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Klimawandel bringt „ganz, ganz komische Phänomene“ hervor

Wald
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay - Reto Gerber

Die milden Temperaturen diesen Winter gehen am Wald nicht unbemerkt vorbei. Ein Förster erklärt, warum Bäume gerade im milden Frühling und Winter vertrocknen und welche Phänomene sich außerdem zeigen.

Diesen Winter ist das Wetter äußerst mild. Was das für die Bäume bedeutet, erklärt Forstamtsleiter Axel Henke gegenüber dem Deutschlandfunk. Die Auswirkungen der klimatischen Bedingungen „treffen den Wald so schnell, dass er sich einfach noch nicht anpassen kann“, erklärt Henke. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald seien „ganz, ganz komische Phänomene, die auftauchen“, so Henke.

Bäume vertrocknen an warmen Tagen

Als ein Beispiel nennt der Förster Douglasien, die im Frühling 2022 vertrocknet sind. Nachts habe es frostige Temperaturen gegeben, dazu sei der Boden vereist gewesen. Tagsüber aber kam die Sonne zum Vorschein. Die Bäume haben dem Förster zufolge tagsüber Photosynthese betrieben, konnten aber nachts kein Wasser aus dem Boden ziehen, da dieser gefroren war. So sterben junge Triebe wieder ab.

Ein ähnliches Phänomen wie im Frühjahr passiere ihm zufolge nun auch im Winter. Er beobachte, dass Douglasien und Fichten diese Warmphasen nutzen, indem sie bereits in der jetzigen Zeit Photosynthese betreiben. Allerdings sieht Henke darin auch Probleme, denn die Bäume könnten durch eine Kaltfront Schwierigkeiten mit dem Stoffwechsel bekommen.

Diese Auswirkungen auf den Wald müssen laut Henke noch weiterhin beobachtet werden. „Wir sind am Anfang, wir lernen aus den Effekten“, so der Förster. Dem Experten zufolge haben 50 Prozent der Fichten in Sachsen neue Triebe entwickelt. Er wisse jedoch nicht, ob diese Triebe nun verholzen oder einen Pilz bilden. Eine andere Möglichkeit laut Henke: Bäume könnten in der Zukunft „ihre Vegetationsperioden im Frühjahr und im Herbst haben, so wie die mediterranen Wälder.“

Zustand in den Wäldern durch frühere Schädigungen beeinflusst

Doch nicht nur die milden Winter machen dem Wald zu schaffen. „Die Klimakatstrophe, die auf unseren Wald einwirkt, wird noch potenziert mit vorangegangenen Schädigungen des Waldes“, so Henke. In den 80er Jahren erlitt der Wald laut Experten ein enormes Waldsterben durch Säuren. Schwefelsäue und Stickstoff bilden zusätzliche chemische Stressfaktoren. Zudem gebe es momentan so viel Rehwild und Hirsche wie nie zuvor, die Bäume beschädigen.

„Das ist eine Katastrophe, die menschengemacht ist“, so Henke. Um diese zu bewältigen, müsse allerdings gesetzlich und von Seiten der Jägerschaft und Forstwirtschaft intensiv daran gearbeitet werden, fordert der Experte.

Angesichts der Klimakrise und der teils dramatischen Situation der Wälder fordern Umweltschützer:innen eine nachhaltige Forstwirtschaft. Dabei geht es unter anderem um die Fragen, welche Baumarten gepflanzt und wie viele Bäume gefällt werden. Außerdem beschäftigen sich Verfechter:innen damit, wie mit Totholz verfahren und wie auf sich verändernde Wildtierpopulationen reagiert werden soll. Natur- und Klimaschützer:innen fordern zudem, mehr Waldflächen unter Schutz zu stellen und menschliches Eingreifen weitgehend zu reduzieren. 

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