Eltern, aufgepasst! Viele Spielsachen stehen bei Kindern zwar hoch im Kurs, können aber schnell zur Gefahr werden. Diese Dinge haben im Kinderzimmer nichts verloren.
Wenn wir ehrlich sind, sind die Zimmer unserer Kinder viel zu voll. Eine Studie der Universität Toledo legte 2018 sogar nahe, dass weniger Spielzeug im Kinderzimmer sogar besser für die Entwicklung der Kleinen ist. Höchste Zeit also, genau zu schauen, was wirklich einen Platz in der Spielstube verdient – und was dort nichts verloren hat.
Wir haben deshalb 10 Gegenstände und schlechte Angewohnheiten gesammelt, die nicht ins Kinderzimmer gehören. Unseren Kindern, ihrer Gesundheit und der Umwelt zuliebe.
1. Billiger Plastik-Ramsch
Es gibt so viele tolle Spielsachen, da muss es nicht minderwertiges Plastikspielzeug sein, das oft in Asien hergestellt wird. Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn das Spielzeug aus weichem Kunststoff besteht. In diesen Produkten sind oft hormonschädigende Phtalate (Weichmacher) enthalten.
Besser: Spielwaren namhafter Hersteller aus Deutschland (beziehungsweise Europa), weil hier höhere Herstellungsstandards gelten.
Zwei Beispiele für überflüssiges und giftiges Billig-Spielzeug sind Spielschleim und sogenannte Squishies, Spielfiguren aus Schaumstoff, die sich ähnlich wie ein Anti-Stress-Ball zusammendrücken lassen. Die Figuren riechen nach Früchten, Karamell oder Kokos.
Dabei können sie ungesund sein: Ein Test der dänischen Umweltschutzbehörde hat gezeigt, dass alle überprüften Figuren schädliche Chemikalien enthalten. Unter anderem Dimethylformamid (DMF), das wegen seiner fortpflanzungsschädigenden Eigenschaften auf der Kandidatenliste der Europäischen Union für besonders besorgniserregenden Stoffe steht.
Wenn Spielsachen unangenehm oder stark riechen, gilt: Finger weg! Die Duftstoffe können Allergien auslösen. Und unter dem vermeintlich angenehmen Geruch verbergen sich gerne gesundheitsschädliche Ausdünstungen.
Spielschleim ist häufig stark mit Borsäure belastet, wie Tests von Stiftung Warentest und Öko-Test zeigten. Auch diverse Produktrückrufe legen nahe: Spielschleim gehört nicht in Kinderhände. Wer gerne mit Schleim spielt, kann eine ungefährliche Spielschleim-Variante selber machen.
2. Weiches und bewegliches Spielzeug (PVC!)
Spielsachen bestehen aus ganz unterschiedlichen Kunststoffen. Einige Sorten sind bei Stiftung Warentest und Öko-Test immer wieder durch überhöhte Schadstoffe aufgefallen, andere sind unbedenklich.
Die Verbraucherzentrale rät: „Kaufen Sie Spielzeug aus weichem Plastik möglichst nur, wenn Sie erkennen können, dass es sich nicht um den Kunststoff Polyvinylchlorid (PVC) handelt.“ Leider wird PVC nicht immer ausgewiesen.
Tipp: Achte auf Hinweise wie „phtalat-frei“, „PVC-frei“ oder das Gütesiegel „Spiel gut“.
Die in PVC enthaltenen Weichmacher sorgen dafür, dass Produkte elastischer werden. Ihre gesundheitsschädliche Wirkung (Förderung von Krebs, der Schädigung von Organen und Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit) wurde von zahlreichen Studien belegt und wird viel diskutiert.
Besser: Spielwaren aus hartem Kunststoff. Wenn sie von namhaften Herstellern kommen, enthalten sie den ungefährlichen Kunststoff ABD. Auch PE (Polyethylen) und PP (Polypropylen) kommen ohne Weichmacher aus.
3. Plastikmüll bei Kindergeburtstagen
An Kindergeburtstagen scheint Plastik dazuzugehören. In einer Umfrage für n-tv sagten nur 32 Prozent der Eltern, dass sie sich vorstellen könnten, auf der Kindergeburtstagsfeier kein Plastik zu verwenden. Die Mehrheit der Eltern scheint auf Plastikgeschirr, Luftballons und Trinkhalme nicht verzichten zu wollen.
Eine ebenso große Umweltsünde: die Mitgebsel, ohne die kein Kindergeburtstag auskommt. Die kleinen Spielzeuge fallen fast alle in die Kategorie Plastikschrott. Egal ob Flummi, Gummispinne, Propeller oder Kreisel – diese Dinge braucht kein Kind. In irgendeiner Schublade liegt der Krimskrams schon fünffach.
Besser: Entweder du verwendest einfach das normale Familiengeschirr oder – wenn dir das zu heikel ist – du investierst in ein Set hochwertige Kinderteller, zum Beispiel aus Bambus. Zu Plastiktrinkhalmen gibt es umweltfreundliche Alternativen.
Als nachhaltige Mitgebsel empfehlen wir Samentütchen, Minibücher oder lustige Holzstempel. Papiergirlanden sind eine umweltfreundliche Alternative zu Luftballons.
Luftballons sind übrigens nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch gefährlich für kleine Kinder. Beim Spielen platzen sie leicht, das Kind erschrickt und atmet reflexartig ein. Dabei kann es passieren, dass das Kind Kleinteile des geplatzten Ballons einatmet. Das kann zum Ersticken führen.
4. Smartes Spielzeug – Spion im Kinderzimmer
In Kinderzimmern wohnen immer häufiger digital vernetzte Spielkameraden: Kuscheltiere und kleine Roboter, in denen jede Menge Technik steckt, und die sich (per Smartphone) mit dem Internet verbinden lassen.
Die Stiftung Warentest hat das sogenannte smarte Spielzeug untersucht und dabei gefährliche Sicherheitslücken aufgedeckt. „Einige von diesen Spielzeugen sind brandgefährlich, weil sie eine ungesicherte Funkverbindung haben. Das heißt, dass jeder Smartphone-Besitzer sich mit ihnen verbinden kann, um das Kind abzuhören, es auszufragen oder zu bedrohen“, sagt test-Redakteur Martin Gobbin.
Besonders warnt die Stiftung Warentest vor dem Roboter i-Que, dem Teddy Toy-Fi und dem Roboterhund Wowwee Chip. Auch bei der Hello Barbie von Mattel und dem Roboter-Dino von Cognitoys haben die Tester problematisches Ausspähverhalten festgestellt.
Nicht nur das Spielzeug, auch die Möbel fürs Kinderzimmer solltest du mit Bedacht auswählen. Lies dazu: Nachhaltige Kindermöbel – diese Klassiker wachsen mit
5. Berge von Kinderklamotten
Je teurer die Marke, desto besser? Von wegen. „Teure Klamotten sind nicht sauberer produziert als billige“, erklärt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace. 2014 hat Greenpeace Kinderbekleidung auf gefährliche Chemikalien getestet – bei etlichen Kleidungsstücken wurden die Tester fündig. Günstige Marken wie Tchibo und etliche Discountermarken (Aldi, Lidl, Rewe) haben inzwischen nachgebessert und schädliche Chemikalien aus der Produktion verbannt.
Wichtig zu wissen: Kindern schaden die Chemikalien mehr als uns Erwachsenen, ihr Körper und die Organe sind noch im Wachstum. Schadstoffe können gravierendere Folgen haben.
Besser: Beim Kauf von neuer Kleidung auf die Textil-Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) oder des Global Organic Textile Standard (GOTS) achten. Lies dazu auch unseren Artikel Kinderkleidung ohne Gift: 5 empfehlenswerte Marken.
Noch besser ist es, wenn Kleidung erst gar nicht produziert werden muss. Stichwort Secondhand: Gebrauchte Kleidung für Kinder ist einfach und günstig zu erwerben!
6. Babyphon: Bedenklich – oder übertriebene Panikmache?
Viele Eltern machen sich Gedanken um die elektromagnetische Strahlung von Babyphonen. Öko-Test erläutert: Viele Babyphone mit Netzteil erzeugen elektrisch wie magnetisch starke niederfrequente Felder, stärker als die meisten PCs. Noch problematischer sind Funkbabyphone mit DECT-Technik, die nonstop gepulste Mikrowellen senden – und das nicht nur, wenn das Baby einen Laut von sich gibt. Sie gehören nicht ins Kinderzimmer.
Unser Artikel Babyphon-Test: Tipps für strahlungsarme Überwachung gibt Tipps und sagt dir, welche Geräte empfehlenswert sind.
Besser: Kauf nur Geräte ohne beziehungsweise mit abschaltbarer Reichweitenkontrolle. So vermeidest du zusätzliche elektromagnetische Funkstrahlung. Da sich die Strahlung mit der Entfernung reduziert, solltest du das Babyphon mindestens einen Meter vom Babybett entfernt aufstellen.
7. Elektrosmog im Kinderzimmer vermeiden
Hier solltest du Folgendes beachten:
- Nicht benötigte elektrische Geräte und Lampen immer ausschalten.
- In der Nähe des Kinderbetts sollten sich keine Verlängerungskabel befinden.
- Besonders Trafos von Halogenlampen und Spielzeuge wie Eisenbahn oder Rennbahn sind problematisch.
- Auf dimmbares Nachtlicht, das über die Steckdose läuft, verzichten, beziehungsweise auf den empfohlenen Sicherheitsabstand zum Kinderbett (= ein Meter) achten.
8. Renovieren des Baby- und Kinderzimmers
Aus dem Bügelzimmer wird das Babyzimmer. Zwei Jahre später wird aus dem Baby- ein Kinderzimmer, und wieder ein ein paar Jährchen später wandelt es sich zum Jugendzimmer. Bei jeder Umgestaltung malern Eltern fleißig, verlegen Teppiche und kaufen neue Möbel.
Wohngifte können zu Beschwerden wie Konzentrationsschwäche, Abgeschlagenheit und Reizungen der Atemwege führen. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu begünstigen, die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen und Allergien auszulösen. Bereits geringe Schadstoffkonzentrationen können für Kinder gefährlich werden.
Lies auch: Gesund wohnen: 5 Giftquellen in der Wohnung und wie du sie vermeidest
Besser: Für Babys sind Gifte besonders gefährlich: Renoviere das Zimmer deshalb nicht vor dem ersten Geburtstag deines Kindes (oder nur sparsam). Achte beim Kauf von Farben und Malerzubehör auf Produkte mit Prüfzeichen. Wandfarben sollten möglichst wenig Lösungsmittel enthalten. Eine gute Alternative sind ungestrichene Papiertapeten. Ein PVC-Boden ist im Kinderzimmer ein absolutes No-Go.
Die Deutsche Umwelthilfe rät, beim Kauf von Teppichboden und -kleber auf den Blauen Engel zu achten. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen empfiehlt außerdem, neue Möbel und Matratzen ein paar Tage ausdünsten zu lassen, bevor sie ins Kinderzimmer kommen.
9. Rauchen …
Eine Angewohnheit solltest du dir deinem Kind (und natürlich dir selbst) zuliebe abgewöhnen: das Rauchen. Vor allem in der Wohnung, im Auto und auf dem Balkon. Rauch lagert sich in Teppichen, Vorhängen und Tapeten ab. Das Nikotin bleibt dort über Monate hinweg haften. Durch die Reaktion mit Stickstoffverbindungen aus der Luft können sich zahlreiche krebserregende Stoffe bilden. Lüften hilft hier wenig.
Übrigens: Auch Balkonraucher schaden ihren Babys und Kindern!
10. Weniger ist mehr
Gut gemeint, aber ein Problem: In Kinderzimmern gibt es mehr Spielzeug, als Kinder brauchen. Nach Weihnachten kommt Ostern, dann der Geburtstag. Wenn Oma zu Besuch kommt, bringt sie etwas mit. Und das gute Zeugnis wird auch gerne mit Geschenken honoriert. Schluss damit!
Das wichtigste Werkzeug für Kinder ist Fantasie. Dazu ein paar sinnvolle Spielsachen, mit denen sie möglichst lange spielen können, einige Bücher und Gesellschaftsspiele – mehr braucht es nicht. Interessant: Viele Kindergärten experimentieren bereits mit spielzeugfreier Zeit und haben dabei gute Erfahrungen gemacht.
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