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Apfel, Papier, Ananas: 10 vegane Leder-Sorten, die du kennen solltest

Veganes Leder musst nicht aus Kunststoff sein
Fotos: Genesis; Beleaf, Papero / Avocadostore

Lederimitate aus Kunststoff müssen nicht sein: Mittlerweile gibt es veganes Leder, das auf pflanzlichen Fasern basiert. Und das Material aus Kork, Pilz, Ananas & Co. sieht dabei nicht nur aus wie echtes Leder, sondern soll ähnlich robust sein.

Nicht nur aus Veganer:innen-Sicht ist es ratsam, auf Leder – vor allem auf chemisch gegerbtes – zu verzichten: Die Ledergerbung und -verarbeitung ist aufwendig und umweltschädlich, weil dabei gefährliche Chemikalien eingesetzt werden. Hinzu kommt: Das Leder wird oft in Billiglohnländern bearbeitet, deren geringe Umweltschutzstandards dazu führen, dass die giftigen Stoffe Arbeiter:innen krank machen. Lies dazu auch: Echtes Leder, pflanzlich gegerbtes Leder, Bio-Leder – das steckt dahinter

Veganes Leder vs. Kunstleder

Auch veganes Leder aus Kunststoff stellt keine gute Alternative dar: Oft ist die Herstellung dieser Produkte genauso fragwürdig, weil sie irgendwo am anderen Ende der Welt unter hohem Energieaufwand und dem Einsatz giftiger Stoffe produziert werden. Und: Kunststoff basiert in der Regel auf Erdöl.

Was also tun, um nicht auf ein so trendiges, langlebiges Material verzichten zu müssen? Designer:innen und Entwickler:innen waren in den vergangenen Jahren fleißig und fanden unterschiedliche Wege, Leder durch natürliche Materialien zu ersetzen, die weder Mensch noch Natur oder Tiere leiden lassen.

1. Piñatex: veganes Leder aus Ananasblättern

Über das von der spanischen Designerin Carmen Hijosa entwickelte Naturleder Piñatex berichteten wir bereits. Das vegane Leder wird aus den Fasern der Ananasblätter hergestellt, die bei der Ernte für gewöhnlich im Abfall landen. Das Startup Ananas Anam um Designerin Hijosa bezieht die Blätter von philippinischen Ananas-Bäuer:innen. Hergestellt wird das Material in Spanien und Italien. Bei der Produktion bleibt Biomasse übrig, die zu Dünger oder Biogas weiterverarbeitet werden kann.

Das nachhaltige Schuhlabel Nae hat Schuhe aus Anananasleder im Sortiment.
Das nachhaltige Schuhlabel Nae hat Schuhe aus Anananasleder im Sortiment. (Foto: CC0 Public Domain – Pixabay/ ylanite; Nae)

Piñatex ist ähnlich stabil wie Leder, dafür aber günstiger und nachhaltiger. Für die Ananas-Bäuer:innen entsteht durch die Weiterverarbeitung der Blätter eine zusätzliche Einnahmequelle. Da der Grundstoff für das Lederimitat nicht extra angebaut werden muss, ist es außerdem ressourcenschonend: Es müssen keine zusätzlichen Flächen, Düngemittel, Pestizide und kein zusätzliches Wasser verbraucht werden.

Wo gibt es Mode aus Ananasleder? Ananas Anam verkauft das Ananasleder an verschiedene Modehersteller weiter, unter anderem an das nachhaltige Schuhlabel Nae. Auch die Hersteller Puma und Camper haben bereits Musterschuhe aus dem Material hergestellt.

2. Veganes Apfelleder: Appleskin und Apvelskin

Apfelleder wird aus den Überresten der Apfelsaftindustrie hergestellt. Dabei besteht die „Appleskin“ zur 70 Prozent aus zerkleinerten Apfelresten. Die übrigen 30 Prozent des Apfelleders ist Polyurethan (PU), das für zusätzliche Stabilität sorgen soll. Das Gemisch aus den pulverisierten Äpfeln und PU wird auf Baumwollstoff aufgetragen und erhitzt. Dabei verbinden sich die einzelnen Stoffe und werden so zu Apfelleder.

Die Sneaker Applegreen von Noani sind nicht nur schick, sondern bestehen auch aus veganem Leder.
Die Sneaker Applegreen von Noani sind nicht nur schick, sondern bestehen auch aus veganem Leder. (Foto: Noani)

Produkte aus veganem Apfelleder finden: Appleskin wird zu den unterschiedlichsten Produkten verarbeitet. Die neueste Ergänzung: Sneaker aus veganem Apfelleder, diese gibt es bei Noani zu kaufen. Bei Nuuwaï wird die Lederalternative für Taschen und Accessoires verwendet. Das Startup Take a Shot macht aus „Apvelskin“ Bänder für seine nachhaltigen Armbanduhren.

3. Veganes Leder aus Kaffee

Kaffee kennst du bislang nur als Wachmacher? Künftig macht dir Kaffee auch Beine, und zwar in Form von Sneakers. 2018 brachte die Münchner Marke Nat-2 Sneakers aus Kautschuk und Kaffeeleder auf den Markt. Das Kaffeeleder besteht aus recyceltem Kaffee, Kaffeebohnen und Kaffeeblättern.

Je nach Modell besteht der Schuh bis zu 50 Prozent aus dem Kaffeeleder und soll – so die Angabe der Hersteller – angeblich auch ein wenig nach Kaffee duften. Das Kaffeeleder ist nicht nur nachhaltiger, es gibt den veganen Schuhen auch einen schönen Wildlederlook.

Sneakers mit veganem Leder aus Kaffee
Kaffee als Lederalternative: Das Kaffee-Leder wurde in Deutschland patentiert. Hergestellt werden die Sneakers in Italien. (Foto: www.nat-2.eu)

Wo du Kaffee-Leder findest: Derzeit ist das Material noch nicht sehr verbreitet. Die Sneaker kannst du zum Beispiel bei Avocadostore kaufen.

4. Veganes Leder aus Pilzfasern

Pilzleder wird aus Pilzfasern gewonnen, zum Beispiel aus Myzelen. Dabei handelt es sich um die dichten Wurzelfasern von Pilzen, die unter der Erde wachsen. Das Berliner Unternehmen Zvnder nutzt für sein veganes Pilzleder zum Beispiel den Zvnderschwamm. Das ist ein Baumpilz, der vor allem in Rumänien weit verbreitet ist, aber auch hierzulande vorkommt.

Nach der Ernte werden die Pilze frei von Chemikalien verarbeitet. In Berlin angekommen wird die „Fungiskin“ im Studio von Zvnder zu Geldbörsen, Caps oder sogar Quilts verarbeitet.

Dieser Geldbeutel besteht aus Pilzleder.
Dieser Geldbeutel besteht aus Pilzleder. (Foto: Zynder)

Auch aus Kombuchapilzen kann Pilzleder gewonnen werden. Bei der Herstellung kommen außerdem Essigsäurebakterien und verschiedene Hefen zum Einsatz. Das gewonnene Leder soll besonders reißfest sein.

Wo veganes Leder aus Pilzen kaufen? Geldbeutel, Caps und andere Gegenstände aus Pilzleder findest du auf der Zynder-Website. Auch das Startup MycoWorks aus San Francisco stellt aus Myzelen und Abfallprodukten wie Maisschalen Pilzleder her, das wasserabweisend, reißfest und atmungsaktiv sein soll. Bisher hat es zum Beispiel mit dem Fashionlabel Hermès kooperiert.

5. Schuhe aus Bananenleder

Bananenbäume tragen nur einmal Früchte. Danach werden die Bäume in der Regel gefällt und die Stämme bleiben als „Müll“ übrig. Das Sneaker-Label Genesis hat nun einen Weg gefunden, diese Stämme zu verwenden. Aus den Baumfasern fertigen sie eine Matte – und nutzen sie als Material in ihren Schuhen.

Genesis-Schuhe bestehe aus verschiedenen nachhaltigen Materialien. Für die Innensohle wird oft Bananenleder genutzt.
Genesis-Schuhe bestehe aus verschiedenen nachhaltigen Materialien. Für die Innensohle wird oft Bananenleder genutzt. (Foto: Genesis)

Die Fasern bezieht das Label nach eigenen Angaben von der Insel Kosrae im Südpazifik von örtlichen Landwirt:innen, die dadurch ein zusätzliches Einkommen erhalten. Laut Genesis sind Bananenfasern von Natur aus wasserabweisend, schwer entflammbar und reißfest – sowie recyclebar. Das vegane Leder kommt in den Innensolen der Schuhe zum Einsatz.

Schuhe von Genesis mit Bananenleder findest du zum Beispiel bei Bergfreunde oder Loveco

6. Veganes Leder aus Kakteen

Veganes Leder aus Kakteen kann eine nachhaltigere Lederalternative sein. Denn für die Herstellung der Kakteen wird vergleichsweise wenig Wasser benötigt. Dennoch lohnt es sich, immer im Detail hinzuschauen: Einige der am Markt befindlichen Kaktuslederarten enthalten Kunststoff als Beimischung. Produkte, die mit einem solchen Leder hergestellt wurden, sind am Ende ihres Lebens kaum sinnvoll recycelbar.

Das vegane Kaktusleder ist atmungsaktiv und widerstandsfähig. Deshalb kann es auch zu besonders vielen verschiedenen Produkten verarbeitet werden, zum Beispiel Portemonnaies, Kleidung oder sogar Möbel. Inzwischen arbeiten zahlreiche Labels mit Kaktusleder. Miomojo und Amare Antwerp stellen zum Beispiel Taschen aus dem Material her.

7. Kork – die robuste Leder-Alternative

Kork ist ein beinahe perfekter Naturstoff: Er ist ebenso strapazierfähig wie echtes Leder, wiegt dafür kaum etwas, ist wasserabweisend und atmungsaktiv, zugleich hält er Wärme und schützt gegen Kälte. In Portugal wird Kork längst zu Geldbeuteln, Schuhen, Taschen, Hüten und sogar Schirmen verarbeitet. Das Modelabel Bleed hatte sogar einmal „Lederjacken“ aus Kork im Sortiment, zurzeit sind diese Modelle aber nicht verfügbar.

Die Gewinnung von Kork ist im Gegensatz zu herkömmlichem Leder relativ nachhaltig. Er wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und ist damit ein natürlicher, nachwachsender Rohstoff, für den kein Baum gefällt werden muss.

Kork ist ein beinahe perfekter Naturstoff – darum werden zahlreiche Produkte aus ihm hergestellt.
Kork ist ein beinahe perfekter Naturstoff – darum werden zahlreiche Produkte aus ihm hergestellt. (Foto: CC0 Punlic Domain – Pixabay/ absolutvision; Corkor/ Avocadostore)

Wo du Produkte aus veganem Kork-Leder findest: In zahlreichen nachhaltigen Shops, regionalen Manufakturen oder online, etwa im Avocadostore. Hier gibt es zum Beispiel Kork-Flipflops, –Taschen, –Gürtel und mehr.

8. Teak: Leder aus Blättern

Teakleder besteht nicht aus Holz, wie man zunächst meinen könnte, sondern aus den Blättern des Teakbaums, der vor allem in Südostasien wächst. Diese Blätter sind sehr robust und werden unter anderem gerne zur Abdeckung von Dächern verwendet.

Auch die Modeindustrie hat Gefallen an dem widerstandsfähigen Material gefunden. Inzwischen wird aus Teakblättern durch eine spezielle Versiegelung mit Wachs wasserabweisendes und lange haltbares veganes Leder hergestellt.

Eine besonders schöne und einzigartige Lederalternative ist Teakleder, das aus den Blättern des Teakbaums hergestellt wird.
Eine besonders schöne und einzigartige Lederalternative ist Teakleder, das aus den Blättern des Teakbaums hergestellt wird. (Foto: Beleaf/ Avocadostore)

Dabei werden die Blätter auf Baumwollstoff gelegt, mit Wachs behandelt und anschließend zu einem festen Stoff gepresst, der Leder optisch sehr nahe kommt. Durch die individuellen Prägungen der Teakblätter ist jedes Stück Stoff unverwechselbar und besonders schön. Je nach Geschmack kann das Teakleder bei der Herstellung beliebig gefärbt und verarbeitet werden.

Die Produkte aus Blattleder von beleaf bekommst du zum Beispiel im Avocadostore, von Leaf Family direkt beim Hersteller

9. Trauben: mehr als nur Wein!

Veganes Leder aus Wein wird – ähnlich wie Apfelleder – aus den Überresten der Früchte hergestellt. In diesem Fall sind das die Rückstände der Weintraubenernte. Zutaten wie die Haut, Stiele und Samen von Trauben sowie ein bisschen Öl werden zu einem chemiefreien Lederersatz verarbeitet.

Auf die Herstellung des Weinleders hat sich zum Beispiel das Label Vegea aus Italien spezialisiert. Es verbindet die Fasern und Öle in einem Spezialverfahren dicht miteinander, bis sie zu einer lederartigen Oberfläche werden. Dabei handelt es sich allerdings um eine Art Biokunststoff, also um ein Polymer. Bei der Herstellung des Weinleders sollen allerdings keine schädlichen Chemikalien benötigt werden, viel Wasser ist für die Produktion ebenfalls nicht nötig.

Wo du Produkte aus veganem Wein-Leder findest: Aus Weinleder lassen sich – wie bei vielen anderen Lederalternativen – verschiedenste Produkte herstellen, zum Beispiel Schuhe, Taschen, Geldbörsen oder Möbel. Auch Mode aus Weinleder gibt es bereits – Vegea hat unter anderem mit der Modekette H&M kooperiert.

10. Papierleder aus Zellulose und Latex

Geldbeutel aus Papier mit Lederoptik kennen wir schon länger. Doch in letzter Zeit werden vegane Lederalternativen aus Papier im Bastel- und DIY-Bereich immer beliebter. Besonders bekannt ist die Marke SnapPap, die mit ihrem wasch- und bügelbaren Material wirbt. Dieses besteht aus einer Mischung aus Zellulose und Latex und wird in Deutschland hergestellt. SnapPap-Papier ist nicht FSC-zertifiziert, Produkte von Konkurrenten wie KORKundKULÖR dagegen schon.

Dieser Rucksack auf Papierbasis ist wasserfest und bietet eine Menge Stauraum.
Dieser Rucksack auf Papierbasis ist wasserfest und bietet eine Menge Stauraum. (Foto: Avocadostore/ Papero)

Wo veganes Leder aus Papier kaufen? Produkte aus Papierleder sind weit verbreitet. Willst du selbst kreativ werden, kannst du das Rohmaterial zum Beispiel bei Etsy oder Amazon bestellen. Fertige Geldbeutel, Laptophüllen, Taschen und Co. gibt es zum Beispiel beim Avocadostore – auch aus Kraftpapier ohne Latex-Anteil.

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English version available: What is Vegan Leather Made of?

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