Melamin: 4 gute Gründe gegen das Kunststoff-Geschirr

Melamingeschirr Melamin
Foto: CC0 / Pixabay / Security

Melamin-Geschirr ist beliebt, denn es ist stabil, bruchsicher und leicht. Doch es gibt gute Gründe, auf das Kunststoffgeschirr zu verzichten.

Farbenfrohe Becher, Tassen, Löffel und Teller aus Melamin machen am Esstisch gute Laune und sind praktisch: Das Material ist strapazierfähig, bruchsicher und dank des geringen Gewichts eignet sich Melamin-Geschirr auch gut für unterwegs. Doch der Kunststoff steht wegen möglicher Gesundheitsrisiken in der Kritik. 

Was ist Melamin?

Melamin ist ein weißes, geruchs- und geschmackloses Pulver. Es wird heute industriell aus Harnstoff gewonnen. Harnstoff wiederum entsteht unter anderem bei der Verbrennung von Erdgas. Der größte Teil des Melamins wird zu Kunstharzen verarbeitet. Dazu versetzt man Melamin mit Formaldehyd, das zum Beispiel in Nagellack, Kleidung, Medikamenten und auch in Kunststoffen enthalten ist.

Das gewonnene Melaminharz wird oft zu Geschirr aller Art verarbeitet – von Löffeln über Becher bis hin zu Salatschüsseln. Verschiedene Verbraucherschutzorganisationen warnen allerdings vor Melamin-Geschirr, da das Material Schadstoffe freisetzen kann. In Tierversuchen haben Melamin und Formaldehyd gesundheitsschädliche und krebsfördernde Wirkungen gezeigt, berichtet zum Beispiel die Verbraucherzentrale

Daher setzte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) Melamin im Dezember 2022 auf die sogenannte Kandidatenliste besonders besorgniserregender Stoffe. Gegen diese Einstufung hatten in Folge mehrere Hersteller geklagt. Im Sommer 2025 entschied das Gericht der Europäischen Union aber: Der Kunststoff bleibt offiziell auf der europäischen Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe.

Die Verbraucherzentrale kritisiert, dass Hersteller von Küchenutensilien allerdings nicht dazu verpflichtet sind, auf die Verwendung von Melamin hinzuweisen. Manche nutzen als Kennzeichnung die Abkürzung MF – auch hinter dem Recyclingcode 07 kann sich Melamin verbergen. 

Grund 1: Melamin-Geschirr kann giftige Stoffe freisetzen

Kochlöffel aus Holz ersetzen Melamin-Kunststofflöffel.
Kochlöffel aus Holz ersetzen Melamin-Kunststofflöffel. (Foto: CCO / Pixabay / moritz320)

Ab einer Temperatur von 70 Grad Celsius setzt Geschirr aus Melamin die Bestandteile Formaldehyd und Melamin frei. Davor warnt auch die Verbraucherzentrale, denn für beide Stoffe wurden gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen:

  • Melamin zeigte in Tierversuchen eine giftige Wirkung auf die Blase. Es steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nieren­system zu verursachen. 
  • Formaldehyd ist haut- und schleimhautreizend. Es kann nach dem Einatmen das Krebsrisiko im Nasen-Rachen-Raum fördern. Zudem ist es als Auslöser für Allergien bekannt.

Für beide Stoffe gibt es daher genaue Grenzwerte. So dürfen pro Kilogramm Lebensmittel höchstens 2,5 Milligramm Melamin und 15 Milligramm Formaldehyd enthalten sein. Laut der Verbraucherzentrale solltest du nicht mehr als 0,2 Milligramm Melamin pro Kilogramm Körpergewicht am Tag aufnehmen. Erhitzt du Melamin-Geschirr in der Mikrowelle oder füllst es mit zu heißem Tee, kannst du diesen Grenzwert überschreiten.

Auch Kochutensilien wie Kochlöffel oder Pfannenwender gibt es aus Melamin. Sie dürfen auf keinen Fall länger in der Pfanne oder im Topf liegen, weil auch dann Melamin und Formaldehyd ins Essen übergehen können. Am besten verzichtest du auf Kochgeschirr aus Melamin und verwendest Holzkochlöffel.

Ergebnisse von Öko-Test: Auch Öko-Test rät von Melamin-Geschirr ab. Das Verbrauchermagazin hat 2020 neun Kindergeschirre ins Labor geschickt und untersuchen lassen, wie viel Melamin und Formaldehyd sie freisetzen. Die Ergebnisse:

  • Aus allen Geschirren lösten sich zumindest geringe Mengen Formaldehyd.
  • Bei drei Geschirren stellte Öko-Test „auffallend hohe Werte“ an Formaldehyd oder Melamin fest.
  • Einige Hersteller – allen voran von Bambusgeschirr – werben zudem mit fragwürdigen Umweltversprechen. Aber: Die Bambusware enthält fast immer Melamin und kann deshalb, anders als behauptet, nicht „biologisch abbaubar“ sein.
  • Öko-Test rät stattdessen zu Materialien wie Bio-PE oder zu Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen.

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Grund 2: Säuren lösen giftige Stoffe

Auch Säure löst giftige Stoffe aus Melamingeschirr.
Auch Säure löst giftige Stoffe aus Melamingeschirr. (Foto: CCO / Pixabay / quadic)

Dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zufolge ist die Mischung aus säurehaltigen Speisen und Hitze besonders gefährlich: Wenn du Obst oder Gemüse auf Melamin-Geschirr in der Mikrowelle über 70 Grad erhitzt, werden besonders viel Melamin und Formaldehyd frei.

Grund 3: Recycling von Melamin-Geschirr ist kompliziert

Melaminharz lässt sich nicht wie andere Kunststoffe thermisch recyceln.
Melaminharz lässt sich nicht wie andere Kunststoffe thermisch recyceln. (Foto: CCO / Pixabay / Hans)

Durch seine beständigen Eigenschaften ist Melamin-Geschirr nicht ökologisch abbaubar und sehr schwer zu recyceln. Normalerweise wird reines Plastik im Recyclingprozess zerkleinert und dann unter Hitze umgeformt. Melamin-Kunststoff lässt sich zwar zerkleinern, aber nicht thermisch umformen.

Eine Möglichkeit besteht darin, den Melamin-Kunststoff zu Pulver zu verarbeiten und dann mit weiteren Stoffen wieder in neue Formen zu bringen. Forschende beschäftigen sich auch mit aufwendigen chemischen Prozessen, um Melamin-Kunststoff zu lösen und weiterverarbeiten zu können.

Einfach ist das Recycling von Melamin also nicht und wie es für den Alltag wiederverwertet werden kann, bleibt unklar. Im Zweifelsfall wird es erst einmal als Sondermüll aussortiert.

Die besten Melamin-Alternativen

Edelstahlgeschirr ist sehr stabil.
Edelstahlgeschirr ist sehr stabil. (Foto: CC0 / Pixabay / evita-ochel)

Wenn du Melamin meiden willst, kannst du auf verschiedene Alternativen ausweichen:

1. Edelstahl

Eine gute plastikfreie Alternative zu Geschirr für den Campingurlaub oder das Picknick ist Edelstahlgeschirr. Es ist nahezu für die Ewigkeit gemacht, denn es ist hitzebeständig und sehr stabil. Neben Tellern gibt es Flaschen, Besteck, Brotdosen und sogar Kinderflaschen aus Edelstahl. Du kannst das Geschirr in Campingläden, manchmal auch aus zweiter Hand in Gebrauchtwarenläden und im Internet (zum Beispiel bei Avocadostore) kaufen.

In dieser Utopia-Bestenliste findest du hitzebeständige Trinkflaschen für deine Bedürfnisse:

2. Bioplastik

Eine weitere Alternative ist Bioplastik-Geschirr auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie zum Beispiel Palmblättern, Bambus, Zuckerrohr oder Mais. Die Pflanzen werden aber oft in Monokulturen angebaut und sind teils gentechnisch verändert. Palmblätter oder das Zuckerrohr stammen oft von Plantagen, für die Regenwald abgeholzt wurde.

Zudem gehen mit dem Anbau der Pflanzen für Bioplastik oft wertvolle Anbauflächen für Nahrungsmittel verloren. Es ist also fraglich, ob die Ökobilanz dieser Produkte wirklich so gut ist wie versprochen. Außerdem solltest du beim Kauf von Bioplastik-Geschirr ganz genau hinschauen: Häufig enthalten auch diese Produkte Melaminharze zum Binden der natürlichen Rohstoffe.

3. Holz

Eine gute Alternative zu Kunststoff-Utensilien sind biologisch abbaubare Holzprodukte wie Kochlöffel, Pfannenwender oder Schüsseln. Diese sind zwar etwas schwerer, jedoch nicht so zerbrechlich wie gängiges Porzellangeschirr. Vor allem Olivenholz für Teller oder Kochbesteck oder Kokosnuss-Schalen für Schüsseln eignen sich sehr gut. Hier findest du Anregungen:

Allerdings musst du bedenken: Exotische Produkte wie Kokosnussholz haben einen langen Weg hinter sich und somit einen hohen CO2-Ausstoß. Zudem sind die Anbaubedingungen oft kritisch. Hier erfährst du mehr: Kokosnuss: Wundermittel oder Öko-Sünde? Eine nachhaltigere Wahl ist Geschirr aus heimischen Hölzern.

Überarbeitet von Annika Reketat

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