungen – und die merkt man sogar im Baumarkt. Auf Anfrage des WDR haben mehrere große Baumarktketten bestätigt, dass die Nachfrage nach alternativen Heizquellen enorm gestiegen ist. Radiatoren, Konvektionsheizungen, Öfen und Brennstoffe wie Holz, Gas, Pellets und Braunkohle waren demnach sehr gefragt und einige zeitweise vergriffen.

„Wir verkaufen etwa 50 Prozent mehr elektrische Heizgeräte als im Vorjahr“

Die erhöhte Nachfrage begann schon im vergangenen November, als sich erstmals abzeichnete, das Gas teurer werden würde. Der Beginn des Ukrainekrieges habe die Entwicklung rasant beschleunigt. „Mit der Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas gab es wieder einen regelrechten Ansturm auf viele Märkte„, zitiert die Tagesschau eine Kette.

Ein anderer Markt erklärt: „Wir verkaufen derzeit etwa 50 Prozent mehr elektrische Heizgeräte als im Vorjahr.“ Die hohe Nachfrage ziehe sich durch das gesamte Sortiment, durch alle Qualitäts- und Preislagen und die Lager seien zum Teil leer. Schnelle Nachlieferungen sind unwahrscheinlich – weil Baumärkte dem Händler zufolge die Waren bei den Herstellern mit Monaten Vorlauf bestellen müssen.

Elektrische Heizungen im Dauerbetrieb teuer

Die Tagesschau zitiert einen Energie-Experten der Verbraucherzentrale NRW zum Thema Elekto-Heizungen: „Sowieso sind solche Geräte höchstens eine Lösung für den Notfall“, also wenn die Gasversorgung tatsächlich ausfällt. Mit Blick auf die Kosten stelle der Dauerbetrieb mit elektrischen Heizungen keine günstigere Alternative dar.

Viele Kund:innen würden mit den Errungenschaften gar nicht ganze Wohnung beheizen wollen, erklärt ein Mitarbeiter der Heizungs- und Sanitärabteilung gegenüber der Tagesschau. „Aber sie wollen zumindest in einem Raum sitzen können, wo es dann ein bisschen warm ist.“ Ein Marktleiter berichtet von extremer Nachfrage beim Brennholzsäcken: „Es gibt Kunden, die packen ihren Einkaufswagen mit 20 Säcken voll“. Solche Szenen habe er sonst vielleicht im Spätherbst oder Winter gesehen. „Wer einen Kamin hat, der hortet mittlerweile das Brennholz.“

Gasversorgung in Deutschland nicht akut gefährdet

Die Gasversorgung in Deutschland ist derzeit nicht akut gefährdet, auch nicht durch Drosselung der Gaslieferungen auf 20 Prozent. Denn im Sommer ist der Gasverbrauch vergleichsweise gering. Im Winter wird er allerdings ansteigen. Deshalb ist es das Ziel der Bundesregierung, die Gasspeicher zu füllen.

Angestrebt wird ein Speicherfüllstand von mindestens 95 Prozent zum 1. November. Bei der Momentanen Gaslieferung von 20 Prozent dürfte das jedoch schwierig sein. Daher betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeckt (Grüne) wie ernst die Lage ist: „Wir sind in einer ernsten Situation. Es wird auch Zeit, dass das alle verstehen.“ Deutschland müsse den Gasverbrauch reduzieren und Maßnahmen konsequent weiter umgesetzt werden. Das Land müsse zusammenstehen und sagen: „Ja, Putin hat das Gas, aber wir haben die Kraft.“

(mit Material der dpa)

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