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Gorillas: Bio-Supermarkt Alnatura kooperiert mit umstrittenem Lieferdienst

Gorillas: Bio-Supermarkt Alnatura kooperiert mit umstrittenem Lieferdienst
Foto: Alnatura (Fotograf: Lars Gruber), Gorillas

Der Lieferdienst Gorillas wird häufig kritisiert, unter anderem für die Arbeitsbedingungen der eigenen Fahrer:innen. Nun konnte das Start-up ausgerechnet eine große Biomarkt-Kette für eine Kooperation gewinnen. Was sagt Alnatura zu den Anschuldigungen, die den neuen Partner betreffen?

Der Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas und die Bio-Supermarktkette Alnatura haben am Mittwoch eine Kooperation angekündigt. Wie unter anderem der Hessische Rundfunk (hr) mit Bezug auf die Deutsche Presseagentur (DPA) berichtete, sollen ab dem 10. Juni über 250 Altnatura-Produkte in das Sortiment des Berliner Liefer-Start-ups aufgenommen werden. Dabei handelt es sich laut Alnatura ausschließlich um Produkte der Eigenmarke, welche laut Website des Supermarkts eine breites Sortiment von Pesto und Tomatensoße bis Eiscreme umschließt.

Diese Lebensmittel können Kund:innen in Zukunft also bei Gorillas bestellen, zusammen mit den über 1.000 Produkten, die das derzeitige Sortiment des Lieferdiensts bereits umfasst. Die bestellten Einkäufe sollen innerhalb von wenigen Minuten geliefert werden, verspricht das Unternehmen. Das ganze laut Website „zu Supermarktpreisen“. Das Angebot des Start-ups klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Tatsächlich gibt es Hinweise dafür, dass an anderer Stelle gespart wird – zum Beispiel bei den Gorillas-Fahrer:innen. Unter anderem Gewerkschaften kritisieren deren Arbeitsbedingungen.

Gorillas: „Uns geht es nicht darum, ein Greenwashing zu betreiben“

Wer in wenigen Minuten Lebensmittel ausfahren muss, gerät leicht unter Termindruck. Dazu kommen verbreitet befristete Verträge, mangelnde Ausrüstung und schlechte Dienstplanung, gegen die sich letztes Jahr ein Kollektiv an Mitarbeiter:innen stark machte. Als die Betroffenen Ende letzten Jahres für bessere Arbeitsbedingungen streikten, wurde zahlreichen Mitarbeiter:innen gekündigt. Gegen eine Betriebsratswahl wollte Gorillas erst gerichtlich vorgehen. Und im Mai strich das Unternehmen circa 300 Stellen, um Kosten zu senken und schneller profitabel zu werden.

Gorillas-CEO Kağan Sümer sieht einen klaren Widerspruch zwischen Realität und öffentlicher Wahrnehmung. Gegenüber der DPA erklärte er:  90 Prozent der Gorillas-Fahrer würden ihren Job auch Freunden und Familienmitgliedern empfehlen. „Das zeigt, dass wir vieles richtig machen.“

Auch soll die Kooperation mit Alnatura nicht dazu dienen, das Image von Gorillas zu verbessern. Stattdessen komme man einem häufig geäußerten Wunsch der Kundschaft nach, denn über die Hälfte der Bestellungen enthielten bereits Bio-Produkte. „Uns geht es nicht darum, ein Greenwashing zu betreiben und nur wegen des besseren Images mehr Öko-Produkte ins Sortiment aufzunehmen“, beteuert der CEO. „Das ist uns eine Herzensangelegenheit.“

Gorillas
„Faster than You“: Der Lieferdienst Gorillas wirbt u.a. mit seiner Schnelligkeit beim Liefern. (Foto: Utopia/NBr)

Alnatura verweist auf „interne Themen“ und geänderte Einkaufsgewohnheiten

„Vom Ursprungsland bis ins Regal – wir übernehmen Verantwortung entlang der Lieferkette“, erklärt Alnatura stolz auf der eigenen Website. Doch was sagt das Unternehmen zu den Vorwürfen, die immer wieder mit dem neuen Kooperationspartner in Verbindung gebracht werden?

Nicht viel. Auf eine Anfrage des hr erwiederte das Unternehmen: „Auf interne Themen unserer Handelspartner nehmen wir keinen Einfluss.“

Auch Utopia hat bei Alnatura nachgefragt. Das Unternehmen verwies darauf, dass sich die Einkaufsgewohnheiten von Kund:innen in den letzten Jahren verändert hätten und Lieferdienste zunehmend wichtiger würden. „Die Kooperation mit Gorillas ermöglicht es, vor allem junge Menschen für Alnatura Produkte zu begeistern und damit den Bio-Landbau weiter voranzubringen.“ Das Unternehmen wolle es allen Menschen ermöglichen, Alnatura Bio-Produkte bedarfsgerecht und zu jedem gewünschten Zeitpunkt einkaufen zu können.

Utopia meint: Verantwortung hört nicht bei den Zutaten auf

Unabhängig davon, ob junge Menschen bei Gorillas für Bio gewonnen werden und wie gerechtfertigt die Anschuldigungen gegenüber dem Start-up sind: Die Ausrede von Alnatura ist keine gute. Die Verantwortung eines Unternehmens hört nicht bei den Zutaten und der Herstellung der eigenen Produkte auf. Auch Liefer- und Handelspartner müssen gut ausgewählt sein. Wer sich nicht über Fairness und Nachhaltigkeit informiert, hat die Konsequenzen mitzuverantworten.

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