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Chinolingelb: Das steckt hinter dem Zusatzstoff E 104

Chinolingelb
Foto: CC0/pixabay/PublicDomainPictures

Chinolingelb ist als Lebensmittelfarbe bedenklich – wie sehr, dazu forscht die Fachwelt derzeit noch. Hier erfährst du, wie sich der Stoff wahrscheinlich auf die Gesundheit auswirkt und wie du ihn am besten meidest.

Chinolingelb ist ein künstlicher Farbstoff. Das gelbe Pulver verleiht vor allem industriell gefertigten Lebensmitteln eine intensivere Tönung. Chinolingelb kann sich nicht nur in gelben, sondern auch in grün gefärbten Lebensmitteln verbergen: Wird es mit einem blauen Farbstoff vermischt, entsteht so eine grüne Tönung.

Allerdings ist der Einsatz von künstlichen Farbstoffen wie Chinolingelb durchaus umstritten. Seit geraumer Zeit sind Forschungsergebnisse bekannt, die auf Zusammenhänge zwischen Farbstoffen und gesundheitlichen Risiken hinweisen. Die meisten Studien beziehen sich dabei auf eine spezielle Gruppe von künstlichen Farben, die sogenannten Azofarbstoffe. Chinolingelb gehört nach chemischer Definition zwar nicht direkt zu dieser Gruppe, lässt sich jedoch mit den gleichen Analysemethoden identifizieren. Studien zur Wirkung der Zusatzstoffe auf den Menschen untersuchen Chinolingelb und Azofarbstoffen häufig zusammen.

Kann sich Chinolingelb schädlich auf die Gesundheit auswirken?

Die gelbe Farbe in Süßigkeiten kann mit Chinolingelb gefärbt sein.
Die gelbe Farbe in Süßigkeiten kann mit Chinolingelb gefärbt sein. (Foto: CC0/pixabay/Ogutier)

Aufgrund der beunruhigenden Hinweise untersucht die Europäische Food Safety Authority (EFSA) in einer groß angelegten Studie derzeit alle bisher zugelassenen Farbstoffe noch einmal neu. Chinolingelb steht speziell im Verdacht, unter anderem folgende Erkrankungen zu begünstigen:

Hyperaktivität bei Kindern (ADHS-Syndrom):

  • Eine englische Studie aus dem Jahr 2007 löste die erneute wissenschaftliche Diskussion um künstliche Farbstoffe aus. In ihrem Ergebnis stellt die Untersuchung einen Zusammenhang zwischen bestimmten Farbstoffen, dem Konservierungsmittel Natriumbenzoat (E 211) und Hyperaktivität bei Kindern her. Die EFSA nennt die betroffenen Farbstoffe: Neben Chinolingelb (E104) sind auch fünf Azofarbstoffe aufgefallen. Bei ihnen handelt es sich um Tartrazin (E102), Sunsetgelb (E110), Ponceau 4R (E124), Allurarot (E129) und Carmoisin (E122).
  • Erhebungen der EFSA ergaben, dass die genannten Zusätze in Softdrinks wie Limonaden oder in Süßigkeiten verbreitet sind. Auf diesem Weg könnten Kinder durchaus bedenklich hohe Mengen der Substanzen aufnehmen. Jedoch konnte die EFSA die Schlussfolgerungen der englischen Studie bislang nicht bestätigen. Eine abschließende Risikobewertung der EFSA für alle Stoffe liegt derzeit noch nicht vor. Es gibt jedoch schon Zwischenberichte für einige der Farbstoffe – dazu gehört auch Chinolingelb.
  • In ihrer Risikobewertung für Chinolingelb von 2009 setzte die EFSA vorsorglich den bislang geltenden Höchstwert drastisch herunter. Die als unbedenklich geltende tägliche Aufnahmemenge („acceptable daily intake“) gibt der sogenannte ADI-Wert an. Für Chinolingelb beträgt er jetzt maximal 0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Davor lag die Spanne bei null bis zehn Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Das Bayerische Landesamt für Lebensmittelsicherheit weist zudem auf die gesetzliche EU-Verordnung hin, die einen Warnhinweis für die genannten Zusätze vorschreibt. Lebensmittel, die Chinolingelb oder einen der anderen Farbstoffe enthalten, müssen auf der Packung auf mögliche gesundheitliche Folgen für Kinder hinweisen.
  • Laut Foodwatch verzichtet beispielsweise Haribo seit der Neueinstufung auf die fraglichen künstlichen Farbstoffe, um so den Warnhinweis zu vermeiden. Foodwatch stellt zudem die Frage, warum die EU eine Warnung vorschreibt, aber kein Verbot erlassen hat. In die USA dürfen beispielsweise keine Lebensmittel mit Chinolingelb eingeführt werden.

Nesselsucht (Urticaria):

  • Wie viele der Azofarbstoffe kann auch Chinolingelb vermutlich den Verlauf von bestimmten Hauterkrankungen verschlechtern. Eine Studie zeigt auf, dass der Farbstoff Chinolingelb einen erneuten Krankheitsschub auslösen kann. Typisch für diese Hauterkrankung ist, dass sie durch umweltbedingte Auslöser wie Lebensmittel in Schüben auftritt.

Ist Chinolingelb krebserregend?

Energy-Drinks können Chinolingelb enthalten.
Energy-Drinks können Chinolingelb enthalten. (Foto: CC0/pixabay/Alexas_Fotos)

Bei der Frage, ob Chinolingelb möglicherweise Krebs begünstigt oder das Erbgut schädigt, ist sich die Fachwelt nicht einig. Verschiedene Studien deuten aber darauf hin.

  • Ist Chinolingelb krebserregend? Eine Studie an Versuchstieren legt ein erhöhtes Krebsrisiko durch den Lebensmittelfarbstoff nahe. Die Untersuchung stammt allerdings aus dem Jahr 1997 und ist damit schon über zwanzig Jahre alt.
  • Ist Chinolingelb erbgutschädigend? Zu diesem Ergebnis gelangt eine andere Studie von 2004. Anhand von Laboruntersuchungen an Zellkulturen stellte sie potenziell genotoxische – also erbgutschädigende – Effekte fest.

Die EFSA kann in ihrem Bericht zu Chinolingelb aus dem Jahre 2009 solche Schlussfolgerungen nicht bestätigen. Laut der Organisation erbrachten ihre Untersuchungen keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass Chinolingelb für Menschen krebserregend sein könnte oder das Erbgut schädigt.

Ob die Frage damit abschließend geklärt ist, bleibt aber fraglich. Neuere Forschung weisen wiederum in die Richtung, dass Chinolingelb im Körper unerwünschte Reaktionen auslösen könnte. So zeigt eine Studie von 2018, dass der Farbstoff mit bestimmten Eiweißen im Blutplasma reagieren kann. Aus der Studie geht allerdings nicht klar hervor, ob solche Reaktionen möglicherweise zu gesundheitlichen Schäden führen.

Wo Chinolingelb enthalten sein kann – und wie du es umgehst

Eine selbst gemachte Limonade ist frei von Chinolingelb.
Eine selbst gemachte Limonade ist frei von Chinolingelb. (Foto: CC0/pixabay/JillWellington)

Auf der Liste der Inhaltsstoffe erkennst du Chinolingelb an der E-Nummer E 104. Du kannst dir auch eine App herunterladen, die dir bedenkliche Inhalte anzeigt und E-Nummer erläutert, zum Beispiel von Codecheck. Bei diesen Produkten lohnt sich der Blick auf die Zusatzstoffe besonders – sie könnten Chinolingelb enthalten:

  • Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass die Lebensmittelindustrie oftmals Getränke, Konfitüren, Süßigkeiten oder Desserts mit Chinolingelb färbt.
  • Laut Codecheck helfen Unternehmen zum Beispiel bei einigen Energy-Drinks, Limonaden, Fruchtgummis oder Vanillesauce mit dem Farbstoff nach.

Chinolingelb kann auch in Kosmetika oder Arzneimitteln enthalten sein. Dazu zählen zum Beispiel Vitaminpräparate oder der Überzug verschiedener Kapseln und Tabletten. Übrigens: Auch die grüne Farbe des Erkältungssirup Wick Medinait entsteht durch eine Mischung aus Chinolingelb und blauem Farbstoff.

Möglichen gesundheitlichen Risiken durch Chinolingelb gehst du am besten aus dem Weg, indem du frische Lebensmittel verwendest. Viele der Produkte, die fertig erhältlich sind, lassen sich mit einfachen Mitteln auch selbst herstellen. Der große Vorteil: Du weißt dann genau, was in deinen Mahlzeiten oder Snacks steckt. Hier einige Tipps:

  • Erfrischungsgetränke wie Limonade oder Eistee kannst du schnell und mit wenigen Zutaten nach deinen eigenen Vorlieben selber mixen.
  • Marmelade: Mit diesem Grundrezept gelingt dir eine fruchtige Marmelade.
  • Auch Fruchtgummi oder Zuckercouleur kannst du leicht selbst herstellen.
  • Kaffee: Statt eines Energy-Drinks brüh dir doch eine Tasse Kaffee auf. Wenn du Kaffee in Bio-Qualität kaufst, kannst du sicher sein, dass er keine schädlichen Pestizide enthält. Am besten achtest du auch auf ein Fairtrade-Siegel.
  • Erkältung: Pflanzliche Hausmittel lindern auf natürliche Art die Symptome der Erkältung – und sind frei von künstlichen Farbstoffen.

Verwende als Zutaten möglichst Bioprodukte aus dem Biomarkt oder einem regionalen Hofladen. Du kannst dich an Biosiegeln orientieren, die keine künstlichen Zusätze verwenden, wie zum Beispiel Bioland, Demeter oder Naturland.

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