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Sanierung und Heizungstausch: Nichts tun wird teuer

Sanierung & Heizungstausch: Nichts tun wird teuer
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Erich Westendarp

Nichts tun wird teuer: Unsanierte Häuser mit Gas- oder Ölheizungen kosten langfristig deutlich mehr als sanierte Gebäude mit Wärmepumpe – rund 24.000 Euro mehr. Das zeigen neue Berechnungen des WWF.

„Die Sanierung eines Einfamilienhauses ist auf die Zeitspanne bis 2045 betrachtet günstiger als nichts zu tun“, heißt es beim WWF. Dieser hat die Prognos AG beauftragt, die Kosten etwa für die Energieerzeugung in unsanierten Gebäuden mit jenen für verschiedene Sanierungsschritte und den anschließenden Ersparnissen zu vergleichen.

Wer saniert und eine Wärmepumpe einbaut, kann über 35 % Kosten sparen

Als Basis für die Berechnungen dienten zwei übliche Referenzgebäude: ein typisches zwischen 1958 und 1968 errichtetes Einfamilienhaus mit der Energieeffizienzklasse F und ein zwischen 1968 und 1978 erbautes Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten und Energieeffizienzklasse E. Die berechneten Kosten umfassen die Investitionskosten für Sanierungsmaßnahmen, Heizungstausch (inklusive Förderungen) und alle Kosten des laufenden Betriebs, etwa für den Energieträger, Wartung und den CO2-Preis.

Die Ergebnisse der Studie kurz zusammengefasst:

Einfamilienhaus:

  • Die Gesamtkosten bis 2045 für ein unsaniertes Einfamilienhaus mit Gasheizung liegen bei gut 89.000 Euro.
  • Vollsanierung auf die Effizienzhausstandards EH 70 und EH 55 plus Installation einer Wärmepumpe: Gesamtkosten von rund 65.000 Euro, also rund 24.000 Euro weniger. Die Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann die Kosten um weitere 5 bis 8 Prozent senken.
  • Ein Austausch des Gaskessels ohne weitere Sanierungsmaßnahmen führt zu Gesamtkosten von gut 94.000 Euro.
  • Die Energiekosten allein können sich durch Sanierung und Heizungstausch teils um 80 Prozent reduzieren.

Mehrfamilienhaus:

  • Für ein Mehrfamilienhaus mit altem Gaskessel ganz ohne Sanierung entstehen Gesamtkosten von rund 233.000 Euro bis zum Jahr 2045.
  • Neuer Gaskessel ohne weitere Sanierungsmaßnahmen: Kosten von knapp 248.000 Euro.
  • Mit neuem Gaskessel plus Sanierung auf EH 70 oder EH 55 sinken die Gesamtkosten nur wenig auf 221.000 bis 235.000 Euro.
  • Sanierung auf Effizienzstandard EH55 mit Wärmepumpe: gut 185.000 Euro Gesamtkosten. Mit Pelletheizungen kommt man auf ähnliche Werte.
Wärmepumpe Effizienz
Wer sein Haus saniert und eine Wärmepumpe nachrüstet, kann langfristig besonders viel Geld sparen. (Foto: Bundesverband Wärmepumpe e.V.)

 👉 Die Betrachtung zeigt: Mit Sanierungsmaßnahmen (wie etwa Dämmung des Dachs, Fenstertausch, Heizungstausch) wachsen die Ersparnisse moderat. Am meisten spart man trotz der höheren Investitionskosten, wenn man gleich das ganze Haus saniert und Effizienzstandard EH 70 oder EH 55 erreicht – und dabei eine Wärmepumpe einbaut. Dafür gibt es diverse Förderungen.

„Unterm Strich ist nichts zu tun die teuerste Option – auch für das Klima.“

WWF-Studie „Auf die Zukunft bauen: So rechnen sich Sanierungen“

Laut der Studie kommt ein unsaniertes Einfamilienhaus mit Gasheizung bis zum Jahr 2045 auf rund 101.000 Tonnen CO2-Äquivalente, ein Haus mit Effizienzstandard EH 55 und Wärmepumpe dagegen nur auf rund 5.000 Tonnen. Dieses Verhältnis ist im Mehrfamilienhaus ähnlich (rund 310.000 Tonnen gegenüber rund 14.000 Tonnen).

Deutschland hinkt bei Gebäudesanierungen und Heizungstausch hinterher

Die Gebäude in Deutschland verbrauchen laut Umweltbundesamt rund 35 Prozent der gesamten Endenergie – und verursachen rund 30 Prozent der CO2-Emissionen. Über 60 Prozent der Ein- und Zweifamilienhäuser fallen derzeit in die Energieeffizienzklasse F oder schlechter.

„Der Gebäudesektor ist eine Großbaustelle für den klimafreundlichen Umbau Deutschlands. Wir brauchen dringend neuen Schwung für nötige Sanierungen. Das wirkt sich nicht nur positiv aufs Klima aus, sondern zahlt sich insbesondere für Eigenheimbesitzer langfristig auch finanziell aus“, sagt Viviane Raddatz, Klimachefin beim WWF Deutschland.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045 hinkt Deutschland bei den Gebäudesanierungen derzeit deutlich hinterher. Dazu kommen Abermillionen Gas- und Ölheizungen, die nach wie vor zu hohe klimaschädliche Emissionen verursachen. Im vergangenen Jahr wurden sogar eine Rekordzahl neuer Gasheizungen und vermehrt Ölheizungen eingebaut – Heizungen, die vielen Fachleuten zufolge schon in wenigen Jahren nicht mehr wirtschaftlich sein könnten. Stichworte: Steigende Energiepreise und CO2-Preis.

Dass eine Wärmepumpe oder ein Anschluss ans Fernwärmenetz heute schon meist die klimafreundlichsten Optionen sind, ist bekannt. Eine Vielzahl an Untersuchungen und Berechnungen macht zudem immer deutlicher, dass man hiermit langfristig auch viel Geld sparen kann.

👉 Die neue WWF-Studie zeigt nun, dass nicht nur der Heizungstausch, sondern schon eine Sanierung allein sich schnell rechnen kann – und in Kombination mit klimaschonender Heizung noch höhere Ersparnisse bringt. Eine weitere Erkenntnis: Obwohl die Investitionskosten für eine Vollsanierung höher sind als für Teilsanierungen, ist sie auf lange Sicht günstiger. Sie steigert zudem den Wert der Immobilie deutlich.

WWF: Wir brauchen bessere Förderungsmöglichkeiten und mehr Kostenfairness

Zwar gibt es zahlreiche Möglichkeiten, staatliche Zuschüsse für Sanierung und Heizungstausch zu bekommen. Für den Umstieg auf eine klimaschonende Heizung wie eine Wärmepumpe etwa kann man unter den richtigen Bedingungen bis zu 70 Prozent Förderung bekommen.

Doch weil gerade bei Sanierungen die anfänglichen Investitionskosten so hoch sind, befürchtet der WWF, dass sie dennoch viele Haushalte überfordern könnten und empfiehlt weitere Fördermöglichkeiten. „Hier könnte ein zusätzlicher Einkommensbonus helfen oder besonders günstige Kredite“, so Raddatz. Einen Einkommensbonus für Haushalte mit weniger als 40.000 Euro Jahreseinkommen gibt es auch für den Heizungstausch.

Der WWF kritisiert außerdem, dass bei Sanierungen und Heizungstausch in Mehrfamilienhäusern die Mieter:innen oft nicht profitieren. Zwar sparen die Besitzer:innen auch hier langfristig Kosten. Doch bei den Mieter:innen kommt aufgrund der sogenannten Modernisierungsumlage oft vor allem eine höhere Kaltmiete an.

„Bei Mehrfamilienhäusern braucht es bessere Kostenfairness, damit sich auch hier die Sanierung für alle lohnt,“ so Raddatz. Mieter:innen sollten nicht durch die Umlage der Sanierungskosten mehrbelastet werden, obwohl sie Energiekosten einsparen. „Hier muss die Politik dringend aktiv werden, um die nötigen Sanierungen anzustoßen und langfristig auch alle finanziell daran profitieren zu lassen.“

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