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Welttag der Meere: Immer mehr Plastik verseucht die Ozeane #WorldOceansDay

Ozeanplastik, PET-Flaschen oder Fischernetze sind recycelbar.
Foto: CC0 / Pixabay / adege

Am 8. Juni ‚feiern‘ wir den Internationalen Welttag der Meere. Hurra? Wohl kaum: Denn immer mehr Plastik verseucht die Ozeane, auch Überfischung wird zum Problem.

Bald verbringen viele von uns ihren Urlaub wieder an Bade-Sandstränden. Was nur wenigen bewusst ist, weil eben nur einmal im Jahr #WorldOceansDay ist: Die meisten Strände werden regelmäßig gereinigt, sonst wären sie alles andere als schön – sie wären Müllkippen.

Das kann jeder selbst sehen, wenn er an Orte ohne gepflegte Sandstrände fährt oder sich den Beitrag So sehen Traumstrände wirklich aus ansieht. Und Dreiviertel dieses Mülls in den Meeren besteht aus Plastik und Kunststoffen. Daran erinnern zum Welttag des Meeres zahlreiche Organisationen, allen voran die UN. Die wichtigsten Fakten:

  • 80 Prozent aller Verschmutzungen im Ozean stammen laut UN von Menschen an Land. Laut WWF ist Europa der zweitgrößte Plastik-Produzent der Welt (nach China).
  • Bis zu 12.700.000 Tonnen Plastik pro Jahr landen laut verschiedenen Schätzungen im Ozean, was verheerende Auswirkungen auf die Tierwelt, die Fischerei und den Tourismus hat.
  • 1 Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger sterben laut UN jährlich wegen Plastikmüll.
  • 8 Milliarden US-Dollar Schaden an marinen Ökosystemen gehen laut UN auf Plastik zurück.
  • Fische essen Plastik – und wir essen den Fisch. 18 Prozent der Thunfische und Schwertfische im Mittelmeer haben laut WWF Plastik im Magen, vor allem Zellophan und PET.
  • Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird es Schätzungen zufolge im Jahr 2050 mehr Plastik in unseren Ozeanen geben als Fisch, so der WWF in seinem Bericht Plastikfalle Mittelmeer.
  • Wissenschaftler:innen schätzen, dass bis 2050 fast jeder Meeresvogel Plastikteile im Magen haben wird, wenn die Entwicklung so weitergeht.
  • Mehr als 90 Prozent der Plastikabfälle sinken auf den Meeresboden.

Jährlich fast 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle im Meer

„Unsere Meere verkommen zum Plastikendlager“, beklagt Greenpeace-Meeresexpertin Dr. Sandra Schoettner. Und der Begriff ‚Endlager‘ ist wörtlich zu nehmen, denn Plastik verschwindet nicht: Eine Plastiktüte braucht bis zu 500 Jahre um zu verrotten, stabilere Plastikgegenstände viele Tausend Jahre, um sich aufzulösen.

Nicht nur am Welttag der Meere sollte man sich daran erinnern: Der Plastikmüll ist für Meeresbewohner eine Gefahr; Delfine, Meeresschildkröten oder Fische verfangen sich zum Beispiel in alten Netzen und sterben qualvoll, ein Wal hatte 30 Plastiktüten im Magen. Laut WWF sind allein im Mittelmeer mindestens 134 verschiedene Tierarten von marinem Plastikmüll betroffen.

Aktivistin mit Plastikmüll – Welttag der Meere
Aktivistin mit Plastikmüll – Welttag der Meere (© Bente Stachowske / Greenpeace)

Kunststoffe werden innerhalb von mehreren hundert Jahren zwar zerrieben und daher scheinbar unsichtbar, doch in Form von Kleinstpartikeln (siehe Mikroplastik-Definition) existiert der Kunststoff weiter. Jedes noch so kleine Stück Kunststoff, das unsere Industrien seit den ersten Tüten der 1950er-Jahre produziert haben und das ins Meer gelangte, schwimmt noch heute darin.

Lies dazu:

Welttag der Meere kämpft für die Ozeane

Welttag der Meere: am 8. Juni! #worldoceansday
Welttag der Meere: am 8. Juni! (© worldoceansday.org)

Am Welttag der Meere sollte man sich klar machen: An Plastik sammeln sich nicht nur Algen, sondern auch Schadstoffe, die sich um die Mikroplastikteile herum konzentrieren. Vieles Plastik ist auch selbst giftig, enthält hormonelle Wirkstoffe oder Weichmacher, die langsam ins Wasser austreten.

Meerestiere aller Art essen dieses Plastik und verenden daran direkt (tödliche Verstopfung, Strangulation) oder indirekt (durch die Gifte). Und am Ende essen wir den Fisch, der voller Plastik steckt.

Lies auch:

Themen des #WorldOceansDay: Plastik im Meer, Mikroplastik im Ozean

Übrigens: Mikroplastik versteckt sich in zahlreichen Artikeln des Alltags. Sonnencremes, Duschgels, Körperlotionen – sie alle enthalten in sehr vielen Fällen flüssiges Mikroplastik. Wir schmieren uns und unsere Kinder damit ein, und am Ende waschen wir es uns von der Haut und es landet im Wasserkreislauf.

Am Welttag des Meeres sollten wir uns klarmachen: Wegen allzu industriefreundlicher Deklarationsvorschriften sind flüssiges Plastik und Mikroplastik nur schwer zu erkennen – lies dazu auch:

Weitere Quelle für Mikroplastik: Kunststofftextilien, allen voran die beliebten Fleece-Textilien. Was sich für uns weich, warm und flauschig anfühlt, hinterlässt bei jedem Waschen über 1900 Plastikfasern ins Wasser. Da hilft es auch nicht, wenn diese Kleidung aus PET-Flaschen recycelt wurde.

Auch außerhalb des Welttag der Meere können wir alle Plastik vermeiden – lies dazu unsere Tipps:

Überfischung der Meere

Auch die Überfischung der Meere ist ein Problem. „Heute sind mehr Menschen als jemals zuvor auf Fisch als primäre Proteinquelle angewiesen“, so Thilo Maack, Meeresexperte bei Greenpeace. „Die Welternährungsorganisation spricht von fast zwei Milliarden Menschen. Doch die vormals für unerschöpflich gehaltene Nahrungsquelle ist in Gefahr, immer mehr Speisefischbestände sind überfischt oder stehen kurz davor. Allein in den europäischen Gewässern betrifft dies fast 90 Prozent der Bestände.“

Auch der WWF bewertet 31 Prozent der weltweiten Fischbestände als überfischt. Fangquoten für viele Bestände liegen oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen, unerwünschter Beifang landet im Netz und geht tot und ungenutzt wieder über Bord. Nicht zuletzt der EU mangelt es weiterhin an einem konsequent nachhaltigen Fischereimanagement – trotz der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP). 58 Prozent der Fischbestände gelten aktuell als bis an die Grenzen befischt. Im Mittelmeer sind sogar 80 Prozent der Fischbestände überfischt.

Welttag der Meere #worldoceansday
Welttag der Meere #worldoceansday (© worldoceansday.org)

„Auch wenn wir seit der GFP-Reform Fortschritte verzeichnen, setzen wir die darin definierten Ziele längst nicht konsequent und zügig genug um. Die EU muss nun politische Führungsstärke beweisen und ihre eigene Gesetzgebung einhalten“, fordert Nina Wolff, Leiterin der Fisch-Kommission bei Slow Food Deutschland. Sie weist zugleich auf die Handlungsspielräume der Verbraucher hin. „Ein jeder von uns, der die Grenzen der Ökosysteme ignoriert und seinen Fischkonsum nicht kritisch hinterfragt, ist ein kleiner Überfischer. Verbraucher sollten zu Arten greifen, die sich schneller erholen, sich der legalen Herkunft ihres Fischs versichern und ebenso wie bei landwirtschaftlichen Nutztieren nicht nur die edlen Teile, sondern möglichst viel vom Tier genießen“, so Wolff. Lies dazu auch den Fischratgeber der Verbraucherzentrale.

Weiterlesen auf Utopia.de:

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