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Meteorologin: Typischen Herbst gibt es nicht mehr

Klimawandel verändert den Herbst: "Das typische Bild gibt es nicht mehr" Meteorologin
Foto: CC0 Public Domain - Unsplash/ Aaron Burden, – Pexels/ Pixabay

Ob Temperatur, Niederschlag, Dauer oder Erntezeit: Der Klimawandel verändert viele Aspekte des Herbstes. Unsere Vorstellung der „goldenen Jahreszeit“ existiert so nicht mehr. Eine Meteorologin erklärt die Änderungen – und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.

Leuchtend rote Blätter, Nebel, der goldene Herbst – das ist das typische Bild, das wir von der dritten Jahreszeit haben. Doch die Monate September bis November haben sich längst verändert. Agrarmeteorologin Bianca Plückhahn vom Deutschen Wetterdienst (DWD) erklärt gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), wie sich der Klimawandel auf den Herbst auswirkt.

Temperatur bis Niederschlag: Wie sich der Herbst verändert

Plückhahn stellt klar: „Das typische Bild, das wir vom Herbst haben, gibt es so nicht mehr.“ Denn verschiedene Bereiche haben sich in den vergangenen Jahren verändert.

Zum Beispiel die Temperatur. Im September und Oktober sei es derzeit im Schnitt um ein halbes Grad wärmer, im November sogar um 0,8 Grad, erklärt die Expertin. Außerdem habe die Sonnenscheindauer deutlich zugenommen, Nebeltage seien dagegen weniger geworden. „Prinzipiell kann man sagen, dass der Sommer in die Verlängerung geht“, findet die Meteorologin.

Langsam kühler werdende Tage verschieben sich demnach immer mehr in die Wintermonate. Außerdem sagt die Expertin öfter besonders nasse Phasen voraus, im Wechsel mit langen Trockenphasen – anstelle des typischen Herbstregens.

Klimawandel verlängert Herbst: Folgen für Pflanzen

Nach Kalender beginnt der Herbst am 23. September. Doch es gibt auch den phänologischen Herbstanfang, der sich an Beobachtungen aus der Natur orientiert. Demnach beginnt der Frühherbst, sobald die Beeren des schwarzen Holunders reif sind. Wie Plückhahn gegenüber RND erklärt, war dies zwischen 1961 bis 1990 im Schnitt am 5. September der Fall, in den letzten 30 Jahren jedoch schon am 24. August. Auch viele andere Früchte würden früher reif.

Das Ende des Herbstes läutet in der Phänologie die Stieleiche ein. Wenn sie ihre Blätter verliert, beginnt der Winter – auch dies habe sich zwei Tage nach hinten verzögert. „Der Herbst dauert jetzt also insgesamt zwei Wochen länger als noch im Zeitraum 1961 bis 90″, betont die Expertin. Laut einer Studie der ETH-Zürich, die im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, tragen Bäume inzwischen länger ihr Herbstlaub – doch dieses sei wegen Schäden durch Hitze seltener rot und gelb, sondern braun.

Meteorologin Plückhahn zufolge verkürzt sich auch die Ruhephase der Pflanzen, in der sie ohne Blätter überwintern. Diese trete später ein, meist Ende November bis Mitte Dezember, und würde zwischendurch immer wieder unterbrochen. Denn die Pflanzen verwechseln milde Winterphasen mit dem Frühlingsbeginn, treiben aus – und der Trieb stirbt wieder ab, sobald es noch einmal kalt wird. Das stellt für viele Arten eine Belastung dar.

Meteorologin: Auch andere Jahreszeiten verändern sich

Auch andere Jahreszeiten werden vom Klimawandel beeinflusst. Laut Plückhahn hat sich der  phänologische Winter in den letzten 30 Jahren um 19 Tage verkürzt. Die Expertin erwartet, dass der Winter langsam verschwinde, Jahreszeiten an sich aber erhalten bleiben. Für das kommende Jahrhundert sagt sie „mediterrane Bedingungen“ voraus, also Mittelmeerklima mit Wetterextremen. Die Entwicklung ist in ihren Augen nicht mehr aufzuhalten.

Verwendete Quellen: RND, Science

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