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Wasser aus dem Gardasee pumpen? „Müssen lernen, mit weniger umzugehen“

Wasser aus dem Gardasee pumpen? "Müssen lernen, besser mit wenig Wasser umzugehen"
Foto: Luca Bruno/AP/dpa

Die Hitze in Italien – vor allem in der Flussebene um den Po – sorgt für eine Ausnahmesituation: Da die Region von akutem Wassermangel bedroht ist, möchte man sich nun am Gardasee bedienen. Doch nachhaltig ist das Vorhaben laut eines Klimaforschers nicht.

Die schlimmste Dürre der vergangenen 70 Jahre in Norditalien setzt dem größten Fluss des Landes, dem Po, zu. In einer Messstation in Pontelagoscuro, nahe Ferrara fließen zurzeit im Durchschnitt 160 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch den Fluss. Normal wären 1.500 bis 2.000 Kubikmeter. Aus diesem Grund gibt es Überlegungen, Wasser vom Gardasee in den Po umzuleiten – die Ausnahmesituation stellt die Behörden vor eine Herausforderung.

Meuccio Berselli, Direktor der örtlichen Flussbehörde, gehe davon aus, dass sich die Situation weiter verschlimmern werde. Im Po-Becken habe es „seit mindestens 120 Tagen nicht geregnet“, zitierte ihn die italienische Zeitung Stampa Regggiana am 22. Juni.  

„Wenn es weiterhin so wenig regnet, fehlt das Wasser bald überall. In der Landwirtschaft, der Industrie, bei der Stromproduktion mit Wasserkraft, bei den Familien und natürlich in der Natur selbst“, sagte Stefano Mariani von der staatlichen Umweltaufsichtsbehörde Ispra gegenüber der Welt.

Die Folgen für die Landwirtschaft wären verheerend. 30 bis 40 Prozent der Ernte könnten durch die Dürre verloren gehen, schätzt der Bauernverband Confagricultura. In der Ebene um den Po werden unter anderem Reis, Wein, Haselnüsse, Sonnenblumen, Weintrauben, Getreide und Tierfutter angebaut. Verbände warnen, dass sich die Dürre auf die Lebensmittelpreise in ganz Europa auswirken könne, berichtet Focus.

Der Bauernverband Coldiretti teilte laut Welt mit, dass Kühe aufgrund der Hitze mehr Wasser bräuchten und zudem bis zu 40 Prozent weniger Milch produzieren.

„Auswirkungen des Klimawandels“

Dem Klimaforscher Antonello Pasini vom nationalen Forschungsinstitut CNR zufolge sehe man in Italien „die Auswirkungen des Klimawandels“. Im Gespräch mit der Welt sagte er: „In Italien und der gesamten Mittelmeerregion haben sich die Luftströmungen verändert. Daher kommen häufiger Hochdruckgebiete nach Italien, die bislang über der Sahara hingen.“

Der fehlende Regen und die enorme Hitze trocknen die Erde aus. Die seltenen Regenfälle sind meistens dann so stark, dass der Boden das Wasser nicht aufnehmen kann. „Das Wasser rutscht förmlich darüber hinweg und wird ins Meer geleitet“, so Pasini.

Zusätzlich zum ausbleibenden Regen gibt es noch ein weiteres Problem: Warme Temperaturen hatten im Winter für weniger Schnee gesorgt, daher fließt jetzt kaum Schmelzwasser aus den Alpen in den Po.

Wasser aus dem Gardasee gegen die Dürre?

Durch die Dürre entfachte ein Streit über das Wasser im Gardasee. Behörden wiesen den Antrag ab, Wasser aus dem See zu pumpen – um es in den Po zu leiten. Auch Pasini sehe in diesem Vorhaben keine nachhaltige Lösung. „Die Probleme sind alle miteinander verbunden.“ Schließlich fehle das Wasser an anderer Stelle, wenn umgeleitet würde.

Das Problem müsse demnach ganzheitlicher angegangen werden. Zum einen müssen wir uns „jetzt sofort darum bemühen, weniger Treibhausgase zu produzieren, damit der Klimawandel nicht schlimmer wird.“ Zum anderen „müssen wir lernen, besser mit dem wenigen Wasser umzugehen, das wir haben.“

Eine Maßnahme sollte laut Pasini außerdem sein, neue Bewässerungssysteme zu bauen und Wasserleitungen zu erneuern. Die derzeitigen Rohre würden 30 bis 40 Prozent des Wassers verlieren, das sie leiten.

Auswirkungen auf Privathaushalte

Die Wasserknappheit in Norditalien wirkt sich auch auf Privathaushalte aus. Laut dem Kurier seien in rund 125 Städten die Wassertanks leer, sodass Wasser per LKW-Ladungen in die Städte gebracht werden müssen. Wie Focus berichtet, rufen Bürgermeister:innen dazu auf, Blumen nicht zu gießen und keine Autos mit Wasser zu waschen.

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