Regrowing-Selbstversuch: Das kannst du noch aus Gemüseresten rausholen Von Maria Hohenthal Kategorien: Haushalt & Wohnen Stand: 22. August 2024, 11:30 Uhr Foto: Maria Hohenthal/Utopia Regrowing bedeutet, Gemüse auf der Fensterbank oder im Garten nachwachsen zu lassen. Welche Gemüsesorten sich besonders gut dazu eignen und worauf du außerdem achten musst, erfährst du in diesem Artikel. Regrowing klingt erst mal nach einem großartigen Konzept: Gemüse einmal kaufen und aus den Resten wächst immer wieder neues Gemüse nach. Ist das wirklich so einfach und kannst du dich von Regrowing tatsächlich ernähren? Wir haben für dich den Versuch gemacht, viele verschiedene Gemüsereste nachwachsen zu lassen. Die Erfahrungen aus diesem Experiment findest du hier zusammengefasst. Regrowing: Gemüse aus Küchenabfällen ziehen Regrowing gelingt bei einigen Gemüsesorten besonders einfach. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Pflanzen können auch nach der Ernte noch Feuchtigkeit aufnehmen und weiterwachsen. Auf dieser Grundlage funktioniert Regrowing. In den meisten Fällen reicht es bereits aus, Gemüseabschnitte, die sonst im Küchenabfall landen würden, in Wasser zu stellen. Das Gemüse nimmt dann die Flüssigkeit auf, treibt aus und beginnt neue Blätter zu bilden. Einfache Gemüsesorten für den Regrowing-Trend Bei einigen Gemüsesorten sind die Erfolgswahrscheinlichkeit für ein gutes Ergebnis besonders hoch: Karotten Petersilienwurzeln Zwiebeln Lauchzwiebeln Porree Romana-Salat Pflücksalat Staudensellerie Chinakohl So pflegst du die Pflanzen bei Regrowing Für besseres Wachstum benötigen die Pflanzen Nährstoffe, die das Wasser allein nicht ausreichend liefern kann. Wenn du Gemüse auf der Fensterbank nachziehen möchtest, musst du es daher nach kurzer Zeit in die Erde setzen. Wechsle täglich das Wasser. Achte darauf, dass die Pflanzen ausreichend Licht und Sonne bekommt. Nach spätestens 2 Wochen solltest du das Pflänzchen in einen Topf setzen. Gieße die Erde regelmäßig, damit sie nicht austrocknet. Wenn die Pflanze wächst, benötigt sie einen größeren Topf und du solltest sie umtopfen. Der passende Standort für Regrowing Du kannst das Gemüse ganz einfach auf der Fensterbank nachwachsen lassen. Hier bekommen die Pflanzen das Licht, das sie benötigen, um zu wachsen. Allerdings eignet sich nicht jede Fensterausrichtung. Nördliche Fenster bieten zu wenig Licht und am südlichen Fenster verbrennen die Pflanzen in der Hitze der Sonne. Die ideale Ausrichtung ist nach Westen, wo die Pflanzen von der langen Abendsonne profitieren, oder nach Osten, wo sie die morgendliche Sonne mit Licht versorgt. Regrowing: Wurzelgemüse Regrowing von Karotten: Links kurz nach dem Abschneiden und rechts eine Woche später. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Der Begriff „Wurzelgemüse“ bezeichnet Pflanzen, die nährstoffreiche Speicherwurzeln ausbilden. Für Regrowing geeignete Wurzelgemüsesorten sind vor allem: Karotten Pastinaken Wurzelpetersilie Rettich Knollensellerie Verwende für das Regrowing nur Gemüse, das einwandfrei ist und keine Schimmelstellen aufweist. Der Blattansatz muss unverletzt sein, damit die Wurzel neue Blätter ausbilden kann. So lässt du Wurzelgemüse nachwachsen: Schneide die Wurzel unter dem Blattansatz rund drei Zentimeter lang ab. Lege die Wurzelstücke ins Wasser. Wechsle täglich das Wasser. Bereits innerhalb eines Tages beginnen die Blätter erneut zu wachsen. Während das Blattgrün wächst, bildet das verbliebene Wurzelstücke feine Haarwurzeln aus. Das dauert ungefähr zwei Wochen. Sobald diese zu sehen sind, solltest du die Pflanze in die Erde setzen. Das solltest du beachten: Die Wurzelstücke, die du auf dem Bild siehst, sind vermutlich ein wenig zu kurz geraten. Die Pflanze hat zwar zu wachsen begonnen, konnte aber nicht ausreichend Haarwurzeln ausbilden. In der Erde sind die umgesetzten Karottenstücke dann nach weiteren zwei bis drei Wochen eingegangen. Verwende zum Regrowing also ruhig ein längeres Stück von der Wurzel. Links siehst du Petersilienwurzeln beim Regrowing und rechts ein Stück Rettich. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Diese Ernte kannst du erwarten: Bei Wurzelgemüse wächst durch Regrowing das Blattgrün nach. In diesem Stadium des Wachstums versucht die Pflanze in erster Linie zu blühen und Samen auszubilden. Ernte daher rasch das junge Blattgrün, bevor die Pflanze schießt. Die Speicherwurzel kann nicht wieder nachwachsen. Verwende das Blattgrün der verschiedenen Wurzelgemüse zum Würzen und als Dekoration für Gemüsesuppen, Gemüseeintopf oder Salate. Regrowing: Blatt- und Kohlgemüse Regrowing von Staudensellerie ist meist erfolgreich. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Zum Blattgemüse zählen verschiedene Gemüsearten, deren Blätter und Stiele zum Verzehr geeignet sind. Auch einige Kohlsorten eignen sich für Regrowing: Staudensellerie Mangold Chinakohl Pak Choi Bei Blumenkohl, Brokkoli und Romanesco handelt es sich um Blütenanlagen – das Gemüse beginnt zu blühen statt zu wachsen. Auch Weißkohl, Rotkohl und Kohlsprossen eignen sich nicht für Regrowing. So lässt du das Gemüse nachwachsen: Schneide den Strunkansatz großzügig ab. Achte darauf, dass du das Herz der Pflanze dabei nicht verletzt. Stelle den Strunk in eine mit Wasser gefüllte Schale. Wechsle täglich das Wasser. Bereits nach kurzer Zeit beginnen die inneren Stiele wieder zu wachsen. Gleichzeitig sollte der Strunkansatz im Wasser Wurzeln ausbilden Setze die Pflanze in die Erde ein, sobald die neuen Wurzeln mindestens einen Zentimeter lang sind. Der nachgewachsene Staudensellerie wurde fast so hoch wie eine frische Staude. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Diese Ernte kannst du erwarten: Durch Regrowing bildet Blattgemüse aus der Mitte heraus neue Stiele aus. Du kannst einige neue Stiele und neue Blätter erwarten. Wie auf dem Bild zu sehen, ist die Menge zwar beachtlich, aber dennoch begrenzt. Die Pflanze hat schon viel Kraft beim ersten Wachstum verloren. Stiele und Blätter von Blattgemüse kannst du wie gewohnt verkochen. Regrowing: Salat Für Regrowing eignet sich Pflücksalat besonders gut. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Salate gehören ebenfalls zum Blattgemüse und wachsen aus dem Herz heraus nach. Diese Salatsorten eignen sich besonders gut für Regrowing: Romanasalat Pflücksalat (Lollo Rosso, Lollo Biondo) Roter und grüner Eichblattsalat Amerikanischer Brauner Venezianischer Brauner Australischer Gelber Red Salad Bowl So lässt du Salat nachwachsen: Pflücke die äußeren Salatblätter ab und lasse das Herz des Salatkopfs großzügig stehen. Tipp: Bei Romanasalat kannst du auch den Strunk abschneiden, wie schon beim Blattgemüse beschrieben. Stelle das Salatherz in eine mit Wasser gefüllte Schale oder ein Glas. Achte darauf, dass sich nur der Strunkansatz in der Flüssigkeit befindet. Wenn die Blätter im Wasser stehen, beginnen sie zu faulen. Wechsle täglich das Wasser. Bereits innerhalb nach kurzer Zeit bilden sich von innen heraus neue Salatblätter. Wenn der Salatkopf bei der Ernte nicht zu knapp abgeschnitten wurde, können sich beim Strunkansatz neue Wurzeln ausbilden. Setze die Pflanze in die Erde ein, sobald die Wurzeln mindestens einen Zentimeter lang sind. Das solltest du beim Regrowing von Salat beachten: Im Handel findest du meist Salatköpfe, bei denen der Strunk sehr kurz abgeschnitten ist. In diesem Fall bildet die Pflanze beim Regrowing zwar einige neue Blätter aus, kann aber keine neuen Wurzeln bilden. Auch ihre Lebensdauer ist dann sehr begrenzt. Verwende die kleinen Salatblätter rasch, bevor die Pflanze zu faulen oder zu schimmeln beginnt. Links der Versuch, Endiviensalat nachwachsen zu lassen. Rechts siehst du Romanasalat nach zwei Wochen im Glas. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Diese Ernte kannst du erwarten: Wenn du Salat nachwachsen lässt, bilden sich kleine, besonders zarte und weiche Blätter aus. Du kannst nicht erwarten, einen ganzen neuen Salatkopf zu ernten. Viel größer als auf den Bildern wurden die Pflanzen nicht, da sie zu wenig Wurzeln ausbilden konnten. Verwende daher die jungen Salatblätter eher als essbare Dekoration oder zum Würzen anderer Salate. Regrowing: Lauchgewächse Regrowing von Porree: Zwischen den beiden Bildern liegt genau eine Woche. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Die verschiedenen Zwiebel- und Laucharten sind in der Küche sehr beliebt. Wenn Lauchgewächse zu lange lagern, beginnen sie oftmals bereits ohne Zugabe von Wasser, von innen heraus auszutreiben. Diese Sorten eigenen sich besonders gut für Regrowing: Porree Lauchzwiebeln Gemüsezwiebeln Knoblauch So lässt du Porree und Lauchzwiebeln nachwachsen: Schneide den Wurzelansatz großzügig ab. Stell den Wurzelansatz in ein mit Wasser gefülltes Glas. Wechsle täglich das Wasser. Bereits innerhalb eines Tages beginnt die Pflanze von innen heraus wieder zu wachsen. Gleichzeitig bildet der Strunkansatz im Wasser Wurzeln aus. Setze die Pflanze nach einer Woche in die Erde ein. So lässt du Zwiebeln und Knoblauch nachwachsen: Verwende Zwiebeln und Knoblauchzehen, die bereits ausgetrieben haben. Setze die Zwiebel oder die Knoblauchzehen in einen Blumentopf direkt in die Erde ein. Nach kurzer Zeit treibt das Lauchgrün aus. Setze ausgetriebene Zwiebeln und Knoblauchzehen direkt in die Erde. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Diese Ernte kannst du erwarten: Bei Lauchgemüse wächst beim Regrowing das Lauchgrün nach. In diesem Stadium des Wachstums versucht die Pflanze jedoch in erster Linie zu blühen und Samen auszubilden. Schneide daher rasch das Lauchgrün ab, bevor die Pflanze schießt. Verwende das Lauchgrün zum Würzen für Suppen, Eintöpfe und Gemüsegerichte. https://www.tiktok.com/@utopiade/video/6962139181552241925 Kräuter durch Stecklinge vermehren Gartenkräuter kannst du einfach durch Stecklinge nachwachsen lassen. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Gartenkräuter lassen sich durch Stecklinge sehr einfach vermehren. Diese Gartenkräuter eignen sich besonders gut dafür: Basilikum vermehren Rosmarin vermehren Oregano Majoran Bohnenkraut Thymian Salbei So lässt du mit Stecklingen Kräuter nachwachsen: Schneide eine 15 bis 20 Zentimeter lange Triebspitze der Gewürzpflanze ab. Entferne die unteren Blätter vom Stiel. Stelle die Kräuter in eine kleine Vase, die du mit Wasser füllst. Wechsle das Wasser alle zwei Tage. Nach kurzer Zeit bilden sich Wurzeln entlang der Stiele. Setz die Kräuter in die Erde, sobald die Wurzeln mindestens einen Zentimeter lang sind. Diese Ernte kannst du erwarten: Wenn du mit Stecklingen Kräutern ziehst, handelt es sich im engeren Sinn nicht um Regrowing, sondern um eine Form der Vermehrung. Du kannst daher erwarten, dass die Pflanzen zu großen, kräftig wachsenden Gewürzkräutern heranwachsen, die du regelmäßig ernten und küchenüblich verwenden kannst. Regrowing: Gemüseabfälle in Erde nachwachsen lassen Setze die Pflanzen in Töpfe ein. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Mit ein wenig Wasser beginnen die Pflanzenabfälle zwar anfänglich wieder zu wachsen. Für das weitere Wachstum benötigen sie aber Nährstoffe, die das Wasser nicht ausreichend zur Verfügung stellen kann. Wenn du Gemüse in größerem Stil auf der Fensterbank nachziehen möchtest, musst du die Pflanzen daher nach kurzer Zeit in mit Erde gefüllte Töpfe setzen. Wenn du einen eigenen Garten hast, kannst du deine Regrowing-Pflänzchen auch direkt in ein Gemüsebeet einpflanzen. Für Regrowing ungeeignete Gemüsesorten Regrowing funktioniert nicht mit Fruchtgemüse. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Als Fruchtgemüse bezeichnet man Gemüsepflanzen, deren oberirdisch wachsende Früchte essbar sind. Die Früchte entstehen aus befruchteten Blüten. Diese Gemüsesorten zählen zum Fruchtgemüse und eignen sich daher nicht für Regrowing: Auberginen Avocados Gurken Hülsenfrüchte Kürbisse Melonen Okraschoten Paprika Tomaten Zucchini Wenn du die Früchte von Fruchtgemüse aufschneidest, findet du die Samen der Früchte. Du kannst aus den Samen eine ganze Pflanze neu heranziehen – beispielsweise kannst du einen Avocadokern einpflanzen und so eine neue Avocado züchten. Dabei handelt es sich jedoch um herkömmlichen Gemüseanbau und nicht um Regrowing. Hinweis: Nur samenfestes Saatgut eignet sich, um daraus neues Gemüse anzubauen. Das kannst du von Regrowing erwarten Gemüseabfälle wachsen mit ein wenig Wasser wieder nach. (Foto: Maria Hohenthal/Utopia) Regrowing ist ein nachhaltiger Trend, mit dem du aus Küchenabfällen Gemüsepflanzen ganz einfach nachwachsen lassen kannst. Die Erfahrungen aus dem hier ausführlich dokumentierten Experiment haben Folgendes gezeigt: Der Aufwand ist nicht zu unterschätzen, die Gemüsepflanzen brauchen tägliche Zuwendung. Nicht alle Gemüsesorten eignen sich für Regrowing. Wenn du dich von den nachwachsenden Pflanzen ernähren möchtest, ist der Platzbedarf sehr groß. Vor allem Wurzel- und Lauchgemüse möchte am liebsten blühen und Samen ausbilden. Die Ernte ist dadurch nicht sehr ergiebig. Bei den handelsüblichen Salaten ist der Strunk zu kurz, um den Salat tatsächlich nachwachsen zu lassen. Salat beginnt sehr leicht zu faulen und zu schimmeln. Damit die Gemüsepflanze gut wächst, musst du sie in Erde umsetzen. Wasser alleine reicht nicht aus. Zusammenfassend ist Regrowing also eine schöne Möglichkeit, um Gemüseabfälle vor dem Müll zu bewahren. Die Pflanzen haben noch einiges an Kraft in sich, um Blätter oder sogar kräftige Stiele auszubilden. Die jungen Blätter und Triebe sind zart und sehr aromatisch. Der Ertrag ist jedoch im Verhältnis zum Aufwand sehr gering. Es wachsen weder neue Salatköpfe noch frische Karotten nach. Um eine Mahlzeit mit nachgewachsenem Gemüse zu kochen, bräuchtest du viel mehr Platz, als er sich auf einer normalen Fensterbank findet. Wenn du eine Wohnung ohne Garten hast, ist Regrowing jedoch definitiv eine gute Methode, Pflanzen beim Wachstum zuzusehen und ein wenig selbst gezogenes Gemüse zu essen. Regrowing ist auch eine schöne Möglichkeit, Kindern den Wachstumskreislauf der Natur näherzubringen. 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