Osmosewasser soll besonders rein und frei von jeglichen Schadstoffen und Chemikalien sein. Klingt gut, doch auf der anderen Seite sollen sogenannte Umkehrosmose-Filter auch Risiken bergen. Utopia klärt auf.
Osmosewasser ist ein neues Trend-Produkt, das eine besonders hohe Wasserqualität verspricht. In Deutschland kommt zwar fast immer sauberes Trinkwasser in hoher Qualität direkt aus der Leitung. Trotzdem setzen immer mehr Menschen auf zusätzliche Filter, um die Wasserqualität zu verbessern. Umkehrosmose-Filter zählen dabei zu den beliebtesten, aber auch den teuersten Geräten. Ob sich die Anschaffung wirklich lohnt? Die Meinungen über Osmosewasser sind gespalten.
Osmosewasser: Reines Wasser dank Umkehrosmose
Umkehrosmose-Filter basieren auf einer semipermeablen Membran, also einer Trennwand, die nur in eine Richtung durchlässig ist. Durch diese wird Wasser mit hohem Druck (mindestens 3 bar) gedrückt. Diese Trennwand lässt nur sehr kleine Moleküle hindurch, wie die des Wassers. Andere Stoffe wie Nitrat, Schwermetalle oder Phosphat werden zurückgehalten – sie sind zu groß für die Membran. Ebenfalls herausgefiltert werden auf diese Weise auch Mineralstoffe. Übrig bleibt Osmosewasser: ein „hochreines Wasser„, das unter anderem für Laboratorien und Raumfahrt genutzt wird, wie die Verbraucherzentrale Hamburg schreibt.
Viele Umkehrosmose-System kombinieren die Filter-Membran mit weiteren Filtern: So sollen etwa Sedimentfilter bereits gröbere Verschmutzungen aus dem Wasser filtern, bevor dieses durch die Membran gepumpt wird. Ein Nachfilter mit Aktivkohle soll zudem den Geschmack des Osmosewasser verbessern.
Dass diese Technologie funktioniert und Osmosewasser weniger Schadstoffe enthält, bestätigen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen:
- So bestätigt etwa eine Studie von 2010 die Wirksamkeit in Bezug auf den Arsen-Gehalt im Wasser.
- Eine Studie von 2008 zeigt, dass auch Fluorid durch Umkehrosmose-Filter aus dem Wasser entfernt wird.
- Selbst Medikamentenrückstände, etwa von Antibiotika, können durch Umkehrosmose größtenteils gefiltert werden, wie eine Untersuchung von 2012 ergeben hat.
Trotzdem wird vor dem dauerhaften Verzehr von Osmosewasser immer wieder gewarnt. Bevor wir uns die möglichen Gefahren von Umkehrosmose-Filtern genauer ansehen, sollten wir uns aber fragen: Ist es überhaupt nötig, deutsches Leitungswasser zu filtern?
Osmosewasser: Müssen wir unser Leitungswasser filtern?
Das Leitungswasser in Deutschland zählt zu den saubersten der Welt. Das haben wir der Trinkwasserverordnung zu verdanken: Diese regelt die Bedingungen und Untersuchungen des Leitungswassers. So wird das Wasser regelmäßig auf verschieden Schadstoffe getestet, unter anderem Arsen, Blei, Nitrat, Quecksilber, Uran und Pestizide. Die Gesundheitsämter sorgen dafür, dass die Grenzwerte eingehalten werden. In der Regel kannst du daher Leitungswasser bedenkenlos trinken.
Das Wasser aus der Leitung kann aber trotz dieser wirksamen Verordnung verunreinigt sein: Zum einen gibt es gesundheitlich gefährliche Stoffe, für die die Trinkwasserverordnung keine Grenzwerte festlegt – etwa Bisphenol A, das laut BUND durch Wasserleitungen ins Trinkwasser geraten kann. Zum anderen kann Leitungswasser im hauseigenen Wassersystem verunreinigt werden – zum Beispiel durch alte Rohre aus Blei. Vor allem im Sommer besteht zudem die Gefahr, dass sich Legionellen in den Leitungen vermehren.
Sollte dein Leitungswasser trüb aussehen, auffällig riechen oder womöglich gesundheitliche Beschwerden bei dir auslösen, kannst du das Wasser testen lassen. Sollte das Labor gesundheitsgefährdende Verunreinigungen feststellen, könnte ein Umkehrosmose-Filter eine sinnvolle Anschaffung sein: Das gefilterte Osmosewasser ist in der Regel frei von den allermeisten Schadstoffen. Allerdings bergen jene Filter auch Risiken.
Mineralstoffmangel durch Osmosewasser?
Der größte Kritikpunkt an Umkehrosmose-Filtern ist, dass durch die Technologie neben Schadstoffen auch wertvolle Mineralien aus dem Wasser gefiltert werden. Zu diesen lebenswichtigen Spurenelementen zählen zum Beispiel Magnesium oder Zink, die in natürlichem Trinkwasser enthalten sind. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät daher vom dauerhaften Verzehr von Osmosewasser ab, da eine mögliche Unterversorgung bestimmter Nährstoffe die Folge sein könnte.
Umstritten ist jedoch, inwiefern die im Wasser enthaltenen Mineralstoffe überhaupt einen nennenswerten Beitrag zu unserem Nährstoffbedarf beitragen können. Dieser Frage nahm sich das US-amerikanischen National Research Council Safe Drinking Water Commitee bereits im Jahre 1980 an. Das Fazit: Die typischerweise im Wasser enthaltenen Mineralstoffe tragen zu dem menschlichen Nährstoffbedarf nur einen kleinen Teil bei, der aber nicht vernachlässigt werden dürfe. Um beispielsweise den täglichen Bedarf an Magnesium und Eisen zu decken, müsste ein Mensch rund 50 Liter Wasser trinken! Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet, kann auch über diese leicht den Mineralstoffbedarf decken.
Eine mögliche Lösung für Osmosewasser: Remineralisierung des gefilterten Wassers, also wünschenswerte Mineralstoffe nachträglich hinzufügen. Wie eine wissenschaftliche Untersuchung von 2016 zeigt, kann so die Wasserqualität von Osmosewasser verbessert werden.
Umkehrosmose-Filter: Risiken und Nachteile
Wie die Verbraucherzentrale Hamburg erklärt, haben alle Wasserfilter ein grundlegendes Problem: Steht Wasser längere Zeit im Filter oder werden die Filter nicht regelmäßig ausgetauscht, können sich darin gefährliche Keime vermehren. Dies gilt auch für Umkehrosmose-Filter. Osmosewasser kann also nur dann frei von Bakterien sein, wenn du den Filter auch häufig nutzt (am besten täglich) und die Filter und Membran regelmäßig austauschst. Die meisten Hersteller empfehlen, die Filter alle sechs Monate und die Umkehrosmose-Membran alle 12 bzw. 24 Monate auszutauschen.
Nicht gut schneidet die Umkehrosmose-Technik aus ökologischer Sicht ab: Um einen Liter Osmosewasser zu gewinnen, müssen etwa drei Liter Leitungswasser gefiltert werden. Dieses Abwasser ließe sich über Umwege zumindest zum Duschen oder Pflanzengießen verwenden. Da bliebe aber trotzdem noch der Stromverbrauch der Osmosefilter, der zwar relativ gering aber trotzdem nicht vernachlässigbar ist. Außerdem bestehen die meisten Systeme aus Plastik, das nicht sortenrein und daher nicht abbaubar ist.
Fazit: Osmosewasser nur in Ausnahmefällen sinnvoll
Im Vergleich zu anderen Haushalts-Wasserfiltern liefern Umkehrosmose-System wohl das reinste Wasser überhaupt: Ob Nitrat, Schwermetalle oder die riskante Chemikalie Bisphenol A – Osmosewasser ist größtenteils schadstofffrei.
Angesichts der guten Leitungswasser-Qualität in Deutschland ist ein zusätzlicher Wasserfilter aber fast immer überflüssig. Bei falscher Handhabung kann er sogar Nährboden für Bakterien und somit ein Gesundheitsrisiko darstellen. In selten Fällen kann ein Umkehrosmose-Filter aber trotzdem sinnvoll sein – etwa wenn dein Leitungswasser im hauseigenen Leitungssystem verschmutzt wird oder du Regenwasser zum Trinken aufbereiten möchtest.
Da die Systeme aber recht teuer (ab 250 Euro) und aus ökologischer Sicht nicht unproblematisch sind, solltest du dir die Anschaffung gut überlegen: Lasse dein Leitungswasser vorab testen und überprüfe mögliche andere Lösungen, um eine eventuelle Schadstoffbelastung zu beseitigen, z.B. alte Bleileitungen auszutauschen. Es gibt zwar auch günstigere Umkehrosmose-Filter, die ohne Druckerhöhungspumpe funktionieren. Diese brauchen jedoch einen extra Zusatztank, haben langsame Durchflussgeschwindigkeiten und ein noch schlechteres Wasser-Abwasser-Verhältnis.
Auf Dauer könnte Osmosewasser zudem zu Nährstoffmangel führen. Um dem vorzubeugen, solltest du dich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen und dich ausgewogen ernähren.
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