Biogas kann eine umweltfreundliche Alternative zu fossilem Erdgas sein – aber nur, wenn sich hinter der Bezeichnung auch wirklich Gas versteckt, das zu 100 Prozent aus Biomasse gewonnen wird. Leider gehen die Begriffe auf dem Energiemarkt ganz schön durcheinander, und nicht alle Anbieter arbeiten wirklich ökologisch. Wir erklären, was Biogas eigentlich genau ist – und stellen dir drei Biogas-Anbieter vor, die wir für empfehlenswert halten.
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Biogas bezeichnet erst einmal Gas, das zu 100 % aus Biomasse gewonnen, also aus Abfallprodukten: Dabei handelt es sich etwa um landwirtschaftliche Reststoffe wie Gülle, organischen Abfall aus der Industrie (wie Pflanzenabfälle) oder schlicht um Biomüll. Diese Biomasse wird gesammelt, zerkleinert und in Biogas-Anlagen gesammelt, wo die Abfälle anschließend von Mikroorganismen zersetzt und in Gas umgewandelt werden. Das entstehende Gas wird gesammelt und kann dann beispielsweise (nach weiterer Aufbereitung) in Heizungen verbrannt verwendet werden, um Wärme zu erzeugen. Man kann Biogas aber auch nutzen, um daraus Strom zu gewinnen.
Biogas ist eine ökologisch sinnvolle Alternative zu konventionellem Erdgas, weil dafür keine endlichen fossilen Ressourcen abgebaut werden müssen. Biogas, das in Deutschland hergestellt wird, muss zudem keine langen Wege zurücklegen und kann logischerweise auch nicht aus Russland stammen.
Wie klimaneutral ist Biogas?
Ob Biogas CO2-neutral ist, ist Ansichtssache, denn: Natürlich werden auch beim Verbrennen von Biogas Treibhausgase freigesetzt. Wird das Biogas mithilfe von Pflanzen (wie Mais) erzeugt, handelt es sich bei den freigesetzten Emissionen aber um genau die gleiche Menge CO2, die zuvor von den Pflanzen aus der Atmosphäre entnommen wurde. So betrachtet, wäre Biogas rechnerisch klimaneutral – wenn man außer Acht lässt, dass die Pflanzen natürlich auch erst einmal gesät, aufgezogen, geerntet, transportiert etc. werden müssen, was nie ganz emissionsfrei zugeht.
Klar ist aber auch, dass die Emissionsbilanz von klassischem fossilem Erdgas mit großer Wahrscheinlichkeit viel, viel schlechter ist, weil bei dessen Verbrennung neue, zusätzliche Treibhausgase freigesetzt werden. Außerdem ist fossiles Erdgas eine endliche Ressource – sogenannte „Energiepflanzen“ wie Mais oder Raps, die für die Biogas-Erzeugung benutzt werden, kann man hingegen immer wieder neu anbauen. So betrachtet, kann Biogas dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen zu verringern, indem fossile durch erneuerbare Brennstoffe ersetzt werden. Unbestritten ist auch, dass Biogas einen Beitrag zur sinnvollen Abfallverwertung in der Landwirtschaft leisten kann.
Das heißt aber nicht, dass es keine Kritik an der Biogas-Erzeugung gibt: Der Anbau von Energiepflanzen in Monokulturen, um daraus Biogas zu erzeugen, ist beispielsweise ökologisch fragwürdig: Die Pflanzen verbrauchen kostbare landwirtschaftliche Flächen, für den Anbau kommen oft synthetische Pestizide und Dünger zum Einsatz und Monokulturen schaden der Biodiversität.
Daraus leiten sich einige Punkte ab, die man im Auge behalten sollte, um „besseres“ und „schlechteres“ Biogas (und natürlich die dazugehörigen Anbieter und deren Tarife) auseinanderzuhalten:
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Gutes Biogas sollte möglichst aus Abfällen gewonnen werden, die ohnehin anfallen, beispielsweise in der Landwirtschaft oder beim Biomüll.
Nicht so gutes Biogas wird aus Pflanzen gewonnen, die extra angebaut werden müssen und damit beispielsweise der Produktion von Nahrungsmitteln Konkurrenz machen. -
Gutes Biogas hat eine vertrauenswürdige, unabhängige Zertifizierung (siehe unten).
Bei nicht so gutem Biogas muss man sich auf die Angaben verlassen, die der Anlagenbetreiber macht. -
Gutes Biogas besteht wirklich zu 100 % aus Biomasse. Man sollte meinen, dass das selbstverständlich wäre, aber:
Nicht so gutes Biogas wird zwar unter dem Begriff „Biogas“ vermarktet (der leider nicht geschützt ist), besteht aber in Wirklichkeit aus einer Mischung aus Biogas und konventionellem, fossilem Erdgas (bis zu 90 Prozent!). Weiter unten findest du unsere Empfehlungen für Anbieter, die wirklich 100-prozentiges Biogas produzieren. -
Gutes Biogas wird von einem Erzeuger angeboten, der als Unternehmen selbst wieder in den Ausbau von erneuerbaren Energien investiert.
Nicht so gutes Biogas wird nur von anderen Anbietern auf- und dann weiterverkauft. Oder von einem Energiekonzern angeboten, der zwar gerne den Gewinn seiner „grünen“ Kundschaft einstreicht, aber ansonsten da investiert, wo es ihm gerade in den Kram passt – und sei es in Kohle oder Atomenergie.
Empfehlenswerte Biogas-Anbieter
Ganz schön viele Punkte? Ja, aber die Energiewende ist auch ganz schön wichtig. Wie du das alles überprüfen sollst? Musst du nicht, das haben wir von Utopia für dich gemacht. Orientiere dich einfach an unseren folgenden Empfehlungen für Biogas-Anbieter und deren beste Tarife:
Biogas-Empfehlung 1: „Wirklich Ökogas Klassik“ von Polarstern
Der Biogas- und Ökostrom-Anbieter Polarstern versorgt seine Gaskund:innen mit Biogas aus 100 % Rest- und Abfallstoffen oder 100 % pflanzlichen Quellen. Kund:innen können dabei zwischen drei Biogas-Tarifen wählen, die alle das TÜV-Nord-Siegel „Geprüftes Bio-Erdgas“ tragen:
- Das Biogas im Tarif „Wirklich Ökogas Klassik“ stammt komplett aus biogenen Reststoffen (vor allem kommunalen und industriellen Abfällen). Gülle wird laut Polarstern nicht eingesetzt. In den Abfallstoffen können aber Lebensmittelabfälle tierischen Ursprungs enthalten sein.
- Der Tarif „Wirklich Ökogas Vegan“ enthält dagegen nur Biogas aus pflanzlichen Quellen.
- Der Tarif „Wirklich Ökogas GEG“ ist ein Tarif für Immobilienbesitzer:innen, die die Kriterien des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) erfüllen müssen.
Polarstern ist der einzige uns bekannte Biogas-Anbieter, der darauf verzichtet, neben Biogas auch Tarife mit fossilem Gas anzubieten. Zudem werden pro Kunde 20,- Euro pro Jahr in die Beschleunigung der Energiewende investiert.
Utopia rät: Wir empfehlen dir den Tarif „Wirklich Ökogas Klassik“ mit Biogas aus Abfällen. Wenn das Gas nur aus Reststoffen gewonnen wird, müssen nämlich keine Anbauflächen für Energiepflanzen verbraucht werden.
>>> Hier geht’s direkt zu Polarstern
Biogas-Empfehlung 2: „BürgerÖkogas 100 %“ von Bürgerwerke
Die Bürgerwerke bieten drei „Biogas“-Tarife mit verschieden hohen Biogas-Anteilen an:
- „BürgerÖkogas 5 %“ enthält, wie der Name schon verrät, nur einen fünfprozentigen Biogas-Anteil. Der Rest (95 %) ist fossiles Erdgas.
- „BürgerÖkogas 10 %“ enthält nur 10 % Biogas.
- „BürgerÖkogas 100 %“ ist zwar der teuerste Tarif, enthält aber wirklich ausschließlich Biogas aus, laut den Bürgerwerken, organischen Reststoffen, die bei der Zuckerrüben-Verarbeitung in Deutschland anfallen.
Außerdem gut: Wer einen der Tarife bei den Bürgerwerken abschließt, fördert den Ausbau der Energiewende mit rund 30,- Euro im Jahr (genauer: mit 0,3 Cent pro verbrauchter Kilowattstunde).
Utopia rät: Wir empfehlen dir hier nur den Tarif „BürgerÖkogas 100 %“ mit reinem Biogas; bei den anderen beiden Tarifen wird konventionelles Gas beigemischt.
>>> Hier geht’s direkt zu den Bürgerwerken
Biogas-Empfehlung 3: „Biogas Klima Max“ von EWS Schönau
Beim Gas bietet EWS Schönau mehre Tarife: Es stehen drei Varianten mit 20 % Biogas / 80 % Erdgas, 65 % Biogas /35 % Erdgas und 100 % Biogas (hierzu rät Utopia) zur Wahl.
Für das Biogas gilt: Es stammt nicht aus Massentierhaltung, es verwendet keine Agrarflächen und keine genetisch veränderten Nutzpflanzen. EWS investiert den „Sonnencent“ in Photovoltaik-Projekte. Auch beim Biogas-Tarif werden verbleibende CO2-Emissionen ausgeglichen.
Utopia meint: Wir empfehlen den Tarif „EWS Schönau Biogas Klima Max“, der auch das Grünes-Gas-Label trägt.
>>> Hier geht’s direkt zu EWS Schönau
Mehr Gas-Empfehlungen?
Natürlich sind die genannten drei Anbieter nicht die Einzigen auf dem Markt, die Biogas, Ökogas, Windgas, Klimagas & Co. anbieten. (Die Begriffe verwirren dich? Wir helfen dir hier weiter.) In unserer Utopia-Bestenliste Ökogas-Anbieter findest du viele weitere Anbieter, die unsere Mindestkriterien erfüllen – und dazu auch gleich die Bewertungen unserer Nutzer:innen:
Label für Biogas: „Grünes Gas“
Das Label „Grünes Gas“ wurde konzipiert, um besonders ökologische Gas-Anbieter auszuzeichnen: Ökogas, das mit dem Siegel zertifiziert ist, muss mindestens 10 Prozent Biogas enthalten, das nach strengen Nachhaltigkeitskriterien erzeugt wird.
Die Kriterien beinhalten unter anderem den Verzicht auf Gentechnik, auf Abfälle aus der Massentierhaltung und auf lange Transportwege. Auch die Verwendung von Energiepflanzen ist hier geregelt.
Biogas-Anbieter bieten oft auch Ökostrom
Viele der oben empfohlenen Biogas-Anbieter sind übrigens auch empfehlenswerte Ökostrom-Anbieter. Hier erfährst du mehr:
Text: A. Winterer, L. Wirag
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