Utopia Image

„Menstruationsurlaub“: Spanien bringt Gesetzentwurf ins Rollen

Erster Menstruationsurlaub in der EU?
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - cottonbro

Spanien könnte das erste Land in der EU sein, in dem Menstruierende drei bis fünf zusätzliche freie Tage während ihres Zyklus erhalten. Am Dienstag wurde über den Gesetzentwurf diskutiert.

Koliken, Schwindel und Erbrechen können begleitende Beschwerden sein, die Menstruierende während ihrer Periode erleben. Die Symptome können so stark sein, dass die Betroffenen nicht mehr arbeiten können. In Spanien wurde am Dienstag ein Gesetzesentwurf vorgestellt, durch welchen Menstruierende bis zu fünf zusätzliche freie Tage pro Monat bekommen könnten. Nun muss die Regelung noch vom Parlament abgesegnet werden.

Drei bis fünf Tage „Menstruationsurlaub“

Die Menstruation soll im Gesetz als Teil des Rechts auf Gesundheit gelten. Wie die spanische Tageszeitung El País berichtete, können sich also Betroffene für drei Tage krankschreiben lassen. Die Zeit kann auf fünf Tage ausgeweitet werden für Menschen, die arbeitsunfähige Phasen haben. Obwohl das Konzept unter dem Namen „Menstruationsurlaub“ bekannt ist, sollen in Spanien die Maßnahmen nur unter ärztlicher Aufsicht geschehen.

Wir haben den derzeit gängigen Begriff „Menstruationsurlaub“ bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil wir diesen kritisch sehen. Urlaub klingt nach angenehmer Zeit und nicht nach dem, worum es geht: Tage, an denen Menstruierende nicht arbeitsfähig sind, weil sie Schmerzen und andere körperliche Beschwerden haben.

Spanien wäre damit das erste Land in der EU, das eine solche Regelung einführen würde. In Japan, Südkorea, Taiwan, Indonesien und Sambia herrschen bereits ähnliche Formen von „Menstruationsurlaub“.

Außerdem ist laut El País im Gesetzesentwurf festgehalten, dass Bildungseinrichtungen, soziale Dienste und Gefängnisse kostenlose Hygieneartikel anbieten. Nach und nach sollen alle öffentlichen Einrichtungen bei dieser Maßnahme ebenfalls nachziehen. Die Mehrwertsteuer soll für bestimmte Hygieneartikel abgeschafft werden. Zudem sollen hormonelle Verhütungsmittel, auch die mit Langzeitwirkung und die Pille danach, von öffentlichen Geldern finanziert werden.

„Menstruationsurlaub“ auch in Deutschland?

Seit Jahren wird auch in Deutschland über „Menstruationsurlaub“ diskutiert. Menstruation ist keine Krankheit. Daher, und aus Angst vor einer Stigmatisierung, haben laut der gynäkologischen Privatpraxis Ströhlein.Pflanz Betroffene Hemmungen vor einer Krankschreibung. Auf ihrer Webseite schreiben die Ärzt:innen, dass vielmehr die Begrifflichkeiten das „Problem“ seien. Denn umgangssprachlich wird von Krankschreibung gesprochen, der korrektere Begriff sei allerdings Arbeitsunfähigkeit beziehungsweise Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Daher sind die Ärzt:innen der Meinung, Menstruierende mit Beschwerden müssten sich auch in Deutschland eigentlich nicht bei der Arbeit quälen.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: