Lederimitate aus Kunststoff müssen nicht sein: Mittlerweile gibt es veganes Leder, das auf pflanzlichen Fasern basiert. Und das Material aus Kork, Pilz, Ananas & Co. sieht dabei nicht nur aus wie echtes Leder, sondern soll ähnlich robust sein.
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Nicht nur aus Veganer:innen-Sicht ist es ratsam, auf Leder – vor allem auf chemisch gegerbtes – zu verzichten: Die Ledergerbung und -verarbeitung ist aufwendig und umweltschädlich, weil dabei gefährliche Chemikalien eingesetzt werden. Hinzu kommt: Das Leder wird oft in Billiglohnländern bearbeitet, deren geringe Umweltschutzstandards dazu führen, dass die giftigen Stoffe Arbeiter:innen krank machen. Lies dazu auch: Echtes Leder, pflanzlich gegerbtes Leder, Bio-Leder – das steckt dahinter
Veganes Leder vs. Kunstleder
Auch veganes Leder aus Kunststoff stellt keine gute Alternative dar: Oft ist die Herstellung dieser Produkte genauso fragwürdig, weil sie irgendwo am anderen Ende der Welt unter hohem Energieaufwand und dem Einsatz giftiger Stoffe produziert werden. Und: Kunststoff basiert in der Regel auf Erdöl.
Was also tun, um nicht auf ein so trendiges, langlebiges Material verzichten zu müssen? Designer:innen und Entwickler:innen waren in den vergangenen Jahren fleißig und fanden unterschiedliche Wege, Leder durch natürliche Materialien zu ersetzen, die weder Mensch noch Natur oder Tiere leiden lassen.
1. Piñatex: veganes Leder aus Ananasblättern
Über das von der spanischen Designerin Carmen Hijosa entwickelte Naturleder Piñatex berichteten wir bereits. Das vegane Leder wird aus den Fasern der Ananasblätter hergestellt, die bei der Ernte für gewöhnlich im Abfall landen. Das Startup Ananas Anam um Designerin Hijosa bezieht die Blätter von philippinischen Ananas-Bäuer:innen. Hergestellt wird das Material in Spanien und Italien. Bei der Produktion bleibt Biomasse übrig, die zu Dünger oder Biogas weiterverarbeitet werden kann.
Piñatex ist ähnlich stabil wie Leder, dafür aber günstiger und nachhaltiger. Für die Ananas-Bäuer:innen entsteht durch die Weiterverarbeitung der Blätter eine zusätzliche Einnahmequelle. Da der Grundstoff für das Lederimitat nicht extra angebaut werden muss, ist es außerdem ressourcenschonend: Es müssen keine zusätzlichen Flächen, Düngemittel, Pestizide und kein zusätzliches Wasser verbraucht werden.
Wo gibt es Mode aus Ananasleder? Ananas Anam verkauft das Ananasleder an verschiedene Modehersteller weiter, unter anderem an das nachhaltige Schuhlabel Nae. Auch die Hersteller Puma und Camper haben bereits Musterschuhe aus dem Material hergestellt.
2. Veganes Apfelleder: Appleskin und Apvelskin
6. Veganes Leder aus Kakteen
Veganes Leder aus Kakteen kann eine nachhaltigere Lederalternative sein. Denn für die Herstellung der Kakteen wird vergleichsweise wenig Wasser benötigt. Dennoch lohnt es sich, immer im Detail hinzuschauen: Einige der am Markt befindlichen Kaktuslederarten enthalten Kunststoff als Beimischung. Produkte, die mit einem solchen Leder hergestellt wurden, sind am Ende ihres Lebens kaum sinnvoll recycelbar.
Das vegane Kaktusleder ist atmungsaktiv und widerstandsfähig. Deshalb kann es auch zu besonders vielen verschiedenen Produkten verarbeitet werden, zum Beispiel Portemonnaies, Kleidung oder sogar Möbel. Inzwischen arbeiten zahlreiche Labels mit Kaktusleder. Miomojo und Amare Antwerp stellen zum Beispiel Taschen aus dem Material her.
7. Kork – die robuste Leder-Alternative
Kork ist ein beinahe perfekter Naturstoff: Er ist ebenso strapazierfähig wie echtes Leder, wiegt dafür kaum etwas, ist wasserabweisend und atmungsaktiv, zugleich hält er Wärme und schützt gegen Kälte. In Portugal wird Kork längst zu Geldbeuteln, Schuhen, Taschen, Hüten und sogar Schirmen verarbeitet. Das Modelabel Bleed hatte sogar einmal „Lederjacken“ aus Kork im Sortiment, zurzeit sind diese Modelle aber nicht verfügbar.
Die Gewinnung von Kork ist im Gegensatz zu herkömmlichem Leder relativ nachhaltig. Er wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und ist damit ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, für den kein Baum gefällt werden muss.
Wo du Produkte aus veganem Kork-Leder findest: In zahlreichen nachhaltigen Shops, regionalen Manufakturen oder online, etwa im Avocadostore. Hier gibt es zum Beispiel Kork-Flipflops, –Taschen, –Gürtel und mehr.
8. Teak: Leder aus Blättern
Teakleder besteht nicht aus Holz, wie man zunächst meinen könnte, sondern aus den Blättern des Teakbaums, der vor allem in Südostasien wächst. Diese Blätter sind sehr robust und werden unter anderem gerne zur Abdeckung von Dächern verwendet.
Auch die Modeindustrie hat Gefallen an dem widerstandsfähigen Material gefunden. Inzwischen wird aus Teakblättern durch eine spezielle Versiegelung mit Wachs wasserabweisendes und lange haltbares veganes Leder hergestellt.
Dabei werden die Blätter auf Baumwollstoff gelegt, mit Wachs behandelt und anschließend zu einem festen Stoff gepresst, der Leder optisch sehr nahe kommt. Durch die individuellen Prägungen der Teakblätter ist jedes Stück Stoff unverwechselbar und besonders schön. Je nach Geschmack kann das Teakleder bei der Herstellung beliebig gefärbt und verarbeitet werden.
Die Produkte aus Blattleder von beleaf bekommst du zum Beispiel im Avocadostore, von Leaf Family direkt beim Hersteller.
9. Trauben: mehr als nur Wein!
Veganes Leder aus Wein wird – ähnlich wie Apfelleder – aus den Überresten der Früchte hergestellt. In diesem Fall sind das die Rückstände der Weintraubenernte. Zutaten wie die Haut, Stiele und Samen von Trauben sowie ein bisschen Öl werden zu einem chemiefreien Lederersatz verarbeitet.
Auf die Herstellung des Weinleders hat sich zum Beispiel das Label Vegea aus Italien spezialisiert. Es verbindet die Fasern und Öle in einem Spezialverfahren dicht miteinander, bis sie zu einer lederartigen Oberfläche werden. Dabei handelt es sich allerdings um eine Art Biokunststoff, also um ein Polymer. Bei der Herstellung des Weinleders sollen allerdings keine schädlichen Chemikalien benötigt werden, viel Wasser ist für die Produktion ebenfalls nicht nötig.
Wo du Produkte aus veganem Wein-Leder findest: Aus Weinleder lassen sich – wie bei vielen anderen Lederalternativen – verschiedenste Produkte herstellen, zum Beispiel Schuhe, Taschen, Geldbörsen oder Möbel. Auch Mode aus Weinleder gibt es bereits – Vegea hat unter anderem mit der Modekette H&M kooperiert.
10. Papierleder aus Zellulose und Latex
Geldbeutel aus Papier mit Lederoptik kennen wir schon länger. Doch in letzter Zeit werden vegane Lederalternativen aus Papier im Bastel- und DIY-Bereich immer beliebter. Besonders bekannt ist die Marke SnapPap, die mit ihrem wasch- und bügelbaren Material wirbt. Dieses besteht aus einer Mischung aus Zellulose und Latex und wird in Deutschland hergestellt. SnapPap-Papier ist nicht FSC-zertifiziert, Produkte von Konkurrenten wie KORKundKULÖR dagegen schon.
Wo veganes Leder aus Papier kaufen? Produkte aus Papierleder sind weit verbreitet. Willst du selbst kreativ werden, kannst du das Rohmaterial zum Beispiel bei Etsy oder Amazon bestellen. Fertige Geldbeutel, Laptophüllen, Taschen und Co. gibt es zum Beispiel beim Avocadostore – auch aus Kraftpapier ohne Latex-Anteil.
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English version available: What is Vegan Leather Made of?
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