Der Pharmakonzern Bayer muss in den USA zwei Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen: Ein Ehepaar hatte geklagt, weil es Glyphosat für seine Krebserkrankung verantwortlich macht. In der EU ist Glyphosat noch bis mindestens 2022 zugelassen. Fünf Dinge, die du jetzt gegen Glyphosat tun kannst.
Alva und Alberta Pilliod aus der amerikanischen Kleinstadt Livermore haben auf ihrem Grundstück seit 1975 regelmäßig den Unkrautvernichter „Roundup“ versprüht. Beide sind an einer Blutkrebsart erkrankt. Das Ehepaar geht davon aus, dass es wegen dem Glypohsat krank geworden ist.
Ein Gericht in den USA gab den beiden Amerikanern Recht: Am Dienstag gewannen sie ihren Prozess gegen Bayer. Der Pharmariese muss den Pilliods zwei Milliarden Dollar Schadensersatz zahlen. Das Urteil und vor allem die hohe Geldsumme ist eine kleine Sensation.
Auch wenn Glyphosat im Verdacht steht, krebserregend zu sein: Es ist das am häufigsten eingesetzte Pestizid weltweit. Auch bei uns wird es verwendet. 2017 hat die EU die Zulassung von Glyphosat um fünf Jahre verlängert. Wenn die Politik das Pflanzengift nicht verbietet, bleibt nur eins: selbst aktiv werden. Was du tun kannst:
1. Essen ohne Glyphosat: Kaufe Bio
Konventionell bewirtschaftete Lebensmittel sind oft mit Pestiziden belastet. Immer wieder werden auch Rückstände von Glyphosat in Lebensmitteln gefunden – zum Beispiel in Tee, Honig oder Bier. Beim Anbau und der Produktion von Bio-Lebensmitteln dürfen die Betriebe hingegen keine chemisch-synthetischen Pestizide verwenden – also auch kein Glyphosat.
Zwar wurden in der Vergangenheit auch vereinzelt Glyphosatrückstände in Bio-Lebensmitteln gefunden. Dies geschieht aber nur, wenn das Pestizid z.B. von benachbarten konventionellen Feldern auf Bio-Getreide übertragen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass in Bio-Produkten Glyphosat-Rückstände sind, ist trotzdem deutlich geringer. Wenn du Bio kaufst, unterstützt du mit deinem Geld außerdem die ökologische Landwirtschaft, die absolut gegen Glyphosat ist. Wenn du auf der sicheren Seite sein willst, kaufe also lieber Bio-Produkte.
2. Steig bei einer solidarischen Landwirtschaft ein
Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) bedeutet: Eine Gruppe von Menschen verbindet sich langfristig mit einem Hof, finanziert gemeinsam dessen jährliche Kosten und bekommt dafür im Gegenzug einen Ernteanteil. Das bedeutet nicht nur Unabhängigkeit von zentraler Supermarktvermarktung, sondern auch: die Gemeinschaft entscheidet, wie angebaut wird. Viele Projekte der solidarischen Landwirtschaft betreiben darum Öko-Landwirtschaft – und wir würden uns schon sehr wundern, wenn eine SoLaWi Glyphosat auf ihre Äcker kippt.
3. Pflanze mehr selber
Wer selber anbaut, weiß, was auf den Teller kommt. Wenn du dein eigenes Obst und Gemüse anpflanzt hast du in der Hand, ob und welche Mittel gegen Unkraut mit deinen Lebensmitteln in Berührung kommen. Ein großer Garten ist hier natürlich von Vorteil – wer keinen eigenen Garten hat, kann sich auch an Gemeinschaftsgärten beteiligen.
Bei bestimmten Pflanzen reicht aber auch ein Pflanzenkasten auf dem Balkon oder Fensterbrett. Mehr Tipps und Informationen:
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4. Glyphosat: Überzeuge Supermärkte und Unternehmen
Als Konsumenten haben wir Einfluss auf Unternehmen und Supermärkte. Ob über den Kundenservice, per E-Mail oder über soziale Medien – lass die Supermärkte, Verbände und Konzerne wissen, was du von Glyphosat hältst.
Wenn die Supermärkte und Co. merken, wie viele ihrer Kunden gegen Glyphosat sind, unternehmen sie vielleicht selbst etwas gegen das Mittel – auch ohne offizielles Glyphosat-Verbot. Dass das funktionieren kann, zeigt das Beispiel der Molkerei Berchtesgadener Land: Ein Zulieferer der Molkerei hatte sein Feld mit Glyphosat behandelt. Nach Protesten von Konsumenten beschloss Berchtesgadener Land, Glyphosat für seine Zulieferer komplett zu verbieten. Rund 1800 Landwirte dürfen das Unkrautvernichtungsmittel damit nicht mehr einsetzen.
5. Übe Druck auf die Politik aus
Lass dich nicht entmutigen und unterschreibe weiterhin Petitionen gegen Glyphosat, vor allem solche, die sich an lokale politische Entscheidungsträger richten. Die einzelnen Städte und Kommunen einen gewissen Spielraum und können das Mittel zumindest einschränken. Die Stadt Dachau etwa verbietet Glyphosat auf städtischen Ackerflächen. Dresden hat das Unkrautvernichtungsmittel immerhin aus Parks, Spielplätzen, Friedhöfen und Straßenrändern verbannt.
In Südtirol ist ein Dorf sogar noch einen Schritt weiter gegangen: In Mals gelang 2014 die europaweit erste erfolgreiche Volksabstimmung gegen den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft – 2377 Malser wollen kein Gift mehr in ihrem Dorf.
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