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Leaks des IPCC-Berichts: Die reichsten 10 Prozent verursachen über 36 Prozent der Treibhausgase

Teil des IPCC-Berichts geleakt: Die reichsten zehn Prozent verursachen mehr als ein Drittel der Treibhausgase
Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ rauschenberger

Der dritte Teil des IPCC-Berichts wurde vorab geleakt – weil die Forscher:innen fürchteten, dass die Ergebnisse sonst verwässert würden. Der Entwurf geht unter anderem darauf ein, welche Bevölkerungsschichten wie viele Treibhausgasemissionen verursachen und was sie dagegen tun können.

Am 9. August wurde der erste Teil des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats veröffentlicht, in welchem Forscher:innen vor drastischen und teils irreversiblen Klimawandelfolgen warnen. Bereits wenige Tage später hat eine Gruppe Wissenschaftler:innen eine Fassung des dritten Teils geleakt – über den spanischen Zweig der Scientist Rebellion, einem Ableger der Bewegung Extinction Rebellion. Offiziell soll der Bericht nicht vor März 2022 erscheinen.

Grund für Leak: Angst vor „Verwässerung“

Der geleakte Bericht wurde zuerst im Spanischen Online-Magazin CTXT gepostet. Der zuständige Journalist, Juan Bordera, erklärte gegenüber dem Guardian, dass einige der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an der Ausarbeitung des IPCC-Berichts beteiligt waren, besorgt seien, dass ihre Schlussfolgerungen vor der Veröffentlichung im Jahr 2022 verwässert werden könnten. Denn Regierungen hätten das Recht, Änderungen an der „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ vorzunehmen.

Dem Entwurf zufolge sind die nächsten zehn Jahre entscheidend, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dafür müssen Treibhausgasemissionen in den nächsten vier Jahren ihren Höchststand erreichen. Kohle- und Gaskraftwerke müssen innerhalb der nächsten zehn Jahre geschlossen werden. Außerdem müssen bestimmte Bevölkerungsschichten ihr Verhalten und ihre Lebensweise ändern.

Dazu beschäftigt sich der Bericht mit der Frage, wer für Treibhausgasemissionen verantwortlich ist: Dies seien zu einem überproportional großem Teil reichere Menschen.

IPCC-Entwurf: Reiche haben höheren Anteil an Treibhausgasemissionen

Dem geleakten Entwurf des Weltklimarats zufolge tragen die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung zwischen 36 und 45 Prozent zum Treibhausgasausstoß bei. Die ärmsten 10 Prozent sind dagegen nur für drei bis fünf Prozent der Emissionen verantwortlich. Ihr Beitrag ist also etwa zehnmal geringer.

Diesen Unterschied erklären die Wissenschaftler:innen durch den Lebensstil reicherer Menschen in reichen Ländern: „Die Konsummuster von Verbrauchern mit höherem Einkommen sind mit einem großen Kohlenstoff-Fußabdruck verbunden“, heißt es dazu in der Zusammenfassung. Sogenannte „Spitzenemittenten“ – also Menschen, die besonders viele Treibhausgase verursachen – dominieren die Emissionen in Schlüsselsektoren, beispielsweise sind die oberen 1 Prozent für 50 Prozent der Emissionen aus dem Luftverkehr verantwortlich.“

Konkret heißt das: Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, müsste diese Personengruppe ihren Lebensstil ändern. Der Bericht hebt einige Maßnahmen hervor, die dazu beitragen können: Häuser nicht mehr übermäßig zu heizen oder zu kühlen, mehr Radfahren oder Strecken zu Fuß zurücklegen, weniger fliegen und Geräte mit Energieverbrauch seltener nutzen – all dies könne signifikant dazu beitragen, Emissionen zu reduzieren. Außerdem müssten Menschen in vielen Teilen der reichen Welt ihre Ernährung umzustellen: Pflanzenbasierte Ernährungsweisen können Emissionen bis zu 50 Prozent verringern, wenn man sie mit einer „durchschnittlichen emissionsintensiven westlichen Ernährung“ vergleicht.

Obst und Gemüse stärken die mentale Gesundheit
Eine pflanzenbasierte Ernährung schützt das Klima. (Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign)

Klimaforscher:innen fordern höhere Investitionen für Klimaschutz

2018 flossen 546 Milliarden Dollar (463,7 Milliarden Euro) in die Reduzierung von Treibhausgasen und in Maßnahmen, um die Widerstandsfähigkeit gegen die Auswirkungen der Klimakrise zu erhöhen. Laut Forscher:innen des Weltklimarates ist das zu wenig: Dem geleakten Bericht zufolge fehlt es an Investitionen, um die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen: Derzeit werde dafür etwa fünfmal zu wenig investiert.

„Durch bestehende und geplante Infrastrukturen und Investitionen, institutionelle Trägheit und eine gesellschaftliche Neigung zum Status Quo riskieren wir künftige Emissionen, die möglicherweise teuer oder schwer zu reduzieren sind“, warnen die Forscher:innen.

Technologien zur Speicherung von Kohlendioxid sind noch nicht weit genug fortgeschritten, um eine wichtige Rolle zu spielen, heißt es im Report. Doch Technologien, mit deren Hilfe Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre entfernt werden kann, wären so gut wie sicher erforderlich, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

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