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Kreislaufwirtschaft: Das steckt dahinter

Kreislaufwirtschaft
Foto: CC0 / Pixabay / Bru-nO

Eine Kreislaufwirtschaft ist ein radikal anderes Wirtschaftsmodell, bei dem die Müllvermeidung und nicht Neuproduktion im Mittelpunkt steht. Was das im Einzelnen bedeutet, liest du hier.

Kaufen, (kurz) gebrauchen, wegwerfen, neu kaufen: So konsumieren wir heutzutage ganz selbstverständlich. Die Kreislaufwirtschaft verfolgt einen grundlegend anderen Ansatz. 

Sie will damit zwei grundsätzliche Probleme unseres Konsumverhaltens lösen: Bei diesem fallen riesige Müllberge an, die Menschen kaufen viel und nutzen die Produkte mitunter nur kurze Zeit. Dann sind die Dinge entweder kaputt oder nicht mehr aktuell.

Bei der Kreislaufwirtschaft hat der lange Gebrauch Vorrang vor Kaufen und Wegwerfen. Materialien werden wiederverwendet, um sparsam mit den Rohstoffen der Erde umzugehen und das weltweite Müllaufkommen in den Griff zu bekommen.

Kreislaufwirtschaft: Das steckt dahinter

Bei der Kreislaufwirtschaft sollen Müllberge bald der Vergangenheit angehören.
Bei der Kreislaufwirtschaft sollen Müllberge bald der Vergangenheit angehören.
(Foto: CC0 / Pixabay / djedj)

Bei der Kreislaufwirtschaft ist das Ende eines Produkts gleichzeitig der Anfang für etwas Neues. Die Natur macht es vor: Sie verschwendet keine Rohstoffe, sondern verwendet sie wieder. Zum Beispiel zersetzen sich Pflanzen zu Humus. Daraus ziehen neue Pflanzen die Nährstoffe, die sie zum Wachsen brauchen. Somit beginnt der Nährstoffkreislauf von Neuem.

Diesen Gedanken verfolgt auch die Kreislaufwirtschaft: Ausgemusterte Produkte liefern das Material, aus denen neue Güter entstehen. Das hat zwei klare Vorteile:

  • Weniger Müll und
  • ein schonender Umgang mit den endlichen Rohstoffreserven der Erde.

In einer Kreislaufwirtschaft soll also nach dem Vorbild der Natur nichts verloren gehen. Du verwendest Produkte so lange wie möglich und danach entstehen neue Produkte aus den gebrauchten Rohstoffen. Das erfordert ein Umdenken bei der Herstellung von Produkten, aber auch in der Art und Weise, wie Verbraucher:innen sie nutzen.

Beispiele für Kreislaufwirtschaft

Anstatt ein neues Gerät zu kaufen, kannst du in der Kreislaufwirtschaft Einzelteile ersetzten.
Anstatt ein neues Gerät zu kaufen, kannst du in der Kreislaufwirtschaft Einzelteile ersetzten.
(Foto: CC0 / Pixabay / philippzurawski)

Bei der Kreislaufwirtschaft geht es darum, Geräte und Waren so lange wie möglich zu verwenden. Geht ein Teil kaputt, kann es eine Reparatur wieder richten, zum Beispiel in einem Repair-Café. Erst wenn wirklich nichts mehr geht, dann setzt sich der Kreislauf mit den recycelten Rohstoffen fort. Aus diesen gebrauchten Materialien entstehen wieder neue Waren.

Ein Beispiel zeigt, wie eine Kreislaufwirtschaft funktionieren kann:

Du hast einen Laptop. Anstatt ihn nach etwa zwei Jahren auszumustern, kannst du ihn durch Upgrades, Ersatzteile oder Reparaturen wesentlich länger nutzen. Verschleißteile, wie Akku oder Ladekabel, kannst du problemlos ersetzen. Die Leistung des in die Jahre gekommenen Laptops lässt sich durch den Austausch von Speicherchips oder Prozessoren wieder auf den neusten Stand bringen. Hast du nun keinen Bedarf mehr für das Gerät, kannst du den Laptop auf dem Second-Hand-Markt verkaufen oder du gibst ihn als Sachspende an eine Schule. Am Ende des so verlängerten Lebensweg des Laptops lassen sich die Rohstoffe, wie Edelmetalle, wieder recyceln und in ein neues Produkt integrieren.

Ein Video des Europäischen Parlaments erklärt, dass eine Circular Economy (Englisch für Kreislaufwirtschaft) darauf setzt, Abfall zu vermeiden. Du kannst die Lebensdauer von Gütern verlängern, wenn du sie verleihst, (ver-)mietest oder teilst. Du kannst zum Beispiel in deiner Nachbarschaft Werkzeuge oder Gartengeräte teilen. So schonst du die Ressourcen der Erde und hilfst mit, Abfall zu vermeiden.

Kreislaufwirtschaft und die Circular Economy der Europäischen Union

Mülltrennung gehört auch zur Kreislaufwirtschaft.
Mülltrennung gehört auch zur Kreislaufwirtschaft.
(Foto: CC0/pixabay/blickpixel)

Mit dem Circular-Economy-Aktionsplan der EU soll die Kreislaufwirtschaft in Europa Wirklichkeit werden. Den Aktionsplan rief die EU 2015 ins Leben, um Lösungen für wachsenden Müllproblem der Mitgliedsländer zu bieten. Nach Angaben des Europäischen Parlaments fallen europaweit jedes Jahr rund 2,1 Milliarden Tonnen Müll an.

Laut Europäischem Parlament brauchen wir eine Kreislaufwirtschaft aus folgenden Gründen:

  • Um sicherzustellen, dass auch kommende Generationen noch über die Bodenschätze der Erde verfügen können.
  • Um die Klimaziele zu unterstützen und CO2-Emissionen einzusparen.
  • Um eigene Rohstoffreserven aufzubauen. Damit will sich Europa künftig unabhängiger von Importen aus dem Ausland zeigen.
  • Um die Innovationen und Wirtschaft zu fördern. Durch eine Kreislaufwirtschaft könnten allein in der EU bis 2030 etwa 700 Tausend neuen Arbeitsplätze entstehen.

In Deutschland findest du die Idee der Circular Economy im Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG). Das Gesetz zielt darauf ab, dass Abfall gar nicht erst entsteht. Das soll eine Abfallhierarchie erreichen, die direkt als Paragraph 6 KrWG im Gesetz verankert ist. Sie gibt eine Rangfolge vor, um so systematisch gegen die Abfallflut vorzugehen:

  1. Die Abfallvermeidung hat oberste Priorität
  2. Vorbereitung, um Produkte wiederzuverwenden
  3. Recycling
  4. Sonstige Verwertung, zum Beispiel durch Verbrennen
  5. Die schlechteste Möglichkeit ist es, angefallenen Abfall zu beseitigen

Dabei weist das Gesetz darauf hin, dass jeweils auch die Auswirkungen auf Umwelt und Menschen zu berücksichtigen sind. Ebenso sollen Rohstoffe und Energie geschont werden. Zum Beispiel kann Recycling unter enormem Energieaufwand mitunter weniger sinnvoll sein, als das Produkt zu verbrennen.

Kreislaufwirtschaft: So geht es weiter

Die Kreislaufwirtschaft verwendet alte Kleidung neu.
Die Kreislaufwirtschaft verwendet alte Kleidung neu.
(Foto: CC0/pixabay/LindaLioe)

Im Rahmen des europäischen Grünen Deals konkretisiert die EU 2024 nochmal die Circular Economy und spricht ausdrücklich von einem Recht auf Reparatur. Die Mitgliedstaaten haben diese Richtlinie bis 2026 in ihrer jeweiligen lokalen Gesetzgebung zu verankern.

Der EU Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft setzt die Schwerpunkte bei:

  • Langlebige und nachhaltige Produkte sollen der Standard sein, nicht mehr ein Nischenprodukt.
  • Vor allem Produkte, die einen großen Verbrauch an Rohstoffen haben, rücken ins Blickfeld der Gesetzgeber:innen. Unter anderem sind das Elektroprodukte, Computer und mobile Geräte, Batterien, Fahrzeuge, Verpackungen und Textilien.

2020 wurde das Kreislaufwirtschaftsgesetz überarbeitet. In der Pressemitteilung dazu erläutert das Umweltministerium, dass Hersteller:innen, Händler:innen und der Bund verantwortlich sind, Müll zu vermeiden. Beispielsweise gehört dazu:

  • Dass es eine gesetzliche Handhabe gibt, um gegen die Vernichtung von Neuwaren und Retouren vorzugehen. Zum Müllproblem und damit zum Problem für die Umwelt wurde diese bei vielen Onlinehändlern, zum Beispiel in der Modebranche.
  • Wer Einwegprodukte wie To-Go-Becher verkauft oder herstellt, muss sich künftig auf eine Rechnung von der Gemeinde einstellen. Der Handel und die Produktionsbetriebe sollen sich an den Kosten für die Müllbeseitigung in Parks und Straßen beteiligen.
  • Staatliche Stellen sollen bevorzugt Recyclingprodukte einkaufen.

Die Kreislaufwirtschaft ist radikal anders

Die Rohstoffe aus alten Handys verwendet die Kreislaufwirtschaft weiter.
Die Rohstoffe aus alten Handys verwendet die Kreislaufwirtschaft weiter.
(Foto: CC0/pixabay/andreahuyoff)

Bei der Kreislaufwirtschaft sind Hersteller:innen gefordert, Produkte so zu entwickeln, dass sie den Kriterien des Ökodesigns entsprechen. Das bedeutet unter anderem:

  • nachhaltige oder Recyclingrohstoffe zu verwenden,
  • die Materialien so zu verbauen, dass sie später wiederverwertbar sind,
  • die Produkte lange haltbar zu machen,
  • dass man die Produkte leicht reparieren kann und es ausreichend Ersatzteile gibt.

Für Haushaltsgeräte wie Waschmaschine, Kühlschränke und Co gilt dies seit 2021. Eine EU-Regel verpflichtet Hersteller:innen seither, langlebige und energieeffiziente Geräte auf den Markt zu bringen.

Damit unternimmt der Gesetzgeber einen ersten Schritt, um gegen kurzlebige Produkte vorzugehen. Das Bayerische Ministerium für Umwelt und Verbraucher berichtet, dass die Lebensdauer für solche großen Haushaltsgeräte im Schnitt etwa dreizehn Jahre beträgt, 2004 war die Dauer noch ein Jahr länger. Dagegen ersetzten Verbraucher:innen Flachbildschirme im Durchschnitt alle 5,6 Jahre. Die meisten gaben an, dass die Technologie veraltet war.

Rascher technologischer Fortschritt ist ein Grund für die Berge an Elektroschrott weltweit. Smartphones, Computer oder Autos veralten schnell und landen auf dem Müll. Das Produkt ist obsolet, also überflüssig. Eine geplante Obsoleszenz bedeutet zunächst nur, dass Hersteller:innen angeben können, wann ihre Produkte veraltet sind, so das Bayerische Ministerium. Ob sie dabei in die Trickkiste greifen und die Lebensdauer verkürzen, ist bei vielen Produkten schwer zu beweisen. Offensichtlich ist es, wenn dich neue Modetrends oder ein neues Aussehen des Produkts anregen sollen, die aktuelle Version zu kaufen. Einige Beispiele:

  • Die gesamte Modeindustrie funktioniert im Grunde so. Die Trends wechseln jedes Jahr mehrere Male. Fast-Fashion- und Ultra-Fast-Fashion-Labels wie Shein beschleunigen den Modewechsel noch mehr.
  • Smartphones, Tablets oder Computer sind größtenteils nach zwei bis drei Jahren veraltet. Auf älteren Geräten läuft die aktuelle Software häufig nicht mehr.
  • Die Autoindustrie bringt alle paar Jahre ihre Modelle mit einer neuen Karosserie heraus.

So kannst du mit der Kreislaufwirtschaft starten

Das Europäische Parlament bezeichnet das bisherige System als lineares Wirtschaftsmodell, einfacher gesagt als Wegwerfgesellschaft. Alles ist von den Hersteller:innen und Händler:innen darauf ausgerichtet, dass du viel und neu kaufst. Die Kreislaufwirtschaft unterscheidet sich in ihrem Ansatz grundlegend davon. Etwas neu zu kaufen, ist eigentlich die letzte Wahl. Es erfordert ein allgemeines Umdenken, wie Wirtschaft funktioniert.

Aber du kannst schon mal damit anfangen:

Mehr dazu kannst du in folgendem Beitrag lesen:

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