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Krill-Fang in der Antarktis: Grund dafür „ist das Verrückteste der Geschichte“

Krill-Fang in der Antarktis: Grund dafür „ist das Verrückteste der Geschichte"
Foto: Sophie Webb/NOAA

Krill sind kleinste Meerestiere – doch sie können einen großen Einfluss auf Ökosysteme haben. In der Antarktis werden sie nun im großen Stil gefangen. Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd fürchtet Konsequenzen. Der Grund für die Jagd auf Krill sei „verrückt“.

Die Umweltschutzorganisation Sea Shepherd setzt sich gegen illegale Fischerei, Überfischung und Meeresverschmutzung ein. 2024 sendete sie ein Schiff ins Südpolarmeer, um industrielle Krillfischerei zu dokumentieren und die Zerstörung von Ökosystemen dadurch öffentlich zu machen – das erklärt die Organisation auf ihrer Webseite.

Peter Hammarstedt, ein führender Aktivist und Kapitän des Schiffs, berichtet gegenüber dem Onlinemagazin GEO von seinen Beobachtungen. Außerdem geht er auf die Hintergrunde der Krillfischerei ein.

Krillfang wegen Produkten, „die niemand braucht“

Krill wird auch als „Leuchtgarnele“ bezeichnet. Es handelt sich um kleine Krebstiere, die zahlreichen Arten als Nahrung dienen. Der Mensch fängt sie jedoch, um Produkte daraus zu machen, „die eigentlich niemand braucht“, findet Hammarstedt. „Das ist das Verrückteste der Geschichte.“ Der Sea-Shepherd-Kapitän nennt Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren, ein Zusatzstoff für LachsFuttermittel und perspektivisch auch Hunde- und Katzenfutter.

Der Lachsfutterstoff sei nur für eine schöne Färbung des Fleisches von Fischen aus Aquakultur wichtig, erklärt der Aktivist gegenüber GEO. Denn erst durch eine Ernährung mit Krill wird das Fleisch von Wildlachs rosa – Zuchtlachs sei sonst oft grau gefärbt. Und Nahrungsergänzungsmittel könnte man auch aus pflanzlichen Alternativen gewinnen, behauptet der Umweltschützer.

Wie die Verbraucherzentrale schreibt, enthalten Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel neben Krill- und Fischöl oft auch Pflanzenöle, zum Beispiel aus Leinsamen oder Perilla. Auch aus Mikroalgen gibt es Präparate – ob man Algen als pflanzliches Lebensmittel einstuft, ist jedoch Definitionssache. Ob sich sämtliche relevante Omega-3-Fettsäuren aus Fisch mit pflanzlichen Quellen substituieren lassen, ist umstritten. Die Datenlage ist aktuell noch lückenhaft, aber vorhandene Studien deuten darauf hin, dass Mikroalgenöl eine Alternative zu Fischkonsum darstellt. Mehr Informationen liefert folgender Utopia-Ratgeber: Algenöl als Omega-3-Quelle: Die vegane Alternative zu Fisch?

„Wahnsinn“: 130-Meter-Schiffe jagen Krill

Aktivist Hammarstedt ist seit 20 Jahren immer wieder in der Antarktis im Einsatz. Er fürchtet die Auswirkungen, der industriellen Krillfischerei: Auch wenn Krill in der Antarktis in großen Mengen vorhanden sei, würde die Fischerei durch Trawler – also spezielle Schiffe für die Hochseefischerei – einen großen Schaden verursachen. Dem Kapitän zufolge sind die Trawler in der Antarktis circa 130 Meter lang, das Fangvolumen entspräche zwei olympischen Schwimmbecken.

Es ist Wahnsinn, dass zwölf oder 14 Supertrawler aus Norwegen, China, Russland, der Ukraine und Südkorea bis ans Ende der Welt fahren, um diese Schlüsselart zu verfolgen“, findet Hammarstedt. Eine Schlüsselart ist eine Spezies, die die Artenvielfalt in einem System unverhältnismäßig stark beeinflusst.

Krillfischerei nicht illegal – Sea Shepherd will Meeresschutzgebiet

Krill stelle die Grundlage für das Ökosystem im antarktischen Meer dar. „Es gibt keine einzige Spezies hier, die nicht direkt oder indirekt vom Krill abhängig ist“, erklärt der Aktivist und nennt Wale, Pinguine und Robben als Beispiele. Weil die Krebstiere seltener werden, würden etwa Pelzrobben zunehmend dünner und die Zügelpinguinpopulation schrumpfen. Buckelwale würden schon jetzt vermehrt nicht genug Futter finden, um sich zu vermehren.

Trotzdem sei die Jagd auf die Krebstiere nicht illegal – bisherige Vorschläge für Meeresschutzgebiete  in der Antarktis wurden durch Russland und China blockiert, kritisiert der Umweltschützer. Sea Shepherd will durch Dokumentation der Schäden ein Umdenken erreichen und Verbraucher:innen sensibilisieren. Sie sollten etwa Produkte mit Krillöl meiden. Ist die Zutat enthalten, wird sie auf der Verpackung aufgelistet.

Doch nicht nur die Jagd macht dem Krill zu schaffen. Hammarstedt weist darauf hin, dass auch die Klimakrise Populationen in der Antarktis dezimieren wird. „Fachleute schätzen, dass die Menge der Krebstiere in der Antarktis sich bis zum Jahr 2100 allein aufgrund der steigenden Temperaturen halbieren wird“, erklärt er.

Verwendete Quellen: Sea Shepherd, GEO, Verbraucherzentrale

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