Ausbeutung, Armut, Umweltzerstörung: Das ist der wahre Preis für unseren Teegenuss – und den zahlen andere. Wir erklären, warum verantwortungsvolle Verbraucher:innen ihr Geld statt für billigen lieber für fairen Tee ausgeben sollten.
In der kalten Jahreszeit wärmt fast nichts so schön von innen wie eine Tasse Tee. Streng genommen gilt als „Tee“ nur der Aufguss aus den Blättern der Teepflanze, also Schwarztee, Grüner Tee, Weißer Tee und Oolong. Im nachfolgenden Beitrag beziehen wir uns daher nur darauf. Denn gerade bei der Teepflanze stehen Anbau- und Verarbeitungsbedingungen oft in der Kritik.
Die Gründe sind geografischer und wirtschaftlicher Natur: So kommt Tee heute überwiegend aus Kenia, China, Sri Lanka, Indien, Vietnam und Uganda – Ländern also, in denen Sozial- und Umweltstandards vergleichsweise niedrig sind oder die Einhaltung wenig kontrolliert wird. Der Teemarkt wird dabei von einigen wenigen Großkonzernen dominiert, insbesondere Unilever, der Tata Group und Associated British Foods. Das verleiht diesen Unternehmen viel Macht, etwa um ihre Vorstellungen von Preisen und Produktionsbedingungen durchzusetzen.
Tee bedeutet oft Ausbeutung und Armut
Eine Voraussetzung dafür, dass Arbeitnehmer:innen ihre Interessen auch gegen so mächtige Konzerne wahren können, ist, dass sie sich organisieren können. In einer Studie schreibt das katholische Hilfswerk Misereor, dass auf vielen asiatischen und afrikanischen Teeplantagen Arbeitnehmer:innenvertretungen wie Gewerkschaften und Betriebsräte behindert würden – prinzipiell kein seltenes Phänomen im Plantagengeschäft. Oxfam allerdings berichtete 2019 aus der Region Assam in Indien durchaus von gewerkschaftlichen Aktivitäten.
Beide Organisationen und noch einige weitere berichten zudem von vielfältigen und weit verbreiteten Formen der Diskriminierung auf Teeplantagen, Missbräuche jeder Art scheinen keine Seltenheit zu sein.
Existenzsichernde Löhne gibt es in der Teebranche kaum: Die Löhne der Plantagenarbeiter:innen liegen oft unter den nationalen Mindestlöhnen. Oxfam und die Rosa-Luxemburg-Stiftung nannten 2019 etwa aus verschiedenen Regionen Indiens Löhne von teils unter zwei Euro pro Tag (neuere Daten liegen uns bislang nicht vor).
Zwar gibt es verschiedenen Recherchen auf den Teeplantagen zufolge meist Leistungen, die Plantagenbetriebe mit ihren Angestellten vereinbaren, etwa medizinische Versorgung, Unterkunft und Nahrung. Doch diese werden häufig vom Lohn abgezogen, so dass kaum Geld zum Leben übrig bleibt. Außerdem zeigen Nachforschungen durch NGOs und Journalist:innen immer wieder, dass bereitgestellte Unterkünfte und Nahrung unzureichend sind.
Alle drei genannten Organisationen prangern die katastrophale Ernährungssituation von Arbeiter:innen auf Teeplantagen an. Diese ist auch eine Folge der Praxis, unter verschiedenen Vorwänden Arbeitslöhne einzubehalten. Viele Angestellte auf Teeplantagen sind demnach unter- oder mangelernährt, ein alarmierend große Anteil ihrer Kinder körperlich unterentwickelt.
Das schmeckt niemandem: Gift im Tee
Auf großen Teeplantagen wird rund ums Jahr geerntet. Zur Schädlingsbekämpfung und Ertragsoptimierung lassen die Verantwortlichen oft reichlich Pestizide versprühen. Unter den Chemikalien leiden Böden, Wasser, Biodiversität und die Gesundheit der Plantagenarbeiter:innen. Den ausufernden Pestizid-Einsatz bekommen auch wir Konsument:innen in Europa zu schmecken: In Teeproben finden Testinstitute regelmäßig hohe Pestizidbelastungen.
So wies das Verbrauchermagazin Öko-Test 2021 in zahlreichen Kräutertees Pestizide nach. Schwarzer Tee schnitt ein paar Jahre zuvor nicht viel besser ab.
Greenpeace India fand 2014 sogar in 94 Prozent der untersuchten Teeproben Rückstände von mindestens einem Pestizid, in 60 Prozent sogar mehr als zehn verschiedene Pestizide. Dabei sind Schädlingsbekämpfungsmittel in unseren Nahrungsmitteln nicht unbedingt harmlos: Einige werden mit diversen gesundheitlichen Schäden wie Krebs, hormonellen Störungen und Störungen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.
Wo gibt es Tee ohne Ausbeutung und Umweltschäden?
Soweit, so traurig. Wer sich von den Problemen rund um den Anbau der Teepflanze nicht den Teegenuss vermiesen lassen will, kann durchaus etwas tun:
- Kaufe Bio-Tee, um so das Risiko einer Pestizidbelastung zu verringern. Die Bio-Zertifizierung verbietet den Einsatz von gefährlichen Spritzmitteln und Düngern. Mit dem Kauf stärkst du die biologische Landwirtschaft in den Herkunftsländern und trägst zur Reduzierung des Gifteinsatzes bei.
- Kaufe fair gehandelten Bio-Tee. Das hilft am sinnvollsten gegen die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse. Neben dem bekannten Fairtrade-Siegel gibt es weitere empfehlenswerte Initiativen wie GEPA und El Puente. Mehr dazu erfährst du im Beitrag Genuss mit gutem Gewissen: Tee aus fairem Handel.
Einige empfehlenswerte Produkte findest du in unserer Bestenliste:
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