Vorschlag: Wir kaufen unsere Weihnachtsgeschenke dieses Jahr mal nicht beim Online-Versandhändler mit Quasi-Monopol und fragwürdigen Arbeitsbedingungen. Stattdessen unterstützen wir beim Geschenkekauf kleinere Shops und die Menschen dahinter, die es verdient haben. So einfach geht’s!
Dieses Jahr war hart – und ist es immer noch. Wir tun gut daran, viel Zeit in den eigenen vier Wänden zu verbringen. Schließlich wollen wir unsere Gesundheit schützen – und die der Menschen um uns herum. Damit ist aber auch klar, wo dieses Jahr der Großteil der Weihnachtsgeschenke gekauft werden dürfte: im Internet nämlich. Der Onlinehandel freut sich jetzt schon auf Rekordumsätze.
Amazon dominiert den Onlineshopping-Markt
Davon profitieren werden aber vor allem die großen Player im Onlineshopping-Geschäft. Welche das in Deutschland sind, kann man den Umsätzen des letzten Jahres entnehmen. Mit weitem Abstand an der Spitze liegt Amazon mit fast 10,5 Milliarden Euro Umsatz, die 2019 im Bereich Onlineshopping in Deutschland erwirtschaftet wurden. Keine Überraschung, oder? Gefolgt wird der US-amerikanische Konzern von Versandhändler Otto (3,4 Mrd. Euro), der aber nur ein Drittel des Amazon-Umsatzes verzeichnet.
Auf Platz 3 folgen die zusammengehörigen Elektronikriesen MediaMarkt und Saturn (gemeinsam 1,8 Mrd. Euro), Zalando (1,6 Mrd. Euro) sowie der Marktplatz Ebay (1,3 Mrd. Euro), der allerdings im Unterschied zu den anderen Anbietern selbst keine Waren versendet.
Ergänzt man, dass der Gesamtumsatz im deutschen E-Commerce (laut Handelsverband Deutschland) auf rund 59 Milliarden Euro taxiert wird, bedeutet dass, dass mehr als jeder sechste Euro davon bei Amazon ausgegeben wurde. Kein Wunder, dass das mächtige US-Unternehmen für viele Menschen hierzulande quasi synonym ist mit Onlineshopping überhaupt.
Wie besinnlich Weihnachten im Warenlager wohl ist?
Die Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon, die immer wieder laut wird, wollen wir nicht im Einzelnen wiederholen. Wer sie nicht kennt, dem empfehlen wir die Reportage „Ausgeliefert!“ aus dem Jahr 2013 – sowie unzählige Presseberichte aus den letzten Jahren (als Einstieg kannst du die Presse-Suchmaschine Genios bemühen).
Unser Weihnachtskaufrausch bedeutet für Amazon-Mitarbeiter:innen und -Zusteller:innen, von denen inzwischen viele auf eigene Rechnung arbeiten, mit ziemlicher Sicherheit zahlreiche Überstunden in einem harten, nicht besonders gut bezahlten Job. Sollte nicht schon dieser Gedanke genügen, um nach Alternativen zu Amazon Ausschau zu halten?
Es gibt aber noch einen Grund: Da die Umsätze des US-Onlinehändlers von Jahr zu Jahr zunehmen, schickt sich Amazon an, die De-facto-Monopolstellung, die er ohnehin schon hat, noch weiter auszubauen. Monopole schaffen aber nicht nur Ungerechtigkeiten und gefährden die Vielfalt, sondern können auch zu überhöhten Preisen und einer ungesunden Machtkonzentration führen.
Kleine Läden vor Ort unterstützen
Jetzt aber zu den guten Nachrichten: Es gibt Alternativen. Und, ja, auch in Coronazeiten kannst du viele davon unterstützen, ohne dich unnötigen Risiken auszusetzen.
Normalerweise empfehlen wir an dieser Stelle, an den Handel vor Ort zu denken: der kleine Buchladen um die Ecke, das Fotofachgeschäft oder der Plattenladen im Viertel … Aber: Viele Menschen können und wollen zurzeit nicht im sogenannten stationären Handel einkaufen und bevorzugen es, über das Internet zu bestellen. Das ist nachvollziehbar und zurzeit auch oft sinnvoll.
Im Lauf des Jahres 2020 hat die FOM Hochschule für Oekonomie & Management über 46.000 Menschen telefonisch und face-to-face dazu befragt, was sie „gerne zu Weihnachten verschenken“. Wir nehmen die häufigsten Nennungen zum Anlass, um dir in den folgenden Absätzen Tipps zu geben, wie du deine Weihnachtsgeschenke dieses Jahr nachhaltiger im Internet bestellst.
1. Gutscheine
Etwas traurig, aber so sind die Ergebnisse nun mal: 50 Prozent der Befragten gaben an, zu Weihnachten gerne Gutscheine zu verschenken. Gutscheine können hervorragend sein, um etwa gemeinsame Erlebnisse zu verschenken. Das ist im Coronajahr aber nicht gerade einfach.
Reine Einkaufsgutscheine bzw. Gutscheinkarten hingegen finden wir etwas einfallslos, zumindest dann, wenn sie für Apple, Netflix oder eben Amazon sind. Besser hingegen: Verschenk einen Gutschein für einen kleinen, noch nicht so bekannten grünen Onlineshop! Dort kann sich der/die Beschenkte z.B. mit einem Zero-Waste-Starterset, einer schönen Trinkflasche oder plastikfreiem Badezimmer-Zubehör ausstatten.
Hier geht’s direkt** zu den Geschenk-Gutscheinen (ab 10 Euro) bei Avocadostore, Goodbuy, Laguna, Memolife oder My Little Steps. Viele weitere grüne Shops findest du hier – fast jeder davon bietet auch Geschenk-Gutscheine an.
2. Kosmetik & Körperpflege
In der erwähnten Umfrage gaben 45 Prozent der Befragten an, zu Weihnachten gerne Kosmetik und Körperpflege-Produkte zu verschenken. Wie praktisch, dass es gerade im Bereich (Natur-)Kosmetik so viele kleinere Onlineshops gibt, die alle nicht mit „A“ beginnen oder mit „zon“ aufhören. Dort findest du hochwertige Naturkosmetik-Geschenke von A wie Anti-Aging-Creme bis Z wie Zero-Waste-Zahnpflege.
Empfehlenswerte Onlinehops sind** beispielsweise BioNaturel, Ecco Verde oder PureNature, die alle mit einem breiten Sortiment an zertifizierter Naturkosmetik aufwarten. Auch Otto, der einzige halbwegs ernstzunehmende Amazon-Konkurrent, ist hier gut aufgestellt.
Welche Naturkosmetik-Marken in der Utopia-Community besonders beliebt sind? Antworten gibt unsere Bestenliste:
3. Spielwaren
Im Coronajahr möchte man möglichst viel Zeit mit der Familie verbringen. Kein Wunder, dass 44 Prozent der Befragten angeben, gerne Spielwaren zu verschenken. Alles, was uns zu guten Spielzeug-Geschenken wichtig ist, findest du in den folgenden vier Beiträgen – inklusive zahlreicher Shoppingtipps.
Klick einfach auf einen der folgenden Kästen, um mehr zu erfahren.
4. Bücher
42 % der Deutschen geben an, dass sie zu Weihnachten gerne Bücher oder Schreibwaren verschenken. Auch davon dürfte Amazon profitieren, der Konzern ist in Deutschland schließlich mit dem Verkauf von Büchern bekanntgeworden. Auf dem traditionellen Buchmarkt ist Amazon hingegen nicht gerne gesehen, weil der Onlineriese Druck auf Verlage ausübt und gerne die Buchpreisbindung aushebeln würde, um Bücher billiger anbieten zu können als die Konkurrenz.
Dabei ist es gerade beim Buchkauf ein Leichtes, nicht bei Jeff Bezos zu bestellen! Über genialokal.de beispielsweise kannst du dir deinen Wunschtitel kostenfrei in die nächste inhabergeführte Buchhandlung liefern lassen (bei der du natürlich auch einfach schnell anrufen kannst, um etwas zu bestellen).
Der soziale Buchhändler Buch7.de** hingegen liefert dir so gut wie jedes Buch versandkostenfrei nach Hause – und spendet 75 % (!) seines Gewinns. Über eine halbe Million Euro sind so laut Buch7.de bereits zusammengekommen. Da kann Amazon mit seinem Smile-Programm einpacken: Dort werden mickrige 0,5 % der Einkaufssumme gespendet.
5. Mode & Schmuck
Neben Uhren und Schmuck (42 Prozent) gaben 38 Prozent der Befragten an, dass sie gerne Bekleidung verschenken. Ob sie dabei an den selbstgestrickten Schal denken? An das berüchtigte Paar Socken? Die Utopia-Community ist sich einig: Faire, umweltfreundliche und stylishe Mode und Accessoires gibt’s vor allem bei diesen Shops und Marken:
Reinschauen lohnt sich – vielleicht machst du sogar ein Schnäppchen im (Weihnachts-)Sale. Wie meinen? Du hast die richtige Größe der/des Beschenkten gerade nicht parat? Kein Problem: Auch in grünen Modeshops gibt’s natürlich Geschenk-Gutscheine (siehe Punkt 1).
6. Elektronik
28 Prozent der Befragten verschenken gerne Elektrogeräte, 27 Prozent Kameras, 20 Prozent Computer. Tipps für den nachhaltigen Einkauf von Smartphones, Kameras, Laptops, Konsolen & Co. sind nicht einfach zu geben. Denn die Herstellungsbedingungen für Elektronik sind bei fast allen Herstellern mindestens fragwürdig. Rohstoffbeschaffung, Produktion und Entsorgung belasten die Umwelt, Menschen arbeiten häufig unter miserablen Bedingungen.
Wollen wir damit etwa sagen, dass der Neffe dieses Jahr kein neues Handy haben darf? Keineswegs! Quasi neue Technik kannst du beispielsweise „refurbished“ (d.h. professionell wiederaufbereitet) kaufen – oft nur für einen Teil des Originalpreises. Hier erfährst du mehr darüber: Warum gebrauchte Laptops und PCs besser sind.
Empfehlenswerte Anbieter in diesem Bereich sind beispielsweise Green Panda oder AfB Social & Green IT. Überdurchschnittlich nachhaltige Neugeräte (z.B. mit Blauem Engel) findest du u.a. bei Memolife oder Vireo. Auch Otto ist hier eine brauchbare Amazon-Alternative – wenn auch mitunter etwas teurer. Und weitere Hinweise findest du in diesem Artikel:
Und nun: Wünschen wir dir frohe, besinnliche, grüne und sichere Weihnachten 2020!
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