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„Zombie-Krankheit“ bei Wildtieren: Springt sie auf Menschen über?

"Zombie-Krankheit" bei Wildtieren: Springt sie auf Menschen über?
Foto: CC0 / Pixabay / mwooten

Im Yellowstone-Nationalpark im Nordwesten der USA breitet sich eine Krankheit unter Wildtieren aus. Sie verläuft für die Tiere tödlich, ein Gegenmittel gibt es bislang nicht. Forschende sind alarmiert.

Im Yellowstone-Nationalpark im Nordwesten der USA grassiert aktuell eine Infektionskrankheit unter Wildtieren wie Rehen und Hirschen. Tiere, die an der chronischen Auszehrungskrankheit (Chronic Wasting Disease, CWD) leiden, bewegen sich oft nur noch taumelnd fort und verlieren stark an Gewicht, bevor sie langsam an der Krankheit sterben.

Unter anderem deshalb betiteln US-Medien das Tiervirus als „Zombie-Hirsch-Krankheit“. Im Oktober war ein Hirsch im Yellowstone Nationalpark an den Folgen von CWD gestorben und im Anschluss positiv getestet worden. Nun fürchten Wissenschaftler:innen, dass CWD auch auf Menschen überspringen könnte, wie unter anderem der britische Guardian berichtet.

Der Yellowstone-Nationalpark im US-Bundesstaat Wyoming beherbergt eine der weltweit größten und vielfältigsten Populationen an Wildtieren wie Rehen, Hirschen, Elchen und Rentieren. Das seien ideale Bedingungen zur Verbreitung von CWD, mahnen Expert:innen.

Experte warnte schon vor Jahren vor der Krankheit

„Es handelt sich um eine Krankheit, die enorme ökologische Auswirkungen hat“, zitiert der Guardian Dr. Thomas Roffe. Er ist Tierarzt und ehemaliger Leiter der Abteilung für Tiergesundheit beim Fish & Wildlife Service, einer US-Bundesbehörde.

Dass CWD im Yellowstone-Nationalpark entdeckt wurde, sei ein wichtiger Weckruf. Der Fall rücke das Virus in einer ungeahnten Weise ins Sichtfeld der Öffentlichkeit. Und das sei ironischerweise eine gute Sache, betont der Tierarzt.

Schon vor Jahrzehnten prognostizierte Roffe, dass CWD Yellowstone erreichen würde – und riet sowohl dem Bundesstaat Wyoming als auch der Regierung zu konsequenten Maßnahmen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Seine Warnungen seien aber weitgehend unbeachtet geblieben, so Roffe. Und fürchtet, die Folgen des Virus könnten sich nun vor den Augen von Tourist:innen abspielen, die den Park jedes Jahr in großen Zahlen besuchen.

Chronic Wasting Disease: Sorge um Übertragung auf den Menschen

Damit nicht genug: Fachleute vermuten, die hochgefährliche Krankheit könnte weitere Tiere erfasst haben. Zwar ist bislang auch noch kein Fall einer Übertragung auf Menschen bekannt geworden, aber dennoch warnen Epidemiolog:innen, dass dies passieren könnte.

Laut der US-Wissenschaftsbehörde Geological Survey wurde CWD inzwischen in 32 US-Staaten sowie in drei kanadischen Provinzen nachgewiesen. 2017 schätzte die Alliance for Public Wildlife, dass 7000 bis 15.000 infizierte Tiere unwissentlich von Menschen konsumiert wurden. Jedes Jahr, so die Prognose, könnte die Zahl um 20 Prozent zunehmen.

Und auch ein weiterer Aspekt gibt Grund zur Sorge: Der CWD-ähnliche Erreger BSE (bovine spongiforme Enzephalopathie) sprang zum Zeitpunkt seiner Verbreitung vor einigen Jahren auch auf den Menschen über. Virusexpert:innen empfehlen Jäger:innen daher, das Fleisch erlegter Tiere vor dem Verzehr dringend testen zu lassen.

BSE ist auch bekannt als Rinderwahn, das sowohl das Nervensystem bei Tieren als auch bei Menschen befällt. Das Bundesministerium für Landwirtschaft schreibt dazu: „Diese Krankheiten zeichnen sich durch eine Degeneration des Gehirngewebes aus, das sich schwammartig verändert.“

Gegenwärtig fehlt es noch an einer Behandlungsmethode für CWD. Auf Oberflächen oder im Boden kann der Erreger jahrelang überleben. Zudem ist er resistent gegenüber Desinfektionsmitteln, Formaldehyd, Strahlung sowie Verbrennungen bis zu 600 Grad Celsius. Notschlachtungen ganzer Herden erwiesen sich deshalb bislang als einziges Gegenmittel.

CWD sei ein „langsam voranschreitendes Desaster“

CWD verbreitet sich schon seit den 1980er-Jahren in Wyoming. Fachleute gehen davon aus, dass die Krankheit mittlerweile einen Großteil des Bundesstaates betrifft. Wie die Krankheit die Populationen von Hirschen, Elchen und Rentieren im Yellowstone-Nationalpark über die Jahre genau beeinflusst, ist aber noch ungewiss.

Dr. Michael Osterholm, Epidemologe und BSE-Experte der US-Infektionsschutzbehörde, bezeichnet CWD gegenüber dem britische Guardian als ein „langsam voranschreitendes Desaster„. Er geht davon aus, dass in den nächsten Jahren weitere Hirsche und Rehe erkranken, was dem Virus viele Chancen einräumt, auf den Menschen überzuspringen.

Unterdessen hat der Yellowstone-Nationalpark seine Zusammenarbeit mit lokalen Behörden verstärkt, um Gebiete mit erhöhtem CWD-Risiko abstecken zu können. Zudem werde daran gearbeitet, Kadaver verstärkt zu testen und Hirsche, Elche und Rentiere im Park zu überwachen.

Verwendete Quellen: Guardian, US Geological Survey, BMEL zu BSE, The Alliance for Public Wildlife

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