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Skandal vor Klimakonferenz: COP28-Chef wollte Rolle wohl für Öldeals nutzen

Sultan Ahmed Al Jaber, designierter Präsident der COP28 und Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate, spricht während der Klima-Zukunftswoche im Museum of the Future.
Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa

Haben die Vereinigten Arabischen Emirate ihre Rolle als Gastgeberstaat der Klimakonferenz missbraucht, um Deals mit fossilen Energien zu machen? Geleakte Dokumente belasten den COP28-Präsidenten Sultan Ahmed al-Dschaber.

Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz (COP28) in Dubai gibt es noch einmal Wirbel um die Veranstalter. Die BBC berichtet über Pläne der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), im Vorfeld der Konferenz mit 15 Nationen Deals zu fossilen – also klimaschädlichen – Energieträgern zu besprechen. Dies gehe aus geleakten Briefing-Dokumenten hervor, schreibt die BBC.

Die Nachrichtenagentur AFP hat ebenfalls über den Vorfall berichtet und wirft dem Präsidenten der COP28 vor, seine Rolle missbraucht zu haben. Sultan Ahmed al-Dschaber sitzt der Weltklimakonferenz vor und ist gleichzeitig Chef der staatlichen Ölgesellschaft der VAE, Adnoc.

Geleakte Dokumente: Emirate wollten Deals zu fossilen Energieträgern besprechen

Die belastenden Dokumente wurden laut BBC gemeinsam mit unabhängigen Journalist:innen des Centre for Climate Reporting (CCR) beschafft. Der AFP zufolge stammen sie von einem Informanten und wurden zur Vorbereitung für Treffen al-Dschabers zwischen Juli und Oktober genutzt. Der Präsident der Klimakonferenz hat sich im Vorfeld mit mindestens 27 ausländischen Regierungen getroffen, heißt es.

Wie die BBC berichtet, enthielten die Unterlagen Vorschläge für „Gesprächspunkte“. Dem kolumbianischen Minister könne man zum Beispiel versichern, die staatliche Ölgesellschaft Adnoc sei bereit, Kolumbien bei der Erschließung seiner fossilen Brennstoffressourcen zu unterstützen. Ähnliche Kooperationsangebote gab es demnach für 14 weitere Länder, darunter China, Deutschland und Ägypten.

Sprecher bezeichnet Dokumente als „fehlerhaft“

Dass Gastgeberstaaten auf Konferenzen ihre eigenen Interessen vertreten, ist nicht vorgesehen. Das zuständige zuständige UN-Gremium versicherte gegenüber der BBC, es werde erwartet, dass die Veranstalter unvoreingenommen handeln. Laut dem britischen Sender bestritt das VAE-Team nicht, die COP28-Treffen für Geschäftsgespräche zu nutzen. Stattdessen erklärte es: „Private Treffen sind privat.“ Weitere Äußerungen zu den Anschuldigungen lehnte es zunächst ab.

Inzwischen hat ein Sprecher der COP28-Konferenz die Dokumente als „fehlerhaft“ beschrieben und bestritten, dass diese während Treffen der COP28-Leitung benutzt wurden. Wie die AFP berichtet, warf er der BBC zudem vor, sich auf „ungeprüfte Dokumente“ zu stützen.

COP28: Viel Kritik an Klimakonferenz

Die Klimakonferenz beginnt am 30. November, doch schon im Vorfeld gab es immer wieder Kritik. Im Januar beschwerten sich hunderte NGOs in einem offenen Brief an UN-Generalsekretär António Guterres über die Ernennung von Adnoc-Chef al-Dschaber zum Präsidenten der COP28. Sie sahen die „Legitimität“ der Konferenz gefährdet. Auch Klimaaktivist:innen wie Luisa Neubauer bestätigten Skepsis  wegen Greenwashing und eines „Interessenkonflikts“  des Gastgeber-Staates – Utopia berichtete

Die diesjährige Klimakonferenz gilt als besonders bedeutend. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 wurde festgelegt, dass im Jahr 2023 eine globale Bestandsaufnahme des Klimaschutzes vorzunehmen sei. Aus den Ergebnissen sollen dann weitere Maßnahmen zum Klimaschutz beschlossen werden.

Verwendete Quellen: BBC; AFP

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