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Experte empfiehlt, mehr Jod zu sich zu nehmen

Experte: Wir sollten mehr Jod essen
Foto. CC0 Public Domain / unsplash - Francesco Alberti

Ein Drittel der Menschen in Deutschland leiden unter einem Jodmangel. Das kann gesundheitliche Folgen haben. Wie wir dagegen vorgehen und was es zu beachten, erklärt der Endokrinologe Joachim Feldkamp in einem Interview.

Ab den 1980er Jahren hatte Deutschland dem Jodmangel erfolgreich entgegengewirkt. Die Situation hat sich allerdings wieder verschlechtert. Der Endokrinologe Joachim Feldkamp vom Klinikum Bielefeld Mitte erklärte gegenüber Spektrum, wie es zu diesem Wandel kam und wie Menschen in Deutschland den Jodmangel erneut bekämpfen kann.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz herrscht laut dem Experten traditionell eine Unterversorgung der Bevölkerung an Jod. Das liege an den jodarmen Böden der Gegend, weshalb das Spurenelement weniger in Obst, Getreide und Gemüse vorkommt als in dem aus anderen Gegenden. Jod kann der Körper nicht selbst produzieren und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. In den 80er Jahren reichte man Salz mit Jod an, Bäckereien und die Lebensmittelindustrie verarbeiteten Jodsalz. So war laut Experte 2004 der Jodmangel in Deutschland fast beseitigt.

In den letzten Jahren registrierte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) jedoch eine nicht optimale beziehungsweise eine rückläufige Jodversorgung in der Bevölkerung. Mittlerweile ist Schätzungen zufolge ein Drittel der Bevölkerungen nicht mit der Menge an Jod versorgt, die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlen wird. Die Folgen könnten laut Feldkamp in den nächsten 15 bis 20 Jahren sichtbarer werden.

Das sind die Folgen des Jodmangels

Jod ist laut dem deutschen Schilddrüsenzentrum ein Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone. Die wiederum sind für die Regulierung von Stoffwechselprozessen sowie das Körper- und Organwachstum verantwortlich. Dem Zentrum zufolge zeigen sich die Symptome eines Jodmangels schleichend. Eine starke Schilddrüsenunterfunktion, die durch einen Jodmangel ausgelöst wird, zeigt sich etwa durch:

  • Antriebsschwäche
  • Extreme Müdigkeit
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern
  • Konzentrationsstörungen
  • Kälteempfindlichkeit
  • Enge- und Druckgefühl im Hals
  • Atem- und Schluckbeschwerden
  • Hautveränderungen (feuchte bzw. trockene Haut)

Laut dem Endokrinologe Feldkamp könne ein Jodmangel außerdem zu Entwicklungsstörungen bei Kindern führen. Gerade Jodmangel in der Schwangerschaft könne kognitive Defizite bei den Kindern begünstigen.

So kam es zum Jodmangel in Deutschland

Zu der rückschrittlichen Jodversorgung in Deutschland kam es Feldkamp zufolge, da Menschen heutzutage in ihrer Ernährung Zusatzstoffe vermeiden möchten und Salz ohne Jod kaufen. Im Trend seien derzeit jodfreies Meersalz oder Himalajasalz. Auch Bäckereien und Lebensmittelindustrie verwenden mittlerweile weniger Jodsalz. Dies koste eben auch mehr als welches ohne Jod.

Ein weiterer Grund sei außerdem, dass Salzhersteller einen internationalen Markt bedienen. Dabei seien auch Länder mit jodhaltigen Böden, die kein Bedarf an Jodsalz haben. Statt unterschiedliche Salze in verschiedenen Ländern anzubieten, produzieren Hersteller daher eine Salzsorte ohne Jod, so der Experte.

Wie nehmen wir wieder mehr Jod zu uns?

Um dem Jodmangel in Deutschland entgegenzuwirken, empfiehlt der Experte nicht unbedingt mehr Salz zu essen, sondern auf der Seite der Hersteller die Menge an Jod im Salz zu vermehren. Derzeit seien es 15 bis 25 Milligramm Jod, dass Salz pro Kilogramm hinzugefügt wird. Der Experte plädiert, die Menge auf 30 Milligramm zu erhöhen. Des weiteren erklärt der Experte, könne Jod durch tierische Produkte eingenommen werden. Tieren wird durch das Futter hauptsächlich Jod verabreicht. Über Umwege gelangt das Jod so in den menschlichen Körper. Allerdings wird in der biologischen Landwirtschaft den Tieren kein jodiertes Futter verabreicht, weshalb in tierischen Bioprodukten weniger Jod vorkommt.

Als alternative Jodquelle für Veganer:innen werden häufig Algen genannt, wie beispielsweise Kombu, Wakame, Nori und Arame. Manche pflanzlichen Drinks werden mit Lithothamnium calcareum angereichert, einer calciumhaltigen und jodhaltigen Rotalge. 3 Gramm der Alge auf einen Liter ergibt 100 bis 600 Mikrogramm pro 100 Milliliter. Der Europäische Gerichtshof hat jedoch den Einsatz der Alge verboten, wenn der Pflanzendrink mit einem Bio-Siegel ausgezeichnet ist. Bei Pflanzendrinks ohne Siegel kann die Rotalge dennoch eingesetzt werden.

Zu Jodtabletten solle man dem Experten zufolge nur greifen, wenn die Jodversorgung nicht durch Ernährung gesichert werden kann. Dann sei es sinnvoll zwei- bis dreimal pro Woche eine Tablette mit 100 Mikrogramm Jod einzunehmen.

Zu viel Jod kann auch schädlich sein

Doch nicht alle Menschen sollten Jod in großer Menge aufnehmen. Für Menschen, die von Schilddrüsenüberfunktion, Hashimoto-Thyreoiditis oder Morbus Basedow betroffen sind, kann eine große Jodaufnahme schädlich sein. Das deutsche Schilddrüsenzentrum empfiehlt eine Ernährung mit jodarmen Lebensmitteln. Außerdem sollten Patient:innen die Jodzufuhr drosseln und beispielsweise Jodsalz vermeiden und keine Jodtabletten einnehmen.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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