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Vergiss Nike und Adidas: Diese Sneaker haben einen entscheidenden Vorteil

Nachhaltige Sneaker: Die besten Alternativen zu Nike, Adidas & Co.
© Flamingos Life / EKN Footwear

Vom Trainingsgerät zum Statussymbol: Sneaker haben die Welt erobert. Doch der Boom bringt auch Probleme mit sich. Utopia zeigt, was der Markt für nachhaltige Sneaker bietet und stellt einige empfehlenswerte Modelle vor.

Warum brauchen wir nachhaltige Sneaker?

Sneaker haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt und gelten weiterhin als starker Wachstumsmarkt. So schätzt die Statistik-Plattform Statista den Umsatz in diesem Segment allein in Deutschland 2023 auf ca. 2,6 Milliarden Euro – Tendenz steigend. Dabei ist die stetig wachsende Nachfrage gleich aus mehrerlei Hinsicht problematisch.

Diese ökologischen Probleme verursachen Sneaker

In aller Regel bestehen die Freizeitschuhe aus Kunststoffen, die auf Basis der endlichen Ressource Erdöl hergestellt werden. Bei der Produktion, beim Transport und auch bei der Entsorgung entstehen Treibhausgase. Teilweise werden die vielen verschiedenen Materialien für die Produktion aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt angeliefert. Und nach der Fertigstellung eines Produkts – oftmals in Fernost – werden die Sneaker dann zum Verkauf nach Europa transportiert.

Und was passiert überhaupt mit all den Sneakern, die bei uns über die Ladentheke gehen, am Ende ihres Lebens? Denn reparierbar sind die Schuhe oftmals nicht so leicht, wenn es beispielsweise über das Kleben einer Sohle hinausgeht. Viele Marken bieten erst gar keinen Reparaturservice an. Können sie zumindest zurückgegeben und recycelt werden, wie es manche Hersteller versprechen?

Um das herauszufinden, hatten das Redaktionsnetzwerk Flip, Die Zeit und der NDR im Jahr 2021 die alten Schuhe von Prominenten mit GPS-Trackern ausgestattet. Bei dieser sogenannten Sneakerjagd wurde deutlich: Sneaker-Recycling lohnt sich in der Realität kaum, denn die Schuhe bestehen aus bis zu vierzig Materialien. Es wäre viel zu aufwendig, diese für eine Wiederverwertung sauber zu trennen.

Hinzu kommen noch die vielerorts kritikwürdigen Arbeitsbedingungen der Arbeiter:innen in der Modeindustrie. Ein Großteil unserer Fast Fashion wird in Ländern des globalen Südens hergestellt. Dort müssen die Arbeiter:innen trotz geringer und nicht existenzsichernder Löhne oftmals 16 Stunden am Tag arbeiten. Teils unter mangelnden Sicherheitsstandards und ohne Kündigungsschutz bei Krankheit oder Schwangerschaft. Hier findest du mehr zu den aktuellen Entwicklungen in der Branche.

Dieser Sneaker ist am nachhaltigsten

Der nachhaltigste Sneaker ist daher immer der Sneaker, den du idealerweise möglichst lange trägst. Frage dich also vor jedem Kauf, ob du wirklich ein neues Paar Schuhe brauchst.

Vielleicht kommt auch ein Gebrauchtkauf für dich infrage? Dann findest du in diesem Artikel unsere Shopping-Tipps mit den besten Anlaufstellen für gebrauchte Mode:

Nachhaltige Sneaker: Nicht perfekt, aber mit guten Ansätzen

Entscheidest du dich dennoch für einen Neukauf sei hiermit gesagt: Den perfekten nachhaltigen Sneaker gibt es nicht. Verlässliche Siegel sind in diesem Bereich kaum verbreitet und auch Herstellerangaben zu CO₂-Fußabdruck und Co. meist schwer untereinander vergleichbar. Denn wie wir noch sehen werden, bestehen die Schuhe oft aus vielen verschiedenen Materialien, die wiederum ökologische Vor- und Nachteile haben.

Aber es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Unternehmen, die einiges besser machen als die Fast-Fashion-Konkurrenz. Unternehmen, die sich redlich um eine ökologische Evolution des komplexen Produkts Sneaker bemühen. Nicht perfekt, aber eben besser als andere. Einige von ihnen – und dazu jeweils ein aktuelles Modell jeder Marke – stellen wir dir in diesem Artikel vor.

Nachhaltige Sneaker: Leder – ja oder nein?

Vergleicht man Leder mit Kunstleder, hat Leder einen entscheidenden Vorteil: Es ist vergleichsweise langlebig. Bei vielen Kunstlederschuhen hingegen platzt das Material nach einigen Jahren ab, es verteilt sich als Mikroplastik in der Umwelt.

Allerdings ist Leder mitnichten das nachhaltige Naturprodukt, für das es viele halten. Die Gerbung von Leder ist mit einem enormen Wasserverbrauch und dem Einsatz giftiger Chemikalien verbunden. Zudem werden Lederschuhe häufig mit einer wasserdichten Kunststoffschicht versiegelt. Ein biologisch abbaubares Naturprodukt ist so ein Lederschuh also nicht. Zumal auch bei Lederschuhen die Sohlen häufig auf Erdölbasis hergestellt werden. Auch hier besteht also das Problem von Kunststoffabrieb, der die Umwelt belastet.

Pflanzlich gegerbtes Leder ist nachhaltiger. Jedoch handelt es sich auch hierbei um ein Tierprodukt. Die industrielle Tierhaltung befördert die Klimakrise und fügt unzähligen Tieren Leid zu. Viele Menschen möchten das nicht unterstützen, sie ernähren sich vegan und verzichten auch auf Kleidung tierischen Ursprungs.

Wenn ein Tier schon geschlachtet wird, ist es allerdings sinnvoll, möglichst das ganze Tier zu verwerten, also auch dessen Häute zu nutzen. Aber: Nicht immer ist Leder ein Abfallprodukt der Fleischindustrie.

Letztendlich muss jede:r persönlich entscheiden, ob und unter welchen Bedingungen man die Nutzung von tierischen Produkten moralisch vertretbar findet. Dafür kann es helfen, die Alternativen zu kennen. So ist Kunstleder nicht die einzige Option neben Lederschuhen. In diesem Artikel stellen wir vegane Sneaker vor – von Marken, die es in verschiedenen Aspekten nachhaltiger angehen als viele andere Schuhhersteller. Perfekt ist wohl keiner der Schuhe, letztendlich entscheidest du, welche Kriterien dir wichtig sind.

Vegane Lederalternativen

Echtes Leder hat oftmals einen wertigen Look & Feel. Daher wünschen sich teils auch Veganer:innen Sneaker mit diesem Ansatz, wollen aber gleichzeitig die Gewinnung von Echtleder nicht unterstützen. Während Kunstleder früher nahezu vollständig auf Kunststoffen basierte, gehen zahlreiche Hersteller für nachhaltige Sneaker jetzt andere Wege:

Insbesondere in den letzten Jahren sind pflanzliche Lederalternativen stark im Kommen. Dabei werden Fasern aus Pflanzen wie Apfel, Kaktus oder sogar Pilzen gewonnen. Idealerweise sollte es sich um Pflanzenreste handeln. Denn Pflanzungen für veganes Leder nehmen Flächen in Anspruch, die für Nahrungsmittel oder ähnliche wichtige Produkte nicht zur Verfügung stehen.

Diese Lederalternativen können die Produktion von Neuplastik für Kunstleder reduzieren. Allerdings kommen auch sie in der Regel nicht ohne gewisse Mengen an Kunststoff als Beimischung oder Beschichtung aus. Zudem ist die Langlebigkeit im Vergleich zu Echtleder umstritten. Letzteres ist sehr reißfest und biegsam – pflanzlich basiertes Leder ist bemüht, diese Eigenschaften zu kopieren.

Die Entwicklung pflanzlicher Lederalternativen hat in den letzten Jahren allerdings einen regelrechten Boom erlebt. Daher ist zu hoffen, dass zukünftig der Kunststoffanteil noch weiter sinken und die Langlebigkeit gleichzeitig noch weiter steigen wird.

Flamingos Life: Lederalternative auf Maisbasis

Die spanische Marke Flamingos Life führt ein komplett veganes Sortiment. Als Material für seine Sneaker, die vornehmlich im Retro-Stil daherkommen, setzt der Hersteller auf eine Lederalternative auf Maisbasis. Dabei werden Abfälle aus dem Maisanbau mit recyceltem Polyester kombiniert.

Flamingos Life Leonardo 02
Retro-Flair mit Maisleder: Der Leonardo 02 von Flamingos Life (© Flamingos Life)

So auch beim hier abgebildeten Modell Leonardo 02. Es wird in Portugal hergestellt und hat ein Innenfutter auf Bambusbasis. Die Schnürsenkel sind aus Bio-Baumwolle

  • Modell: Leonardo 02
  • Größen: 36-46
  • Vegan: ja
  • Hauptmaterialien: Maisabfälle, Recyceltes Polyester, recyceltes Nylon, Bambus, Bio-Baumwolle
  • Herstellungsland: Portugal
  • Preis: ca. 165 Euro

Kaufen: bei Sneakers Unplugged

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Veja: Veganes Leder aus beschichteter Bio-Baumwolle

Wohl eine der bekanntesten Schuhmarken, die sich um mehr Nachhaltigkeit bemüht: Das französische Label Veja mit dem großen „V“ auf jedem Sneaker. Neben Leder und recycelten Kunststoffen findet man in vielen der Schuhe das Herstellereigene Material CWL.

Obwohl CWL teilweise aus Bio-Baumwolle besteht, ist es von seiner Beschaffenheit als Lederalternative konzipiert. Denn es soll die Oberflächenstruktur, Weichheit und Undurchlässigkeit von echtem Leder nachbilden. Bei der Herstellung wird ein Gemisch aus Bio-Baumwolle mit dem Kunststoff Polyurethan sowie Maisstärke und Rizinusöl beschichtet.

Veja V-10 CWL
Veja V-10 CWL (© Veja)

Der V-10 CWL in White Orange Fluo setzt mit seinem orangenen V-Logo einen kleinen, aber deutlichen Farbakzent.

  • Modell: V-10 CWL
  • Größen: 35-48
  • Vegan: ja
  • Hauptmaterialien: Bio-Baumwolle, Kautschuk (teilweise recycelt), Zuckerrohr, Polyurethan, Maisstärke, recyceltes Polyester, recyceltes EVA
  • Herstellungsland: Brasilien
  • Preis: ca. 165 Euro

Kaufen: bei Avocadostore

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Nachhaltige Sneaker: Modelle aus Recycling-Kunststoff

Anstatt ihre Schuhe aus Neukunststoff herzustellen, nutzen die folgenden Hersteller einen Anteil an recyceltem Plastik. Das spart im Sinne unserer endlichen Ressourcen einen Teil der Rohstoffe bei der Produktion ein. Allerdings gehört es auch zur Wahrheit, dass solche Recycling-Prozesse in der Regel relativ energieaufwändig sind. Zudem ist ein ausgelatschter Sneaker aus Recycling-Materialien nicht zwingend leichter zu recyceln als ein konventioneller.

Dennoch gehen die folgenden Hersteller aus unserer Sicht Schritte in die richtige Richtung und heben sich damit klar vom Gros der Sneaker-Industrie ab.

EKN Footwear: Kamthala-Design aus Bangladesch

EKN Footwear mit Sitz in Frankfurt bietet neben zahlreichen Sneaker-Modellen aus chromfrei gegerbtem Leder auch größere vegane Kollektionen mit Recycling-Kunststoff an. Die Designs sind meist relativ farbenfroh und orientieren sich klar an aktuellen Trends, aber auch Basics sind zu finden.

ekn footwear
Der farbenfrohe Sneaker Larch Ara von EKN Footwear.

Das oben abgebildete Modell Larch Ara wird laut EKN Footwear in Portugal handgefertigt. Mit einem Design aus der ersten Turnschuh-Ära, aber neuer Form und Linie schaffe dieser Sneaker einen „Retrofuture-Vibe“.

  • Modell: Larch Ara
  • Größen: 36-42
  • Vegan: ja (Peta-Approved)
  • Hauptmaterialien: Recyceltes Kunstleder, Neopren, Mesh, recyceltes EVA und Kautschuk
  • Herstellungsland: Portugal
  • Preis: ca. 190 EUR

Kaufen: bei EKN Footwear

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Nachhaltige Sneaker: Modelle aus Bio-Baumwolle

Einige Hersteller setzen beim Obermaterial ihrer Sneaker-Modelle auf Baumwolle. Dabei handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff. Wir raten dazu, beim Kauf auf die Bezeichnung Bio-Baumwolle (manchmal auch „Baunwolle kbA“) zu achten. Denn im Bio-Anbau sind chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel verboten. Das schützt die Umwelt und die Gesundheit der Arbeiter:innen auf den Baumwollfeldern.

Baumwolle gilt zwar als biologisch abbaubar, allerdings sind andere Materialien eines Sneakers das oft nicht. Und kaputte Schuhe werden in der Regel im Restmüll entsorgt. Das Material ist nicht wasserfest und benötigt im Anbau viel Wasser.

Ethletic: Fair Trainer im „Chucks“-Stil aus Bio-Baumwolle

Das Lübecker Label Ethletic bietet ein vollständig veganes Sortiment an Sneakern. Dabei kommen besonders in den klassischer anmutenden Kollektionen primär nachwachsende Rohstoffe wie Baumwolle und Naturkautschuk zum Einsatz.

Ethletic Fair Trainer White Cap Hi Cut
Klassischer Baumwoll-Sneaker: Der Ethletic Fair Trainer White Cap Hi Cut (© Ethletic)

Der hier im Colorway True Blood / Just White abgebildete Fair Trainer White Cap Hi Cut ist ein sehr klassisch anmutendes Modell. Er erinnert an die beliebten „Chucks“ der Firma Converse. Durch die klare Linienführung und schlichte Farbgebung ein Stil, den man sicherlich lange und immer wieder tragen kann.

  • Modell: Fair Trainer White Cap Hi Cut
  • Größen: 41-47
  • Vegan: ja
  • Hauptmaterialien: Bio-Baumwolle (Fairtrade-zertifiziert), Naturkautschuk (FSC-zertifiziert)
  • Herstellungsland: Pakistan
  • Preis: ca. 90 Euro

Kaufen: bei Ethletic, Avocadostore oder Otto

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Melawear: Bio-Baumwolle mit Naturkautschuk

Auch beim Lüneburger Label Melawear setzt man vor allen Dingen auf Baumwoll-Sneaker mit Naturkautschuk-Sohle. Die Auswahl ist nicht riesig, sondern umfasst primär das klassische Melawear-Design mit dem Namen „Yala“ in verschiedenen Farben und Ausführungen.

Melawear Yala
Schlicht und zeitlos: Der Yala von Melawear (© Melawear)

Das schlichte Design – hier abgebildet in der Ausführung Yala Ecru / Gum – macht den Schuh dafür aber ziemlich zeitlos.

  • Modell: Yala Ecru / Gum
  • Größen: 36-41
  • Vegan: ja
  • Hauptmaterialien: Bio-Baumwolle (Fairtrade-zertifiziert), Naturkautschuk
  • Herstellungsland: Sri Lanka
  • Preis: ca. 100 Euro

Kaufen: Bei Avocadostore, Memolife oder Otto

👉 Weitere Sneaker von Melawear findest du bei Avocadostore

Weitere empfehlenswerte Sneaker-Marken findest du auch in unserer Bestenliste für nachhaltige Sneaker:

Übrigens: Einige der Labels aus diesem Artikel und weitere Shops mit einem Angebot an nachhaltigen Sneakern sind auch auf unserer Seite für aktuelle Gutscheine für Bio-Mode vertreten.

Bei all den Problemen auf der Welt kann man schnell den Überblick verlieren. Wir möchten deshalb in dieser Woche einen besonderen Fokus auf das Thema Mode legen. Anlass ist der 10. Jahrestag des Einsturzes der Textilfabrik Rana Plaza. Wir stellen die Frage: Was hat sich seitdem in Sachen Arbeitssicherheit, Fairness und Nachhaltigkeit getan? Was muss noch passieren? Und was kann jede:r Einzelne von uns tun? Alle Artikel aus der Themenwoche findest du hier.

Bestenlisten:

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