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Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie – einfach erklärt

Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie
Foto: CC0/pixabay/anncapictures

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie setzt Ziele, damit wir Menschen eine Chance auf eine bessere Zukunft haben. Hier liest du, wie es damit vorangeht und was du selbst beitragen kannst.

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist so etwas wie ein Masterplan für eine nachhaltige Zukunft, in der wir Menschen (weiterhin) ein würdiges und gesundes Leben führen können. Die Strategie gibt dafür die Ziele mit entsprechenden Maßnahmen vor und umfasst alle drei Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Soziales und Wirtschaft). Hier findest du die vollständige Fassung und eine Kurzfassung.

Die Nachhaltigkeitsstrategie für Deutschland greift die internationalen Ziele der Vereinten Nationen (UN) auf und passt sie an die nationalen Bedingungen an. Die Staatengemeinschaft der UN verabschiedete 2015 mit der Agenda 2030 die 17 SDG-Ziele. Die Buchstaben SDG stehen für den englischen Namen „Sustainable Development Goals“.

Laut UN sollen die Staaten bis 2030 Resultate vorweisen. In den bis dahin verbleibenden Jahren sollen sie Fortschritte bei so dringlichen Problemen wie Armut, Hunger und Klimawandel machen. Aber auch bei sozialen Themen wie Geschlechtergleichheit und finanzieller Gleichstellung bei den Gehältern mahnt die UN mehr Tempo an. Die Vereinten Nationen riefen deshalb für dieses Jahrzehnt die Dekade des Handelns aus. 

Die Bundesregierung nennt die 17 SDGs vor diesem Hintergrund einen „Kompass für die Zukunft“. Mit der Nachhaltigkeitsstrategie leistet Deutschland seinen Beitrag zur Verwirklichung der SDGs.

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie: Dine nicht rein politische Initative

Die Verantwortung für die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie liegt in der Hand der Bundesregierung. Sie überarbeitete die Strategie bislang mehrmals, um sie an die jeweils aktuellen Entwicklungen anzupassen. Einige Beispiele:

  • 2002 begann die Arbeit mit der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Darin stellte die Regierung die „Perspektiven für Deutschland“ vor. Sie konzentrierte sich darin vor allem auf nationale Belange.
  • 2016 richtete sich die Strategie an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen aus. Dabei erhielt die deutsche Strategie insgesamt eine internationale Ausrichtung. Es kamen daher auch neue Ziele dazu.
  • Im März 2021 veröffentlichte die Regierung den aktuelle Weiterentwicklungsstand. Darin griff sie unter anderem Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie auf. Um solche Krisen zu meistern, benötigt eine Gesellschaft Widerstandsfähigkeit. Diese kann sie nur aufbauen, wenn sie Nachhaltigkeit ernst nimmt.

Laut dem Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) sind folgende Institutionen an der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie beteiligt:

  • Der „Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung“ ist für die Strategie zuständig. Die Leitung des Ausschusses ist im Kanzleramt angesiedelt.
  • Der Rat für nachhaltige Entwicklung berät den Ausschuss. Er ist ein unabhängiger Rat, den die Regierung einberuft. Die Mitglieder im Rat sind Personen aus der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Politik.
  • Der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung prüft unter anderem, ob Gesetze den Zielen der Nachhaltigkeitsstrategie entsprechen.
  • Interessenverbände kommen in dem Prozess der Weiterentwicklung ebenfalls zu Wort. Das Bundesministerium für Umwelt berichtet, dass breit angelegte Dialog- und Konsultationsprozesse mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen stattfinden. Die Kurzfassung erläutert, dass bei der aktuellen Fassung rund 360 Institutionen, Verbände, Organisationen oder Einzelpersonen gehört wurden.
  • Das Statistische Bundesamt überprüft und bewertet alle zwei Jahre die Fortschritte in einem eigenen Indikatorbericht. Du kannst online eine interaktive Version aufrufen. 

Themen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie

Nachhaltigere Städte sind Teil der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.
Nachhaltigere Städte sind Teil der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.
(Foto: CC0/pixabay/blazejosh)

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie soll auf allen Ebenen der Gesellschaft die Weichen für mehr Nachhaltigkeit stellen. Die Bundesregierung erklärt, dass dafür eine anspruchsvolle Transformation aller Teile der Gesellschaft notwendig ist. Dringliche Veränderungen betreffen unter anderem die Bereiche Wohnraum, Verkehr, Ernährung und Landwirtschaft.

Die Kurzfassung der aktuellen Strategie nennt sechs Transformationsbereiche. Diese fassen thematisch die 17 SDG-Ziele zusammen.

1. Menschliches Wohlbefin­den und Fähigkeiten sowie soziale Gerechtigkeit – Hierunter fallen Ziele wie gerechte Arbeitsbedingungen, Geschlechtergleichheit und Zugang zu Bildung. Die Kurzfassung erklärt, dass die Corona-Pandemie zeigt, wie eng die Gesundheit der Menschen mit dem Wohlergehen der Tiere zusammenhängt. Die WHO erläutert, dass die COVID-19-Erkrankung durch Coronaviren verursacht wird, die vermutlich von Wildtieren stammen. Sie warnt, dass Wildtiere durch den fortschreitenden Verlust ihres natürlichen Lebensraums häufiger mit Menschen in Kontakt kommen würden. Dadurch steige das Risiko solcher Infektionen durch Zoonosen. Um dem entgegenzuwirken, unterstützt die Bundesregierung mit Entwicklungszusammenarbeiten den Erhalt der natürlichen Lebensräume von Nutz- und Wildtieren.

2. Energiewende und Klima­schutz – Bis 2030 soll der Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreiten. So soll die Strategie dazu beitragen, das Klimaziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen. Die (weltweite) Energiewende ist sehr wichtig, um den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei oder genauer noch auf 1,5 Grad zu begrenzen.

3. Kreislaufwirtschaft – In einer Kreislaufwirtschaft liefern verbrauchte Produkte wieder die Rohstoffe für neue Waren. Durch Wiederverwertung oder Recyclingtechnologien lassen sich die Abfälle aufbereiten. Dies schont die begrenzten natürlichen Ressourcen der Erde.

4. Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende – Nachhaltige Wohnhäuser, wie zum Beispiel Nullenergiehäuser, sparen Energie ein und tragen so zur Klimaneutralität bei. Neue Wohnkonzepte helfen zudem dabei, den Flächenverbrauch der Städte zu begrenzen und erhalten so die Lebensräume und damit die Artenvielfalt in Deutschland. Auch der Straßenverkehr soll sich künftig verstärkt an Gesichtspunkten von Umwelt- und Klimaschutz orientieren. Dafür hat die Regierung die neue nationale Plattform „Zukunft der Mobilität“ ins Leben gerufen.

5. Nachhal­tige Agrar­- und Ernährungssysteme – Auch in Zukunft soll die Versorgung mit bezahlbaren und sicheren Nahrungsmitteln gewährleistet sein. Gleichzeitig sollen diese Lebensmittel gesund sein und aus einer fairen, nachhaltigen Landwirtschaft stammen.

6. Schadstofffreie Umwelt – Dieser Bereich wendet sich gegen die Verschmutzung der Umwelt und des Wassers, zum Beispiel durch Chemikalien.

Bei der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie läuft es nicht rund

Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie sieht einen Ausbau der ökologischen Landwirtschaft vor.
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie sieht einen Ausbau der ökologischen Landwirtschaft vor.
(Foto: CC0/pixabay/Didgeman)

Die Veränderungen, die von der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ausgehen sollen, kommen teilweise zu langsam voran. Die Bundesregierung fordert daher mehr Tempo bei der Umsetzung der Maßnahmen.

Das Statistische Bundesamt bewertet in seinem Indikatorbericht den erzielten Fortschritt für jede einzelne Maßnahme. In seiner Pressemitteilung berichtet das Amt, dass die Bundesregierung vier der zwölf Ziele für 2020 erreicht habe.

Erreichte Ziele:

  • Strom aus erneuerbaren Energien. Der für 2019 erzielte Anteil von 42 Prozent am gesamten Stromverbrauch übertrifft das Ziel von 35 Prozent.
  • Zahlungen für den internationalen Klimaschutz.
  • Anteil der akademischen Berufsqualifizierung in der Gruppe der 30- bis 34-Jährigen.
  • Anzahl der Studierenden und Forschenden aus weniger entwickelten Ländern.

Nicht erreichte Ziele sind unter anderem:

  • Der Energieverbrauch sank nicht so stark wie erwünscht. Anstatt der angestrebten 20 Prozent im Vergleich zu 2008 sank der Verbrauch nur um 18,7 Prozent.
  • Ganztagsbetreuung von kleinen Kindern bis fünf Jahren. Der Anteil sollte 2020 bei 60 Prozent liegen, tatsächlich erhielten jedoch nur 47,6 Prozent der Kinder einen Platz.
  • Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern. Bis 2020 sollte der „Gender Pay Gap“ auf zehn Prozent sinken, der erreichte Wert lag mit 18 Prozent darüber.

Die Kurzfassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie nennt weitere kritische Punkte, deren Erfüllung fraglich ist:

  • Verringerung der Stickstoffüberschüsse in der Landwirtschaft, zum Beispiel durch zu viel Dünger. Das Umweltbundesamt erläutert, dass dadurch unter anderem die Fruchtbarkeit der Böden und die Qualität des Grundwassers abnehmen.
  • Den Anstieg von krankhafter Fettleibigkeit unter Erwachsenen zu stoppen.
  • Gleiche Bildungschancen für Schüler:innen mit Migrationshintergrund.
  • Den Energieverbrauch bei dem Güter- und Personentransport zu senken.
  • Die CO2-Emissionen zu senken, die private Haushalte durch ihren Konsum verursachen. Der detaillierte Indikatorbericht erläutert, dass CO2-Emissionen zum Beispiel durch die Heizung, das Auto oder die Ernährung entstehen.

    Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie braucht Unterstützung

    Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie setzt auf erneuerbare Energien.
    Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie setzt auf erneuerbare Energien.
    (Foto: CC0/pixabay/RoyBuri)

    Die Fortschritte der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie sind noch nicht da, wo sie sein sollten. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung mahnt in zentralen Bereichen der Politik ein Umsteuern an.

    In deiner Umgebung kannst du selbst helfen, Veränderungen anzustoßen. Mit diesen Tipps gelingen dir erste Schritte zur Veränderung:

    Gesunde und nachhaltige Lebensmittel:

    Energie sparen:

    Nachhaltiger Konsum:

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