Nicht nur Gas und Strom, auch Lebensmittel werden immer teurer. Unsere Autorin erklärt, warum das kein Grund sein muss, auf Bio-Produkte zu verzichten und verrät Tipps, wie man sich jetzt noch Bio leisten kann.
Die Inflationsrate lag im September bei zehn Prozent, so das vorläufige Ergebnis des Statistischen Bundesamts. Auch die Verbraucherpreise sind demnach gegenüber dem August nochmals um 1,9 Prozent gewachsen.
Nicht nur im Energiesektor müssen Verbraucher:innen derzeit mehr bezahlen, auch die Preise für Nahrungsmittel steigen und steigen. Verständlich, dass viele Bürger:innen beim Einkaufen jetzt noch genauer hinschauen (müssen) und zu günstigeren Eigenmarken, Großpackungen und Wochenangeboten greifen.
Das muss aber nicht zwangsläufig heißen, dass du dir künftig keine Bio-Lebensmittel mehr leisten kannst. Wobei man auch festhalten muss: Nicht jeder hat dieselben finanziellen Möglichkeiten oder Belastungen. Wer schon vor der Energiekrise und Inflation sparen musste, kann sich auch jetzt keine hochpreisigen Lebensmittel leisten – das ist uns klar. Und genau hier muss die Politik ansetzen.
Doch nicht für alle Bürger:innen bedeuten die Preissteigerungen, dass sie sich beim Einkauf einschränken und auf Bio verzichten müssen. Wir zeigen, wie du in anderen Bereichen Geld sparst und auch bei Bio-Produkten keinen zu hohen Preis bezahlst.
Warum Bio auch in Inflationszeiten wichtig bleibt
Bei Utopia empfehlen wir, Bio-Lebensmittel zu kaufen. Das hat mehrere Gründe: In der Bio-Landwirtschaft werden keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt. Das schont die Böden, das Grundwasser und deine Gesundheit. Zudem haben die bekannten Anbauverbände Bioland, Demeter und Naturland recht strenge Kriterien zur Tierhaltung.
Weniger bzw. natürlichere Schädlingsbekämpfung und Dünger sowie eine kleinere Anzahl an Tieren sorgen mitunter für geringere Erträge. Bio-Lebensmittel sind deshalb durchschnittlich teurer als konventionell produzierte.
Für den günstigeren Preis konventioneller Produkte jedoch zahlen Umwelt und Nutztiere den Preis. Die konventionelle Landwirtschaft bringt Monokulturen zulasten der Artenvielfalt hervor. Massentierhaltung sorgt für Tierleid, präventiv eingesetztes Antibiotika und führt schlussendlich zu antibiotikaresistenten Keimen, gegen die Medikamente unwirksam sind.
Bio-Produkte bleiben beliebt – werden aber woanders gekauft
In der aktuellen Krise kaufen die meisten Menschen preissensibel ein; Bio-Supermärkte, Naturkostläden und Reformhäuser spüren das deutlich. Während der Corona-Lockdowns verbuchten sie noch Umsatzsteigerungen, jetzt kaufen weniger Kund:innen dort ein. Das bedeutet aber nicht, dass Bio-Produkte insgesamt weniger nachgefragt sind – im Gegenteil.
Robert Kecskes vom Marktforschungsunternehmen GfK sagte der Deutschen Presseagentur, dass Bio sogar weiter Marktanteile gewinnt. Allerdings habe sich der Einkaufsort geändert: Verbraucher:innen meiden Bio-Fachgeschäfte und besuchen verstärkt Supermärkte und Discounter. Es landen häufiger Bio-Eigenmarken im Einkaufskorb. „Die Verbraucher kaufen weiter Bio ein, aber eben günstiger“, fasst Kecskes zusammen.
So kannst du dir (weiterhin) Bio-Lebensmittel leisten
Dass Bio-Produkte weiterhin gekauft werden, zeigt: Nachhaltigkeit ist in der Bevölkerung angekommen und bleibt wichtig. Auch die Tatsache, dass laut Daten der GfK beispielsweise bei der Wahl zwischen einem konventionellen Apfel und einem Bio-Apfel immer öfter das Bio-Obst die Nase vorne hat, ist ein gutes Zeichen.
Gleichzeitig birgt es eine große Gefahr, wenn Alnatura, denn’s Biomarkt und vor allem kleinere Bio-Ketten jetzt ums Überleben kämpfen oder schließen müssen. Die Klimakrise macht keine Pause, nur weil im Moment die Energiekosten in die Höhe schießen. Aus unserer Sicht hast du zwei große Hebel, um dir deinen Einkauf im Bio-Supermarkt oder Unverpacktladen weiterhin leisten zu können: In anderen Bereichen sparen und beim Lebensmittelkauf selbst sparen.
Energie und Heizkosten einsparen
Um beim Heizen und dem Stromverbrauch zu sparen, hast du viele Möglichkeiten. Das Schöne: Bereits kleine Änderungen sparen bei den hohen Energiepreisen Geld. Besorge dir zum Beispiel Mehrfachstecker mit einem Ausschaltknopf, sodass keines deiner Elektrogeräte mehr im Standby-Modus läuft.
Kaufe dir einen Sparduschkopf. Stell beim Duschen das Wasser etwas kälter ein, mach es beim Einseifen immer aus und verzichte auf langes Abduschen. Benutze bei Spül- und Waschmaschine das Eco-Programm und heize deine Räume nicht wärmer als nötig – im T-Shirt muss im Winter niemand durch die Wohnung laufen. Bereits ein Grad weniger zu heizen, spart bis zu sechs Prozent Energie ein.
Weitere Spartipps kannst du in diesen Beiträgen nachlesen:
- 7 echte Stromfresser, die du noch nicht auf dem Schirm hattest
- Energie sparen: 17 neue Energiespar-Tipps für den Haushalt
- Energie sparen im Homeoffice: 20 Tipps, damit es klappt
- Heizkosten sparen: Diese 20 Tipps helfen dir, günstig zu heizen
- 8 Heizfehler, die Geld kosten und Energie verschwenden
Beim Bio-Lebensmittelkauf sparen
Du kannst aber nicht nur deine Energiekosten niedriger halten, damit mehr Geld für Lebensmittel übrigbleibt. Auch beim Einkaufen selbst kannst du sparen – und trotzdem Bio kaufen.
Die wichtigsten Tipps lauten:
- Mach dir vor dem Einkauf eine Liste und schreib nur das auf, was du tatsächlich benötigst. So verhinderst du teure Spontankäufe.
- Kaufe Obst und Gemüse saisonal und regional ein: Zur Saison ist das jeweilige Angebot groß und die Preise deshalb niedriger. Unser Saisonkalender hilft dir bei der Orientierung.
- Kaufe haltbare Lebensmittel in Großpackungen und warte, bis sie im Angebot sind.
- Auch Bio-Supermärkte haben Wochenangebote, mit denen du sparen kannst.
- Fertigprodukte – Bio hin oder her – sind zwar praktisch, aber teurer als frische Lebensmittel.
- Produkte, die bald ablaufen, werden zu einem niedrigeren Preis angeboten und sind oft länger haltbar als das MHD suggeriert.
- Wasser musst du nicht kaufen, sondern kannst es aus dem Hahn trinken.
Ziel bleibt: Bio für alle erschwinglich machen
Bio-Lebensmittel sind ein Weg hin zu einer gesunden und klimaverträglichen Ernährung – und bleiben auch in Krisenzeiten wichtig. Viele Verbraucher:innen kaufen auch weiterhin Bio-Produkte, allerdings verstärkt bei großen Supermarkt- und Discounterketten zu billigeren Preisen. Hier muss die Politik Lösungen finden, damit sich künftig jede:r Bio leisten kann.
Eine Idee wird bereits länger diskutiert: Die Mehrwertsteuer auf Bio-Obst und -Gemüse streichen. Höchste Zeit, dass wir weitere kreative Lösungsansätze entwickeln und die Klimakrise mit höchster Priorität angehen.
Mit Material der dpa
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