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Job Crafting: Eine Alternative zum Kündigen?

Job Crafting: Warum Kündigen nicht immer die beste Option ist
Foto: CC0 Public Domain - Pexels/ Andrea Piacquadio

Job Crafting soll eine Alternative zur Kündigung bieten. Das Konzept sieht vor, dass unzufriedene Angestellte selbst aktiv etwas an den Arbeitsbedingungen ändern. Ein Coach gibt Tipps, wie man dabei vorgeht.

Jede:r Fünfte ist im Job unzufrieden oder würde gerne kündigen, wie aus einer repräsentativen Umfrage des ZDF vom März 2023 hervorgeht. Das ist keine gute Bilanz für deutsche Arbeitgeber. Doch Coach Christian Thiele rät gegenüber Zeit Online davon ab, vorschnell zu kündigen – und stattdessen Job Crafting zu betreiben.

Das Konzept, über das er ein Buch geschrieben hat, sieht Folgendes vor: Wer mit dem Arbeitsplatz unzufrieden ist, soll diesen selbst so gestalten, dass er den eigenen Anforderungen entspricht. Das setzt aber voraus, dass Arbeitgeber ihre Angestellten ernst nehmen.

„In den meisten Fällen lässt sich der eigene Job verändern“

„In den meisten Fällen lässt sich der eigene Job verändern“, erklärt Thiele. Vor der Kündigung solle man sich deshalb fragen, was einem bei der aktuellen Stelle fehlt beziehungsweise was sich verbessern müsste. Und anschließend prüfen, ob es wirklich unmöglich sei, diesen Bedürfnissen auf der aktuellen Stelle näher zu kommen.

Der Coach rät auch zum Gespräch mit Führungskräften. „Angestellte sind momentan in einer guten Verhandlungsposition“, findet Thiele. „Viele Unternehmen suchen Personal und wollen wegen des Fachkräftemangels keine Angestellten verlieren. Das heißt, gute Chefinnen und Chefs hören zu und wollen Lösungen finden.“

Nach diesem Gespräch könne das Job Crafting beginnen, dabei soll der eigene Job „optimiert und verändert“ werden. Für diesen Prozess stellt der Coach verschiedene Methoden vor.

Zettel-Methode und die „drei Dimensionen des Job Craftings“

Wer seinen Job verändern möchte, muss zunächst herausfinden, was man sich wünscht – und was einen stört. Dafür braucht man laut Thiele nur zehn Klebenotizen, ein DIN-A4-Blatt und einen Stift.

Auf die Notizzettel soll man dann jeweils eine Aufgabe notieren, die man in den vergangenen zwei Wochen erledigt hat. Auf das große Blatt malt man einen Graphen mit einer x- und einer y-Achse – man unterteilt das Blatt also in vier Abschnitte. Die x-Achse stellt dabei die Zeit dar, die man für die Aufgaben braucht, und die y-Achse die Energie, die man dafür aufwenden muss.

„Ganz unten bedeutet: Man hat viel Energie aufgewandt, oben, dass man Energie daraus gezogen hat“, erklärt der Experte. „Der linke Teil der x-Achse steht für wenig Zeit, der rechte für viel.“ Nun klebt man die Aufgaben in den Bereich des Graphen, den man damit verbindet. Dann sieht man auf einen Blick, wie viele und welche Aufgaben man als langwierig und anstrengend empfindet – und kann dort ansetzen. Der Coach empfiehlt, sie möglichst ein Stück weit zu reduzieren.

Zum Beispiel könnten Angestellte Aufgaben oder Zuständigkeiten mit Kolleg:innen tauschen oder Fortbildungen absolvieren, um neue Arbeitsschritte zu lernen. Laut Thiele könne man dies oft informell lösen, ohne das Einbeziehen einer Führungskraft. „Das kann ganz schnell gehen“, verspricht der Coach.

Wem die Zettel-Methode zu aufwändig ist, hat auch andere Möglichkeiten. Thiele verweist unter anderem auf die „drei Dimensionen des Job Craftings“. Arbeitnehmer:innen sollten sich klar werden, wann sie morgens beginnen wollen, wie viele Stunden sie arbeiten möchten, welche Aufgaben sie gerne machen und welche nicht, mit wem sie gerne zusammenarbeiten und schließlich, was sie mit ihrem Job erreichen und bewirken wollen. Dann weiß man, in welche Richtung man den eigenen Job weiterentwickeln will.

Job Crafting darf nicht missverstanden werden

Job Crafting soll Arbeitnehmer:innen dazu motivieren, ihre Arbeitsbedingungen selbst zu verbessern. Doch dürfe das Konzept auf keinen Fall missverstanden werden, warnt Thiele. „Also dass schlechte Arbeitsbedingungen normal sind und der Einzelne dafür verantwortlich ist, sie für sich zu ändern.“ Ihm zufolge brauche es sowohl Betriebsräte, Gewerkschaften und Arbeitgeber:innen, die für gute Arbeitsbedingungen sorgen, als auch Angestellte, die sich klar werden, was sie darüber hinaus verbessern wollen.

Es sei zum Beispiel entscheidend, dass Arbeitgeber:innen das Miteinander fördern. Und dass die Kompetenzen der Arbeitnehmer:innen gefragt sind, und ihnen das Gefühl vermittelt wird, wichtige Arbeit zu leisten. Ein Stück weit könne man aber auch selbst dazu beitragen, zum Beispiel durch Reflexion. Man könne etwa immer mal wieder überlegen, was man in einem bestimmten Zeitraum erreicht hat und wo man sich weiterentwickelt hat.

Verwendete Quellen: ZDF, Zeit Online

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