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Kein K.O.-Tropfen-Schutz bei EM – der Umwelt zuliebe?

K.O.-Tropfen im Becher: Werden Stadien zur Gefahr für Frauen?
Foto: CC0 / Pexels / Tembela Bohle / Tuur Tiseghem

Immer wieder berichten Frauen nach dem Besuch von Fußballspielen von dem Verdacht auf K.O.-Tropfen im Becher. Vereine sind alarmiert und warnen, bei der EM spielt das Thema jedoch keine Rolle. Ein Grund dafür könnte der Aspekt der Nachhaltigkeit sein – doch ist das wirklich ein Hindernis?

Frankfurt, Bremen, Freiburg: In zahlreichen Stadien gab es 2023 und 2024 nach Fußballspielen bereits den Verdacht auf Missbrauch von K.O.-Tropfen, wie unter anderem der SWR berichtete. Frauen meldeten sich nach den Veranstaltungen mit Gedächtnislücken und Verletzungen, zahlreiche Bundesliga-Vereine warnten die Fans, ihre Getränke nicht aus den Augen zu lassen. Seitdem ist eine Debatte um die Sicherheit von Frauen in Stadien entbrannt.

EM verzichtet auf Deckel zum Schutz vor K.O.-Tropfen

Dieses Sicherheitsrisiko wollte der Verein Eintracht Frankfurt nicht hinnehmen und griff nach dem Vorfall kurzerhand zu einer Gegenmaßnahme: Bei einem Heimspiel im April bot der Verein kostenlose Deckel für die Getränkebecher an. So sollte die Gefahr, dass Fremde jegliche Substanzen in die Becher geben können, verringert werden.

Eine einfache Möglichkeit, die Sicherheit von Besucher:innen zu gewährleisten – dennoch kommt sie bei der EM nicht zum Einsatz. Die Stadt Frankfurt bestätigte der Tagesschau auf Anfrage, dass bei den EM-Spielen in Frankfurt auf Deckel verzichtet würde – um zusätzlichen Müll zu vermeiden. Auch die Presseabteilung des Vereins „Sport-Region Stuttgart“ gab auf Nachfrage von Utopia an, keine Deckel zur Verfügung zu stellen. Wegen des hohen Logstikaufwands – und des Widerspruchs mit dem Nachhaltigkeitskonzept. Letzteres war auch für die Stadt Leipzig und das Uefa-Team, das unter anderem für das Münchner Stadion zuständig ist, das ausschlaggebende Argument.

Utopia meint: Nachhaltig und sicher, beides ist möglich

Schließen sich Nachhaltigkeit und Sicherheit in diesem Fall also zwangsläufig aus? Es wäre nicht das erste Mal. Immerhin verursachen beispielsweise Hygieneprodukte oder Medikamente viel Müll – tragen aber im besten Fall zu unserer Gesundheit bei. Der Schutz dieser überwiegt beim Einsatz von Einwegmasken oder -handschuhen eindeutig, nachhaltige Lösungen dafür gibt es kaum. Im Fall der Plastikbecher ist das anders. Natürlich ist Sicherheit genauso wichtig wie Ökologie, aber Nachhaltigkeit und Schutzmaßnahmen lassen sich hier durchaus vereinen.

Mehr Müll ist selten die Lösung – soviel steht fest. Und doch kann es nicht sein, dass Besucher:innen „im Sinne der Nachhaltigkeit“ bei Stadionbesuchen ein größeres Sicherheitsrisiko eingehen. Denn das Problem betrifft längst nicht nur Frauen – Täter:innen nutzen die Tropfen auch bei Personen anderen Geschlechts, etwa um sie zu bestehlen. Wenn diese Gefahr besteht, muss ihr auch entsprechend begegnet werden. Und das geht durchaus im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsgedanken – im Internet werden bereits zahlreiche Lösungen angeboten.

Diese Lösungen gibt es bereits

Ob ein Pfand-Deckel nach dem Vorbild von Recup oder Hauben aus Stoff oder Silikon zum Drüberziehen – es gäbe definitiv nachhaltige Optionen für Becheraufsätze. Es ist zwar traurig, dass wir diese Vorkehrungen brauchen – die Vorfälle allerdings zeigen uns, dass sie durchaus nötig sind. Eintracht Frankfurt hat dieses Problem erkannt und ist bereits einen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Für andere Fußball-Akteure wie die EM gilt es nun nachzuziehen.

Verwendete Quellen: SWR, Tagesschau

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