Utopia Image

Lastenfahrräder sind Städterkram, überflüssig, provokativ? Starke Debatte bei „Hart aber fair“

Lastenräder sind eine Provokation? Starke TV-Debatte um die Verkehrswende
Screenshot: Hart aber fair / ARD-Mediathek

In der Stadt gemocht, auf dem Land verschmäht – bei „Hart aber fair“ ging es nicht nur um das Lastenrad, sondern um eine größere Frage: Wie kann die Verkehrswende für alle Menschen gelingen?

Am Montagabend bei „hart aber fair“ mit Frank Plasberg ging es um den Unterschied zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land. Unter anderem das Thema Lastenfahrrad diskutierten die Gäst:innen in der Sendung. Ausgangspunkt war der Vorschlag der Grünen während des Wahlkampfs, eine Million Lastenräder mit insgesamt 1 Milliarde Euro zu bezuschussen. Eine Idee, die in der Stadt gemocht, aber auf dem Land verschmäht wird. Warum ist das so?

Der auf dem Dorf lebende Wollmodeunternehmer Marco Scheel ist nie mit einem Lastenfahrrad unterwegs: „Dies kann nicht passieren, weil wir haben Kopfsteinpflaster“. Als er das erste Mal von der Idee der Lastenräder hörte, dachte er: „Ja, eine typisch urbane Idee. Funktioniert in der Stadt. Hat kein Wert für das Land“. Seiner Meinung nach liege das nicht am Inhalt, sondern am Vokabular der Grünen. Denn viele Menschen – gerade auf dem Land – würden sich nicht mehr von der Politik verstanden fühlen und würden auch teilweise die Sprache der Politiker:innen nicht verstehen.

Lastenfahrrad: eine Provokation?

Die meisten Teilnehmer:innen waren sich einig: Zwar wüssten Menschen auf dem Land sehr wohl, was ein Lastenfahrrad sei, aber sie interessieren sich eben nicht dafür. „Meine Schwiegereltern wohnen auf dem Land und die finden das halt lächerlich“, so Moderator und Schauspieler Simon Pearce.

Lastenfahrräder seien für Menschen auf dem Land eine Provokation, so Juli Zeh.
Lastenfahrräder seien für Menschen auf dem Land eine Provokation, so Juli Zeh. (Screenshot: Hart aber fair / ARD-Mediathek)

Autorin Juli Zeh geht sogar noch einen Schritt weiter: „Das ist nicht nur aus meiner Sicht sozusagen überflüssig, Städterkram, vielleicht auch lächerlich, sondern das ist eine Provokation“. Denn auf dem Land würde man mit seinen Kindern um 6:20 Uhr an der Bushaltestelle stehen, wenn die Schule um 8:00 Uhr beginnt. Bei einem Anfahrtsweg von 1,5 Stunden liege das Problem ja auf der Hand. „Und dann kommt ein Grüner und sagt: Lastenfahrrad. Das ist die Provokation“, so Zeh.

Grünen-Politikerin Jamila Schäfer lenkt ein, dass ihr und ihrer Partei das eigentliche Problem sehr wohl bekannt sei. Daher fordern die Grünen – mehr als die anderen Parteien – Investitionen für eine gute Verkehrsanbindung im ländlichen Raum. „Die Frage ist, wie kriegen wir das besser kommuniziert, dass dann eben nicht nur Lastenfahrrad hängen bleibt, sondern auch die guten Konzepte für den ländlichen Raum“.

Utopia meint: Lastenfahrräder können eine gute Alternative zum Auto sein – aber eben nur, wenn die Wege nicht zu lang sind. Auch für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist ein Lastenfahrrad keine Alternative. Daher braucht es auch für den ländlichen Raum Lösungen für eine umweltfreundlichere Mobilität. Lastenräder und andere Lösungen gegeneinander auszuspielen, ist jedoch nicht zielführend. Wir sollten sie vielmehr als Teile eines gemeinsamen Konzepts für eine Mobilitätswende sehen, die auf unterschiedlichste Gegebenheiten und Bedürfnisse eingeht.

Hier kannst du die ganze Sendung noch einmal nachschauen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!