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„Period Flu“: Das passiert im Körper während des Zyklus

Period Flu
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Kelly Sikkema

Bauch- und Kopfschmerzen sind während des Zyklus typische Symptome. Manche Menschen leiden während der Menstruation zusätzlich unter Erkältungs- und Allergiesymptomen. Verstärkte Hormonbildung ist dabei ein wichtiger Faktor.

Viele Beschwerden während der Monatsblutung sind allgemein bekannt: Spannende Brüste, Bauch- oder Kopfschmerzen sowie Durchfall. Jedoch kommt bei einigen Menstruierenden die sogenannte „Period Flu“ dazu – der Körper entwickelt Erkältungssymptome wie Husten, Halskratzen und Niesen. 

Die Gynäkologin, Autorin und medizinische Influencerin Judith Bildau erklärt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) was die körperlichen Ursachen für ein Krankheitsgefühl während des Zyklus sein können. Sie identifiziert die Gründe für das Auftreten von verschiedenen Symptomen.

Höhere Empfänglichkeit für Infekte

Der Hormonhaushalt von menstruierenden Personen durchläuft während der Periode hohe Schwankungen, so die Gynäkologin. Wenn keine Schwangerschaft eintrete, werde die Produktion der Hormone Progesteron und Östrogen zum Zyklusende hin niedriger.

Die Hormonschwankungen können sich auf die Immunabwehr auswirken, sagt die Expertin. Das müsse nicht bei allen Menstruierenden die gleichen Auswirkungen haben. „Bei vielen sorgt der Hormonabfall aber für eine gedrosselte Immunabwehr“, erklärt Bildau. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit für Infekte wie Erkältungen.

Verstärktes Auftreten von Allergien

Das verstärkte Auftreten von Allergien während des Zyklus sei medizinisch nachweisbar, aber bei vielen Menstruierenden nicht bekannt, so Bildau. Sie stellt fest, dass menstruierende Personen vor allem kurz vor dem Eisprung und während der zweiten Hälfte des Zyklus bis zur Blutung „Probleme mit Allergien“ haben.

Bei allergischen Reaktionen werden ungefährliche fremde Stoffe vom Körper als Bedrohung wahrgenommen, wie die Gynäkologin erklärt. Deswegen werden Alarmmechanismen im Körper ausgelöst. Dabei kommen den Mastzellen, die zu den Immunzellen gehören, eine besondere Bedeutung zu: Sie sollen die vermeintliche Gefahr abwehren. Die Mastzellen befinden sich Bildau zufolge in verschiedenen Organen, wie Darm, Magen oder Leber – viele sind aber auch in den Eierstöcken und der Gebärmutter. Sie heften sich dabei an die harmlosen fremden Stoffe an und produzieren Histamin. Die Überproduktion von Histamin führe zu Entzündungsreaktionen wie brennenden Augen, Hustenreiz, Niesen, laufender Nase, Juckreiz im Rachen oder Atemnot. Durch Antihistaminika können Allergiker:innen laut der Medizinerin den Symptomen entgegenwirken. 

Aber nicht nur Tierhaare oder Pollen können eine verstärkte Histaminproduktion hervorrufen. Laut Bildau ist auch das Hormon Estradiol für eine verstärkte Histaminproduktion verantwortlich. Dieses werde während verschiedenen Phasen des Zyklus produziert. Außerdem schwäche Estradiol das Enzym DAO, das Histamine wieder abbaut. Histamin wiederum stärkt die Estradiolausschüttung und lässt einen Teufelskreis entstehen, so die Expertin.

Unverträglichkeit von Histaminen und Überproduktion von Histaminen

Trotz histaminarmer Ernährung haben manche Menschen Beschwerden während der Menstruation, sagt Bildau. Der Zyklus wirke sich nämlich auch auf den Histaminspiegel aus. Eine Histaminintoleranz ist eine Stoffwechselstörung, äußert sich aber ähnlich wie eine Allergie: So gehören Schnupfen, eine verstopfte Nase, Niesen und Asthma zu den gängigsten Symptomen. Weitere Symptome können Hautausschlag, geschwollene Augenlider, Magen-Darm-Beschwerden oder Blähungen sein.

Durch eine höhere Ausschüttung von Estradiol dockt das Hormon auch häufiger an die Mastzellen an – und produziert damit Histamin. Histaminabbau erfolgt durch Enzyme im Darm. Der Abbau ist bei Menschen mit Histaminintoleranz aber gestört. Eine Ansammlung von Histamin im Körper ist das Resultat. Da viele Mastzellen in Gebärmutter und Eierstöcken liegen, können Betroffene von Histaminintoleranz auch schwerere Menstruationsbeschwerden oder das Pre-Menstrual-Syndrome (PMS) entwickeln, erklärt Bildau gegenüber dem RND. 

Wie kann man den Krankheitssymptomen entgegenwirken?

Laut Bildau gibt es kein allgemeines Heilmittel gegen die Symptome der „Period Flu“. Die genaue Dokumentation der Symptome, zum Beispiel durch Zyklus-Apps oder auf analoge Weise, sei wichtig. Asthmatiker:innen sollten in dieser Zeit immer ein Asthmaspray dabeihaben, rät die Expertin. Außerdem sollten Personen mit Pollenallergie, die viel an der frischen Luft sind, Antihistaminika bereithalten.

Menstruierenden Personen mit einer Histaminintoleranz sollten verstärkt auf eine histaminfreie Ernährung achten, sagt die Gynäkologin. Außerdem sollten Personen in den Wechseljahren besonders auf Symptome einer Histaminunverträglichkeit achten, da in diesem Zeitraum die Produktion von Progesteron zurückgeht und Östrogen im Körper dominiert. Östrogen führt zu einer größeren Ausschüttung von Histamin. Dem kann durch die Einnahme von Progesteron entgegengewirkt werden, empfiehlt die Medizinerin. 

Die Infektanfälligkeit könne durch ausreichend Schlaf und viel Bewegung an der frischen Luft reduziert werden, empfiehlt Bildau. Außerdem solle Alkohol und Stress vermieden werden. Daneben sei eine ausgewogene Ernährung wichtig. 

Weiterlesen auf utopia.de:

English version available: How to Identify and Treat Period Flu Symptoms Effectively

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